Mittwoch, 09.07.2014 - Space Needle und Stadt unsicher machen
 

Wenn man schon mal in Seattle ist, der Heimat von Starbucks (Starbucks wurde in Seattle gegründet und der allerallererste Starbucks Laden steht beim Pike Street Market in der Nähe), dann muss man den Tag auch mit einem schönen Kaffee beginnen. Ganz pfiffig ist man dann, wenn man das gerade nicht bei Starbucks macht sondern in einem der vielen vielen anderen (unabhängigen) Kaffeeläden. Zu diesem Zweck hatte man mir nahe vom Hotel das „Uptown Espresso“ hingebaut. Netter kleiner Laden mit nettem Personal. Kaffee und Schokocroissant schmeckten sehr gut.

So gut gestärkt bin ich dann wieder zur Space Needle gegangen. Für heute hatte ich Tickets für rauf. Auf dem Weg kommt man am „Uptown Cinema“ vorbei. Ein kleines Programmkino mit Uraltfilmen. Gerade lief als Hauptattraktion der Beatles Film A hard days night. Klasse das es sowas noch gibt. Alleine der Nostalgie wegen und um solche Minikinos mit Kultprogramm zu unterstützen hätte ich mir ja eine Karte kaufen sollen.

     

Bei der Needle musste ich dann erst mal ein wenig Zeit totschlagen. Die Tickets für nach oben sind in Zeitslots eingeteilt. Und wenn man 12 Uhr auf seiner Karte stehen hat, dann darf man auch erst mit der 11 Uhr 30 Anstell-Meute rein. In den Glasgarten hätte ich noch reingehen können. Als ich aber gelesen habe das die da noch richtig Eintritt haben wollten hab ichs sein lassen und kostengünstig ein paar Bilder von draußen über den Zaun geschossen.

Den original Blockföten-Fußgängerzonen-Peruanern habe ich noch zu gehört (ich sag nur El Condor Pasa) und ner Darth Vader und Sturmtruppenfigur zugeguckt. Dann durfte ich mich auch endlich anstellen.

  

Tjo. Dann fährt man hoch, ist oben und hat Aussicht. Da kann man fast garnicht mehr zu sagen. Also Aussicht auf die Stadt, auf Downtown war schon nett. Man kann raus und relativ barrierefrei durch die Gitter knipsen. Es gibt draußen keine Scheiben die einen behindern würden.

Im Turm drin kann man sich die Zeit noch sehr gut vertreiben in dem man an den unzähligen Multimediatouchscreens die ganzen historischen Fakten und Kuriositäten rund um den Turm sich anschaut. Der Turm wird regelmäßig für alle möglichen Aktionen (Werbung, Promotion, Feierlichkeiten ….) „missbraucht“. Für den Launch von Angry Birds wurde eine riesige Schleuder inkl. roten Angry Bird an den Turm gebaut und beim Sieg der Seattler im Superbowl gabs auf die Sekunde genau beim Abpfiff Feuerwerk auf dem Turm in den Vereinsfarben.

Diese Multimedia-Touchscreen-Scroll-und-Slide – Installation da oben ist selbst auch recht kurios. Jeder konnte zum Beispiel seinem Nebenmann das was der gerade gelesen hat wegziehen und was anderes hinwischen und sowas. Nette Spielerei.

  

Anschließend bin ich dann ins EMP Museum gegangen. Hier gabs keine gezeiteten Tickets, hier konnte man kommen wann man wollte. Zuerst war das Zurechtfinden nicht so ganz einfach. Die Sonderausstellungen sind teilweise nur über Aufzüge nach unten zu erreichen. Es gab eine Ausstellung mit Science Fiction Film Requisiten. Helme aus Stargate, Modell aus 2001, Uniformen von Uhura und den Chefsessel von Kirk.

Dann gabs noch ne Ausstellung mit Horrorfilmrequisiten. Wieder nach oben auf 0-Level gabs in nem kleinen Seitenteil noch ne Lego Ausstellung wo berühmte Türme (der Turm aus Dubai und Empire State Building ….) aus Lego gebaut waren. Hm. Ja. Das war jetzt auch nicht so der Brüller. Dachte das wäre mehr und größer.

Der Rest vom Museum ist im Wesentlichen dann eine Ausstellung über Jimi Hendrix und dann eine über Kurt Kobain. Das war die erste Platte, das war der erste Auftritt, diese Gitarre hat Kurt gehört ….

