08.07.2011 - Olympiastadion, Biodome und U2 Konzert Part 1

Moin. Heute ging es mal wieder ganz gemütlich los. Allerdings brauchte ich heute mal ein vernünftiges Breakfast.

Da passte es ganz gut das Mario gestern noch von einem tollen Frühstücksladen erzählt hatte, dem „Eggspectation“. Die standen auch in meinem Reiseführer drin. Noch besser passte dann auch, das ein Ableger dieser Kette (die sind in Montreal mehrfach vertreten) direkt bei meinem Hotel in den Shopping Komplex eingebaut war. Neben Eiern in so ziemlich jeder erdenklichen Form gibt’s hier aber auch die ganz normalen Sachen wie Steaks und Burger.

Mein Frühstücksteller war wirklich absolut klasse und der frisch gepresste Saft a la „Wir kippen mal alles zusammen, hauptsache die Farben beißen sich“ war sehr gut.

Nun war ich gesättigt und konnte mich auf den Weg zum U2 Gelände, dem Hippodrome, machen. Erst mal war das jetzt am Mittag ne Testanreise um zu schauen wie lange es dauert und um mal zu checken was da schon los ist. Die Bahnfahrt von Place des Arts aus dauerte ungefähr ne halbe Stunde, was noch ganz OK war. In Namur angekommen führten auch schon unmissverständliche Beschilderung und mehr Polizei und Einsatzkräfte wie ich sonst schon mal irgendwo gesehen habe zum Gelände.

Vor dem eigentlichen Gelände hatte man eine große Budenstadt aufgebaut. Den sogenannten Fan Jam. Da waren alle Radiosender, Fernsehsender, Brauereien und sonstige Organisationen vertreten und es gab viel Musik, Essen und Trinken. Teilweise wurden noch irgendwelche Spiele veranstaltet. Beim Drehen des Glückrades bin ich allerdings leer ausgegangen. War sozusagen ne Kirmes vor der Kirmes.

   

Beim Anstellbereich fürs Konzert habe ich mir mal die ganz Harten angeschaut, die da jetzt schon seit dem Morgen kampierten. Dabei ist mir auch wieder Mario über die Füße gelaufen, der auch mittendrin war. Wir sind zusammen mal die Menge abgeschritten und nochmal zum Fan Jam um da mal gemeinsam drüberzuschauen. War ganz lustig. Als Mario wieder zum Zählappell musste habe ich mich dann auch abgesetzt.

Ich bin wieder in die UBahn ans andere Ende der Stadt gefahren, zur Station Viau. Dort ist das Olympiastadion. Das Olympiastadion ist wenn man fragt für zwei Sachen bekannt. Für seine in den 70er Jahren futuristische Architektur und für seine ausufernden Kosten, für deren Bezahlung damals sogar eine extra Steuer eingeführt wurde.

Auch heute noch lässt der erste Anblick, wenn man aus der Bahnstation kommt und das erste Mal diesen Komplex da sieht, einem zumindest ein „WOW“ entfliehen. Die große Schüssel mit dem Dach und über allem thronend der schräge Turm, das hat schon was. Ob man in das Stadion selbst rein kann, das weiß ich garnicht. Zumindest auf den Turm rauf kann man. Dazu fährt man mit einer Art Zahnradbahn den schrägen Grad nach oben. Sozusagen dem Turm den Rücken hochfahren. Kostete 26 Dollar fünfzig, das war aber schon das Kombiticket mit dem Biodome zusammen.

   

Von oben gibt’s ne tolle Aussicht auf die Stadt, obwohl es doch recht weit weg ist. Ein Blick von oben auf den einsehbaren Teil des Daches des Stadions und zur anderen Seite ein kompletter Blick auf den Biodome, der vor dem Stadion ist. Der jetzige Biodome, der mehrere Klimazonen mit den typischen Tieren dazu beheimatet, war damals während der Spiele das Radfahrstadion.

   

   

Nach Sattsehen oben und Fahrt nach unten bin ich auch in eben diesen Biodome reingegangen. Hier gibt es vier Ökosysteme. Tropen mit Affen, Vögeln und noch anderem Getier, Nordamerika (nein keine Bären), Sankt Lorenz Strom mit Fischen und Wasservögeln sowie Arktis/Antarktis mit vielen großen und kleinen Pinguinen. Zumindest die Tropen waren von der Anlage her so offen, das ein Teil der Vögel bei den Besuchern auf den Wegen rumwuselten. Fand ich ganz lustig.

   

Insgesamt habe ich mich hier sogar noch länger aufgehalten wie geplant. Es gab doch mehr zu sehen wie zuerst vermutet.

Als ich dann mit der UBahn wieder in der Stadt bei meinem Hotel war, war es so gegen 16 Uhr. Ich hab dann noch ein wenig getrödelt und später noch ein frühes Abendessen eingeworfen (Burger bei Eggspectation, sehr gut).

Jetzt wurde es aber dann doch ziemlich Zeit um sich wieder in Richtung U2 zu begeben. Also in die Bahn. Zum Hippodrome musste ich mit meiner grünen Linie bis Lionel-Groulx fahren um dort in die andere Linie nach Namur umzusteigen. So lange ich grün unterwegs war, war alles OK. Das Chaos nahm dann ab Lionel-Groulx seinen Lauf.

