Freitag, 11.07.2014 - Flugzeuge, Flugzeuge und .... Flugzeuge (und ein Versuch beim Zoo)
 

Für heute hatte ich mir noch einen der Must-Do – Tips aus dem Lonely Planet aufgespart. Das Museum of Flight.  Das Museum Of Flight liegt direkt am Boing Flugfeld (auf der Webseite ist sogar ne „Anfahrtsbeschreibung“ wenn man mit dem Privatflieger kommen möchte) und damit ein ganzes Stück von Downtown entfernt. Es gibt aber einen Bus, der quasi direkt vor der Türe hält. Nach dem traditionellen Uptown-Espresso Frühstück gings per Bus zu Pike/Pine. Mein Bus mit der Nummer 124 war auch schnell gefunden. Zumindest die Haltestelle. Entweder hat die 124 eine nicht wirklich schnelle Taktung oder irgendwo war Stau. Auf jeden Fall musste ich erst mal ne halbe Stunde warten. Das ich nicht falsch war das wusste ich später im Bus dann aber ganz sicher. Um mich herum waren nur Leutchen mit irgendwelchen Museums-Flugblättern. Also alleine war ich schonmal nicht.

Die Fahrt ist recht langwierig und eine ganze Zeit fährt man gegen Ende an schier endlosen und unzähligen Boing Fabrikhallen vorbei. Ob die immer genau wissen wo welches Teil an welchem Ort in welcher Halle gerade ist ? Die Haltestelle ist wirklich direkt vor der Türe. Auf der einen Straßenseite das Außengelände mit Air Force One und Concorde, auf der anderen Straßenseite über Überweg erreichbar das eigentliche Museum. Warum auf diesem Überweg von der einen auf die andere Seite die ganze Zeit Starwars Musik gespielt wurde hat sich mir nicht weiter offenbart.

  

  

Nach Ticketkauf (auch hier wieder die Eintrittskarte der Neuzeit : Wristband) habe ich erst mal den ebenfalls überreichten Plan studiert. Fangen wir doch mal mit der großen Halle an. Tja und da bieg ich so um die Ecke und dann steht mir (meinlieberherrgesangsverein) doch erst mal der Mund offen. Man steht im wahrsten Sinne des Worten in einer grooooßen Halle vollgestopft mit allen erdenklichen Flugzeugen und Flugapparaten auf dem Boden unter der Decke an der Wand und wo auch immer man irgendwas unterbringen kann.

Wow ! Augenöffner. Damit man nicht an Genickstarre stirbt hat man auf Bodenebene noch ein paar Sonderausstellungen und Bildergalerien platziert, die eine nette Abwechslung sind. An jedem Flugzeug sind Texttafeln angebracht, die alles genau erklären. Auffällig ist, das alle hier ausgestellten Gerätschaften früher mal real im Einsatz waren. Die Uraltflugzeuge hatten früher wirklich mal Post von St. Louis nach San Francisco transportiert. In dem silbernen Blechflieger war wirklich mal Emilia Erhard geflogen, der Huey war wirklich mal in Vietnam geflogen und die MIG und die Falcon hatten wirklich mal am Himmel (wenn auch nicht gegeneinander) gekämpft. Jedes Teil hier hatte also eine Geschichte zu erzählen, es gibt hier keine nagelneuen gerade vom Band gelaufenen Stücke.

  

  

Ich habe jetzt auch nicht wirklich jedes Flugzeug genau angeschaut und jede Tafel gelesen. In der großen Halle habe ich mich dann aber doch recht lange aufgehalten. In der oberen Etage der Halle konnte man noch in einen nachgebauten Tower gehen und das Flugfeld sehen, wie man es aus einem Tower heraus auch sehen würde. Interessant fand ich hierbei die in Echtzeit auf dem Monitor gezeigten echten Flugbewegungen im Raum Seattle. Das müssen hunderte Punkte gewesen sein die alle irgendein Fluggerät im Himmel darstellten. Echt ein ziemliches Gewusel.

