Donnerstag, 10.07.2014 - Stadtflucht und noch ein hoher Turm
 

Der Plan für den heutigen Tag sah vor mal aus der Stadt rauszufahren und ein wenig was Grünes zu begutachten. Da passte es, das mein Lonely Planet Reiseführer Seattle es als unverzichtbares Must-Do nannte, einen Ausflug mit der Fähre auf eine der umliegenden Inseln zu machen. Als am besten erreichbar und mit dem wenigsten Aufwand zu machen war dort Bainbridge Island genannt. Zuerst gabs aber noch ein Frühstück im Uptown Espresso wo auch der Bus nach Downtown direkt vor der Türe hielt (wie praktisch).

Ich hatte ja gestern schon ein wenig vorgeforscht wo der Fähranleger so ist und wie man dahin kommt. Zu Latschen hatte ich heute definitiv keine Lust. Wenn man sich nicht mit Buslinien auseinandersetzen will, kann man noch die Bahn nehmen, die einen dann zumindest einigermaßen nahe ranbringt.

Dem Bus bei Pike/Pine entstiegen habe ich mich also in den Untergrund begeben und bin in die Bahn Richtung Flughafen.  Die Station Pioneer Square ist recht nahe bei den Fähranlegern. Wieder oben am Tageslicht bin ich allerdings erst mal zielsicher falsch gegangen und so am City Hall Park rausgekommen.

Hui was ist denn hier los ? So viele Obdachlose, Bettler und mehr oder weniger offen rumdealende Gestalten wie hier in diesem City Park habe ich bisher noch nie irgendwo gesehen. Ich bin an der Seite schnell am Park vorbei und den Yesler Way bergrunter. Hier kommt man auch am Pioneer Square vorbei. Position Bahnstation und Position Park haben irgendwie nix miteinander zu tun. Hier rund um den Pioneer Square wars ne ganz nette Gegend mit vielen alten Gebäuden und vielen Läden und (gefühlt) dutzenden Starbucks. Sogar einen Kilt-Laden habe ich gefunden.

  

Geht man den Yesler weiter runter dann ist man schon ziemlich direkt bei der Fähre. Scheinbar fährt hier auch nur mehr oder weniger eine Fähre, nämlich die nach Bainbridge, ab. Was anderes habe ich nämlich garnicht gesehen. Somit wars wirklich einfach die zu erwischen. Obwohl man die Fähre mit der Orca Card zahlen kann, muss man zuerst zum Kassenhäuschen und dort zahlen. Dort wird das Geld von der Karte abgebucht und dann irgendwas auf die Karte geladen was dann hinterher das Drehkreuz zur Fähre öffnet. Direkt, ohne vorher zu zahlen, kann man mit der Orca nicht auf die Fähre.

Bei herrlichstem Sonnenschein gings los und schon nach wenigen Minuten war man gefühlt Welten von der Stadt weg. Klasse Möglichkeit auch um ein nettes Panorama der Skyline zu machen. Zur anderen Seite gabs dann auch noch geniale Motive vom scheinbar in der Luft schwebenden weißen Gipfel des Mount Rainier.

Ich glaube die Fahrt ging dann so ne dreiviertel oder ganze Stunde und dann ergoss sich die Ladung der Fähre auf Bainbridge Island. Auf der Fähre hatte ich vorher mindestens 5 Leute gesehen mit dem gleichen Lonely Planet Reiseführer. Warscheinlich war hier nur so ein Betrieb weil jeder den gleichen Reiseführer mit dem Sondertip Bainbridge hat. Vom Fähranleger berghoch geht’s immer der Meute nach in den Ort. Die „Main Street“ Winslow Way erreicht man bei der ersten linken Abzweigung. Hier gibt’s Klein-Ort-mäßig alles links und rechts der breiten Straße was man braucht. Alles ist schön grün hier und man merkt auch das es hier recht relaxed zugeht. Kein Vergleich mit der Hektik der großen Stadt in der ich eben noch stand. Echt krasser Gegensatz von jetzt auf gleich.

  

Bei einer kleinen Einkaufspassage mit öffentlichem Platz bin ich noch an einer Eisdiele hängen geblieben, die unendlich viele Sorten in den schillerndsten Farben im Angebot hatten. Hier durfte man sogar probieren. Leute, macht Station bei der Mora Iced Creamery. Das Eis ist echt lecker. Während ich mein Eis verputzt habe, habe ich auf der Plaza mal das Orts-Schwarze-Brett studiert. Da verkief jemand seinem himmelblauen und mit Blümchen bemalten VW Käfer von 1973 ! Originalzustand. Also ein Auto aus meinem Geburtsjahr, das wär ja schon was. Versand nach Deutschland wäre aber bestimmt ein kleinwenig teuer gewesen.

Weiter gings. Bei nächster Gelegenheit bin ich runter zum Wasser abgebogen. Kurz drauf stand ich in einer schönen Marina mit ein paar Restaurants rund um die Uferpromenade. Wobei Promenade ein wenig mehr vermuten lässt als es in Wirklichkeit war. Halt ein Weg einmal rum. Von hier aus habe ich dann versucht, dem sog. Waterfront Trail zurück in Richtung Fähranleger zu folgen. Das war jetzt garnicht so einfach. Durchgängig beschildert wars nicht. Manchmal gings auch garnicht an der Waterfront lang. Andere waren sich auch nicht so ganz sicher wo sie denn nun unterwegs waren. Ich wurde zwischendurch gefragt ob ich wüsste ob das hier der Waterfront Trail wäre. Da konnte ich nur mit „ich vermute es mal“ antworten.