  

So richtig umgehauen hat mich das alles irgendwie nicht. Entsprechend schnell war ich auch wieder draußen. Also von mir aus gibt’s jetzt keine unbedingte Geheimtippempfehlung für dieses EMP Museum.

Mit der Monorail gings dann wieder nach Downtown und zu Fuß weiter zum Pike Place Market. Den Markt bin ich dann von seinem linken Ende bis zum anderen Ende einmal abmarschiert. Unglaublich viele Leute, unglaublich viel Fisch und Krabben und Shrimp-Zeugs, zwischendurch noch Obst und Blumen. Ein Markt halt. Warum da jetzt so ein Aufhebens drum gemacht wird konnte ich nicht wirklich erkennen.

  

  

Irgendwo auf der Hälfte der Hallen kann man in eine kleine Gasse abzweigen. Ich bin da eigentlich nur zufällig rein, weil das das einzige war, wo man sich weiter runter zum Wasser hin begeben konnte. Auf jeden Fall kommt man in dieser kleinen Gasse an einer recht eigenartigen Seattler Attraktion vorbei. Der Gum Wall. Eine Hausfront dick zugeklebt mit Kaugummis aller Art. Es war zur selben Zeit interessant kurios und ekelig zugleich. Jeder der hier vorbei kommt ist aufgerufen seinen Gummi hier anzukleben. Augenscheinlich war die Schicht auf der Mauer schon ziemlich dick. Jetzt so im Nachgang drüber nachgedacht wars dann aber doch eher mehr ekelig als kurios.

Auf verschlungenem Wege über ein paar Treppen und Hinterhofparkplätze kommt man von hier auch runter ans Wasser. Diese Hochstraße die da rumsteht stört irgendwie. Aber da gibt es Pläne für ein umfangreiches „Remodeling Program“ das diesen "Alaskan Way Viaduct" komplett in die Erde verlegen will.

  

Hier an der Waterfront war auch wieder gut was los. Viele Geschäfte, (Seafood)Restaurants. Sehr viele Andenken-Klimbim-Nippes-Läden.  Ich bin die Waterfront entlang am Riesenrad und den ganzen Piers bis runter zum Fährterminal gegangen. Da habe ich mal reingeschaut und ausgekundschaftet wie das mit den Fähren funktioniert. Ich hatte geplant morgen mal einen Abstecher aus der Stadt raus zu machen und der Plan sagte mir das die Fähren ziemlich oft (stündlich) unterwegs sind und auch mit der Orca Card zahlbar sind.

Auf dem Weg zurück bin ich am Riesenrad ein Stück weiter gegangen und ins Aquarium rein. Die Broschüre machte einen schönen Eindruck. Eintritt 22 Dollar, stolzer Preis. Nun ja. Direkt hinter der Kasse ist ein riesiges Becken mit riesiger Scheibe vom Boden bis zur hohen Decke wo recht viele Fische unterwegs sind. Das ist jetzt auch eigentlich das einzige erwähnenswerte. Der Rest des Aquariums hat mich dann doch sehr enttäuscht. Es ist klein und die Becken sind nicht wirklich spektakulär. Man konzentriert sich auf die Welt im Pudget Sound und somit sind Tiere die ich im Aquarium sehen will wie Haie und Rochen und vielleicht noch bunte Korallenriff-Fische hier schonmal ausgeschlossen.

Das Aquarium macht Werbung für den großen Riesenoctopus. Dieser hatte sich zu einem kleinem Schwabbelhaufen in die Ecke des Beckens zusammengekauert. Pech gehabt. Die Außenanlagen waren auch nicht wirklich toll. Zwei Robben und ein paar Otter. Die Otter waren zumindest lustig.

  

  

Im Prinzip bin ich im Schnelldurchgang einmal rundgelaufen und war nach erschreckend kurzer Zeit wieder draußen und habe mich über die >20 Dollar geärgert.

Nach einer Stärkung bei der Pike Brewing Company hab ich mich mal in den Stadtteil Capitol Hill vertieft. Zu diesem Zweck bin ich die Pine Street wieder hoch und diesmal weiter am Paramount Theatre vorbei und über den I5-Expressway drüber den Berg hoch bis zum Broadway gegangen. Im Reiserführer stand zwar auch für diese Strecke wieder drin, das hier viele Lokale und Kuriositäten entlang der Straße zu finden wären. Ich kanns aber nicht wirklich bestätigen.