Draußen neben dem Flugfeld waren noch eine handvoll Weltkriegsmaschinen ausgestellt. Unter anderem die letzte flugfähige „Fliegende Festung“ der Amerikaner. Hier gabs auch noch die Möglichkeit sich einen Rundflug im historischen Doppeldecker zu gönnen. Die Preise dafür waren aber eher für die große Brieftasche gemacht.

Drinnen gibt’s noch neben der großen Halle eine kleinere Ausstellung mit Mondlandungs-Gerätschaften und Satteliten und Mars-Rovers. Die Ausstellung mit der Ladebucht des Space Shuttle war allerdings gemogelt. Das Ding war nicht wirklich echt, sondern aus Holz nachgebaut zu Trainingszwecken.  Diese Ausstellung war meiner Meinung nach recht überflüssig.

Nebenan gabs in einer Halle noch recht schön aufgemacht eine Ausstellung von Weltkriegsmaschinen. Von der Stukka bis zu amerikanischen Jägern stand hier noch viel Gerät herum. Hier war ich aber doch recht schnell durch. Hier hätte es wieder sehr viel zu lesen gegeben, wer wo womit gekämpft hat und wie wo wieviele abgeschossen hat. Das fand ich irgendwie jetzt und hier nicht so sehr interessant.

  

  

In einem anderen Bereich des Museums, dem Red Barn, wurde noch viel über die Geschichte der Fliegerei, über Entwicklungen, über Fluggesellschaften und wie sie entstanden sind gezeigt. Spätestens hier und im weiteren Verlauf bei der Vorstellung von berühmten Flugzeugmodellen und dem Vergleich von Propeller und Düse wurde es ziemlich Boing-lastig. Aber mein Gott, warum auch nicht. Nach dem was man das so auf den Bildern sehen konnte wäre ich schon gerne mal in der „guten alten Zeit“ geflogen, als Fliegen noch ein Ereignis war und der Fluggast noch persönlich begrüßt und umsorgt wurde. Da hat man sich bestimmt sehr privilegiert gefühlt. Auf der anderen Seite konnte sich das bestimmt auch kaum einer leisten damals. „Mal eben“ irgendwo hin jetten war bestimmt eine etwas größere Investition damals.

Am frühen Nachmittag war ich vom vielen Sehen und Lesen etwas ermattet und ich hatte das Gefühl : Jetzt isses genug. Auf der anderen Straßenseite bin ich dann noch über das Freigelände mit der Concorde und der Air Force One gegangen. In der Concorde bekommt man aufgrund der Mini-Maße des Innenraums ganz schnell auf den Gedanken : Für Leute mit dicker Wampe und Breitarschträger war dieses Flugzeug nicht gemacht. Selbst der Pilot war wahrscheinlich ein Mitglied des Chinesischen Staatszirkus der immer mit ner Akrobatikeinlage ins Cockpit hinter seinen Knüppel geturnt ist.

  

In die Air Force One konnte man auch rein. Herrlich wie die „modernste Technik“ in den 60er Jahren so aussah. Als neuestes und verwegenstes High Tech Spielzeug wurde hervorgehoben, das damals für den Präsidenten die erste verfügbare Mikrowelle eingebaut wurde, noch bevor die offiziell auf dem Markt war. Das Flugzeug war auch mit dem ersten Sprachzerhackersystem für geheime und abhörsichere Anrufe des Präsidenten ausgerüstet. Leider hat das System nie vernünftig funktioniert. Nach ein paar Fehlschlägen hat mans wieder ausgebaut und danach erst mal wieder unverschlüsselt telefoniert. Herrlich pragmatisch und herrlich naiv die Zeit damals.

Mit einem sehr befriedigten Gefühl heute wirklich tolle Sachen gesehen zu haben, habe ich mir den Bus wieder Richtung Stadt geschnappt. Auch wieder nach endlosen Tingeltangel bin ich an der Pine/Pike raus. Nächste Mission : Den Bus Nummer 5 finden und zum Zoo, dem Woodland Park Zoo, fahren. Nummer 5 lebt. Schon die dritte Haltestelle im Pine/Pike Korridor die ich probiert habe war die Richtige. Und der Bus kam sogar richtig zeitig.