Der erste Zug ist mir vollgestopft bis oben hin vor der Nase weggefahren. Ich glaube da hätte ich eh nicht mehr reingepasst. Bis zum nächsten Zug dauerte es dann ca. 15 Minuten bis der endlich kam. War auch schon gut voll, konnte aber noch was aufnehmen so das ich mit dem wegkam. Als er endlich mal losgetuckert ist, ist er bis zur nächsten Station gefahren und dort wieder 15 Minuten gestanden. Los zur nächsten Station, 15 Minuten stehen und so weiter. Also so langsam wurde es doch richtig spät. Was war der Grund ?

Als ich nach ca. anderthalb Stunden (!) dann in Namur war konnte man sehen, das die Massen die aus dem Zug quollen erst mal den Bahnsteig verstopft haben. Dann wurde gewartet bis der komplette Bahnsteig leer war, sich die Station geleert hatte. Erst dann hat man den Zug freigegeben und die nachfolgenden Züge konnten kommen. Das waren die jeweils 15 Minuten Zwangspause bei jedem Zug. Unglaublich. Haben die noch nie so viele Leute transportiert und konnten sowas nicht voraussehen ?

   

Ich bin dann zügig zum Konzertgelände gegangen, was bei den Massen von Leute die unterwegs waren gar nicht so einfach war. Beim Einlass musste ich auch noch warten und so war ich dann doch irgendwann um kurz vor Acht drinnen. Natürlich gab es um diese Zeit keine Möglichkeit mehr noch irgendwo vorne reinzukommen, so dass ich mich dann mit einem Platz ganz hinten für heute begnügt habe. Ich hab ja schon so viele Konzerte aus den unterschiedlichsten Positionen gesehen, so das ich heute dann mal die Bühne und die Show von weiter weg auf mich habe wirken lassen. War auch mal schön. Show war sehr gut. Ich habe das erste Mal die runderneuerte Setlist mit dem Achtung Baby – Block am Anfang gehört und war davon schon alleine begeistert.

Und dann Überraschung. Schon während dem letzten Stück Moment Of Surrender wurde es windig. Dann bei der letzten Note kam die Sintflut. Der Himmel öffnete seine Schleusen und ich war binnen kürzester Zeit so nass, wie als wenn ich gerade komplett mit Klamotten in ein Schwimmbecken gesprungen wäre. Dann wurde es richtig windig. Da bekam man den Regen noch mit Hochdruck verpasst. Dieses große Fandorf war mittlerweile vom Sturm halb verwüstet. Man musste teilweise über Trümmer, Sonnenschirme, Zäune, Tische und Stühle steigen um durchzukommen.

   

Natürlich hatte bei diesem Wetter jeder nichts anderes zu tun, als auf schnellstem Wege zur UBahnstation zu laufen. Und so viele Leute auf einmal hat dann da das große Chaos ausgelöst. Als ich mich schon angestellt hatte habe ich fatalerweise einem der Ordner geglaubt. Der erzählte mir etwas davon das nur einen kurzen Fußmarsch von hier (so 5 bis 10 Minuten) noch eine andere UBahnstation wäre (La Savane). Die wäre ja eine Station früher als Namur. Und wenn man in Savane den Zug vollmachen würde, dann würde er in Namur gar nicht mehr halten. Also ich solle doch nach Savane gehen, das wäre besser. Aha. Naja, ich brauche keinen auf die Folter zu spannen. Deshalb kann ich direkt sagen, natürlich hat der Typ Scheiße gelabert. Die „5 bis 10 Minuten“ waren ein amtlicher Fußmarsch von bestimmt einer halben Stunde. Eventuell kam es mir auch nur so vor, weil der komplette Weg im strömenden Regen absolviert wurde. Aber es war deutlich mehr als mal eben ein kleiner Weg.

Die Idee mit La Savane hatten natürlich auch noch andere, so dass ich, als ich irgendwann dann mal da war, auch ewig anstehen musste. Natürlich wurden die Züge nicht komplett vollgemacht. Es wurden nur jeweils die ersten beiden Wagons gefüllt. Der Rest blieb leer für die Leute in Namur.

   

Alles in allem glaube ich, wenn ich in Namur stehen geblieben wäre, wäre ich im Endeffekt mindestens genau schnell weg gewesen. Aber was macht man nicht alles um mal einen Fußmarsch in sintflutartigen Regen machen zu dürfen. Das war das letzte Mal das ich auf irgendwen der halbwegs offiziell ausgesehen hat gehört habe.

Naja. Irgendwann um halb 2 die Nacht war ich dann doch im Hotel. Erst mal musste ich mich und alle Utensilien mit mir trocken legen. Sogar die Geldscheine im Portemonnaie waren durchweicht. Ich wundere mich ja nur, das mein Fotoapparat das überlebt hat.

Letzter Gedanke der Nacht war dann nur, das ich morgen gaaanz lange pennen werde.

 

07.07.2011 - Mont Royal und Altstadt  
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   09.07.2011 - Plateau Mont Royal und U2 Teil 2