  

Am Broadway angekommen trifft man relativ direkt auf die Jimi Hendrix Statue. Der/die/das Broadway selbst war jetzt auch nicht oberspektakulär. Geschäfte, Lädchen, Fastfood, Banken, Häuser, Verwaltungen. Was man eben so in einer Stadt ein paar Meter vom Downtownhype entfernt so antrifft.

Jetzt wars auch irgendwann egal. Ich bin einfach weiter marschiert und irgendwann dann am Volunteer Park angekommen. Jetzt qualmten aber endgültig die Socken und ich habe mich am Rand des großen Wasserreservoirs mit Blick auf die Needle zu einer längeren Rast niedergelassen.

Der hohe Wasserturm steht noch ganz nett ins Grüne eingebaut zwischen hohen Bäumen. Allerdings konnte ich mich nicht mehr aufraffen die Stufen zu erklimmen. Ein Blick von Außen musste für jetzt und hier genügen. Das einzige was ich noch gerade so geschafft habe war noch das „Conservatory“ anzuschauen (schönes altes Gewächshaus) und einen Blick über den Lake View Cemetery zu werfen. Zum Grab von Bruce Lee hab ichs dann aber auch nicht mehr geschafft.

  

  

Nach nochmal ner langen Rast musste es jetzt wohl oder übel zu Fuß wieder zurückgehen. Später habe ich noch den „Deluxe Bar & Grill“ geentert um noch eine Rast und ein Bier zu genießen (und hier habe ich auch mal gerade mit >8 Dollar das teuerste Bier von Seattle getrunken). Jetzt hatte ich gedacht, das ich von hier mit dem Bus weiterfahren könnte. Tja. Die Haltestelle habe ich gefunden aber den Bus nicht. Ich habe ca. 15 Minuten gewartet und es kam nix. Da habe ichs aufgegeben und bin weitergegangen.

Nahe der Bushaltestelle lag ein Obdachloser quer über den Bürgersteig und regte sich nicht. Nach ein paar Minuten kam mit lauten Radau ein Rettungswagen gefahren. Die beiden Leuts steigen aus und kümmern sich um den Mann. Es werden ein paar Worte gewechselt und der Mann wird fein säuberlich an die Wand der Haltestelle gesetzt, kriegt die Schuhe wieder angezogen und die Jacke glattgestrichen. Jetzt steigen beide wieder ins Auto ein, schalten die Sirene aus und machen sich aus dem Staub. Ca. eine Minute später kippt der zuvor hingesetzte Mann wieder um und liegt dann wieder quer aufm Bürgersteig.

Warum haben die den eben nicht mitgenommen ? Das fragte ich mich noch als ich schon wieder auf meinem Weg war. Keine 5 Minuten später rauscht der nächste Rettungswagen (andere Firma) an mir vorbei in Richtung wo ich herkam. Hatte wohl der nächste die Ambulanz alarmiert. Ob die den Mann auch wieder schön hinsetzen und sich dann absetzen ?

Irgendwann nach laaangem Gehen bin ich dann auch wieder beim Westlake Center rausgekommen und habe mit nur minimalen Schwierigkeiten die Monorailstation gefunden. Mit der Monorail gings zurück zur Spaceneedle. Ich hatte das Komboticket gekauft welches mich noch für einen Eintritt bei Dunkelheit berechtigte. Wenn ich mich recht erinnere dann waren es jetzt ca. 21 Uhr und es war auch schon recht düster. Der Blick auf die beleuchtete Stadt war schön.

Heute Abend war auch jemand draußen, der jeden ermahnte seine Kamera und sein Handy nicht nach draußen über das Gitter hinaus zu halten. Ich würde ja gerne mal wissen wieviele Kameras und Handys den Leuten unten schon aufn Kopf gefallen sind, wenn die oben extra jemanden haben der aufpassen muss.

Am Ende habe ich mich doch noch länger oben aufgehalten, so dass es schon relativ spät war als ich beim Hotel war. So hats dann nur noch für was zu trinken und was zu knabbern beim 24-Stunden-Chinesen gereicht. Gute Nacht. „Ich bin eindeutig zu viel gelaufen heute“ ging mir nur noch kurz durch den Kopf.

 

ankommen Seattle       


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