Mit #5 ging es nun in die andere Richtung aus der Stadt raus. Garnicht weit von der Space Needle entfernt geht es weiter nach Norden über den Lake Union drüber immer der Aurora Avenue folgend um weiter oben in der 50. Straße um den Zoo herum abzubiegen. Ich hatte die ganze Zeit mit-ge-gps-t und wusste wo ich raus musste. Als ich dann so in die Richtung wo ich einen Eingang vermutete unterwegs war, sprach mich jemand in Zookluft an, ob ich auf dem Weg „zur Party“ sei.

  

  

Als ich entgeistert meinte, ich wolle eigentlich nur in den Zoo und ich wüsste nix von ner Party, meinte der Mann das es ihm ja sehr leid täte, aber wenn ich nicht zur jährlichen Spendenparty da wäre, wäre der Zoo für mich leider geschlossen. Ööööööhhhhh wie ? was ?

Ich habe das erst mal so hingenommen und habe mich in ein Eckchen verzogen und habe mal Herrn Google befragt, was es mit dieser komischen Spendenparty auf sich hat. Ja. Und da habe ich es schwarz auf weiß gefunden. Der Zoo hat eigentlich immer auf ….. außer HEUTE NACHMITTAG wenn einmal im Jahr zur feudalen Zoo-Unterstützer-Und-Freunde-Spendengala geladen wird. Super. Wenn sonst einmal im Jahr irgendwo was ganz Spezielles stattfindet, dann verpasse ich das garantiert. Und jetzt und hier wo ich da garnix mit zu tun haben will, da treffe ich genau den einen Tag im Jahr. Doof. Herr Google verriet mir weiterhin das es wohl auch noch Tickets zu kaufen gäbe. Für eine Mindestspende von irgendwas über hundert Dollar hätte ich mir noch den Eintritt in den Zoo (aber bitte schön nicht zu den Spendengala-Events, dafür muss man schon deutlich mehr als 100 Dollar springen lassen) erkaufen können. Das habe ich aber schön bleiben lassen.

Enttäuscht habe ich mich in den Bus begeben und wieder zurück in die Stadt gefahren. Der Ärger war sogar so groß, das ich später den richtigen Absprung zum Freemont Troll verpasst habe. Den Troll der unter der Straßenbrücke sitzt hätte ich mir noch gerne angeschaut. Aber als ich das GPS aktualisiert hatte war ich mit dem Bus schon auf der Brücke, so das es zu spät war.

Da der Bus unweit vom EMP Museum vorbeifuhr bin ich dort raus und die paar Meter zum Hotel zu Fuß gegangen.

Direkt auf der anderen Straßenseite vom Hoteleingang ist ein Gebäude, das ich bisher nur eher nebenbei mitbekommen hatte. Dunkelgelber Anstrich, komisch verschnörkelte Gitter vor den Fenstern und abenteuerliche Elektroverkabelung draußen dran. Als ich jetzt so daran vorbei ging habe ich mal einen Blick durchs Fenster riskiert und dabei gesehen das es wohl ein Restaurant ist und nebenbei bis unter die Decke proppenvoll mit Leuten war. Hm. So viele Leute können nicht irren, also mal genauer geschaut. Das hier ist ein waschechter Mexikaner. Peso‘s Kitchen & Lounge. Die Karte sah sehr lecker aus. Auf Nachfrage habe ich sogar ohne Wartezeit ein Plätzchen an der Bar bekommen.

Das Dos Equis kommt frisch gezapft daher. Ich habe mal quer über  die Karte verschiedene Sachen zusammenbestellt. Letztendlich war es alles irgendwie irgendwo eingerollt, eingeschlagen in Teig, Maisfladen oder sonstwas. Und alles saulecker. Eine von diesen Rollen hatte scheinbar alle Chilis Mexikos in sich drinne. Da ist mir der Schweiß ausgebrochen. Wirklich sehr lecker. Ich spreche hiermit eine Empfehlung für diesen Laden aus.

Später am Abend zurück im Hotel habe ich dann bei einem Schlückchen Wein meine Tasche gepackt und alles für die morgige Abreise nach Anchorage vorbereitet. Schon wieder eine Station erschlagen. Folgen nur noch zwei. Man. Die Tage gehen echt schnell rum.

 

Bainbridge Island und Columbia Hochhaus       


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