Ich bin aber trotzdem wieder zur Fähre gekommen. Gerade als ich das Terminal betrete höre ich noch ein lautes Hupen und dann sehe ich das Schiff mir vor der Nase wegfahren. Grr. Ich habe kurz abgewägt ob es sich lohnt jetzt noch für die kurze Zeit zurück in den Ort zu marschieren. Habe mich dagegen entschieden und bin stattdessen hier geblieben und habe ein paar Touristenzeitungen durchgeblättert. Hier habe ich zumindest was nettes gefunden für den Abend. Der „Gordon Biersch“ sah echt gut aus und der Auszug aus der Karte las sich lecker.

  

Die Fahrt mit der Fähre zurück war auch recht spannend. Diesmal wars das Gefühl als würde man vom ruhigen Land zurück in die Zivilisation kommen als die Skyline vor einem immer näher rückte. Hach, endlich wieder Stadt J

Wieder festen Boden unter den Füßen habe ich mich wieder zum Pioneer Square orientiert. Von hier ist es nicht weit bis zum Columbia Center, dem höchsten Türmchen der Stadt. Hinkommen ist ganz einfach. Immer auf das riesige, dunkle, glänzende Etwas zugehen, was wie ein riesiger Wegweiser von fast überall zu sehen ist.

Drinnen muss man erst mal über Umwege und diverse Rolltreppen zu den Aufzügen nach oben finden. Es stehen zwar überall Schilder zum Observation Deck aber so ganz idiotensicher sind die auch nicht. Letztendlich muss man selbst über mehrere Aufzüge „mit Umsteigen“ sehen das man nach oben kommt. Ticket kaufen ist nur oben möglich.

Und dann hat man wieder ….. Aussicht. Ja. Es lohnt sich schon auf das Höchste raufzufahren was man finden kann. Der Ausblick von hier oben war gigantisch und auch mal der Blick direkt runter in die Straßen unter einem war gigantisch. Hallo all ihr kleinen Ameisen da unten. Selbst die Sky Needle sah von hier aus wie ein kleiner Miniturm. Für einen Aussichtsturm bin ich dann noch recht lange geblieben. Es war einfach echt interessant das Miniaturleben unter sich zu betrachten. Für den ungetrübten Ausblick gab es sogar jemanden der die ganze Zeit rumgelaufen ist und mit weißem Baumwolltuch innen die Scheiben gewienert hat. Nobel nobel.

Was auf dem Weg nach oben noch funktioniert hatte klappte nach unten natürlich prompt nicht mehr. Ich hab mich mit den Aufzügen verfahren ! Ja, das geht. Plötzlich stand ich in irgendeiner Büroetage halb im Großraumbüro drin, weil mein Aufzug nicht weiter runter fuhr, sondern nur bis in die Etage in der ich jetzt war. Nach dem einen und anderen Aufzug-wechsle-dich Spiel bin ich aber dann doch unten  angekommen.

Unten und draußen habe ich nochmal festgestellt (es war mir eben schon auf dem Weg hierhin aufgefallen) das die Stadt zwischen den Hochhausschluchten total hügelig ist. Das geht teilweise steil nach oben um oben dann wieder hinterm Hügel ebenso steil wieder runter zu gehen. Es hat mich sehr an San Francisco erinnert. Nur das hier keine Cable Car die Hügel rauf und runter rumpelte.

  

  

Ich hatte Glück. Von hier aus zur 3. Straße gings nur bergab. Bei einem Blick auf die Uhr habe ich dann von der Idee Abstand genommen noch zum Zoo zu fahren. Die jetzige Uhrzeit, die noch vor mir liegende Anreisezeit und die Öffnungszeiten des Zoo schlossen sich aus. Wenn ich jetzt losgefahren wäre, hätte ich wahrscheinlich vor geschlossener Türe gestanden.

In der Pine Street habe ich dann das Einkaufscenter gesucht, in dessen oberer Etage der Gordon Biersch eingebaut ist. Habe ich sogar schnell gefunden. Allerdings war bei Gordon Biersch ziemlich zu. Geschlossen wegen Umbau und Renovierung. Ganz kurz habe ich noch darüber nachgedacht nebenan ins Kino zu gehen und mir Transformers in 3D zu geben. Aber irgendwie fehlte mir da dann auch der Elan für.

Daher habe ich mir draußen den schon bekannten Bus geschnappt und mich zum Hotel fahren lassen. Um die Ecke bei T.S. McHugh’s bin ich fürs Abendessen hängen geblieben. Nun ja, so berauschend wars nicht. Das Steak war zwar groß, ich habe aber geschmacklich schon besseres gegessen. Zumindest gabs was nettes zu trinken und WLAN gabs auch.

Beim 24-Stunden-Mann (also entweder sehen die Männer der Familie alle gleich aus, es existieren Vierlinge die gleich aussehen oder es steht wirklich die ganze Zeit der gleiche Mensch hier) gabs noch n Sixpack und aufm Zimmer gabs noch die Planung für morgen und noch soviel Internet wie das Ipad noch Strom hatte. Good Night.

 

Space Needle und Stadt       


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