05.10.2010 - Die Alpujarras, hässliche Teppiche und ein Schinkendorf
 

Abreise. Zuerst aber mal wieder erst ein gutes Frühstück in einer der Bars mit Tischen draußen in der nähe des Univiertels. Ich denke zumindest das das da in der Ecke irgendwas mit Uni zu tun hatte. Zumindest einzelne Fakultäten der Uni waren wohl dort beheimatet. Bei dieser Gelegenheit haben wir erst mal Kriegsrat gehalten, auf welchen Wegen es denn jetzt weiter in Richtung Malaga gehen sollte. Rahmenbedingung war, am 7. in Malaga zu sein. Was wir heute und morgen dazwischen noch machten, war uns überlassen.

Nach ein wenig Kartenstudium (ok, eine Straßenkarte) haben wir uns entschlossen, heute einen Abstecher in die Alpujarras zu machen. Die Alpujarras sind die südlichen Ausläufer der Sierra Nevada mit ziemlich ursprünglichen Gebirgsregionen, mit tief ausgeschnittenen Tälern und hohen Hügeln. Wir wollten uns das mal ansehen. Anhand des Maßstabes unserer Karte konnten wir absehen, das es heute auf jeden Fall bis nach Trevelez reichen würde. Trevelez nennt sich selbst "Schinkendorf", was man dort am besten Shoppen kann erklärt sich wohl von selbst.

Da in Trevelez war auch eine gute Gelegenheit den Rückweg anzutreten und wieder in die Hauptrichtung Malaga einzuschwenken.

Zuerst sind wir aus Granada raus in südlicher Richtung über die Autobahn entschwunden. Dazu hatten wir noch ne Stadtrundfahrt inklusive. Von unserem Hotel bis zur Autobahn mussten wir erst mal durch die gesamte Stadt und uns durch den mörderischen Verkehr wühlen. Als wir aber dann mal den Stadtrand erreicht hatten, ging es mit dem Verkehr schlagartig viel besser.

  

In Höhe von Lanjaron haben wir die Schnellstraße verlassen und sind abgebogen erst mal Richtung Orgiva. Hier gab es dann einen Abzweig auf die kleine Gebirgsstraße, die wir für den restlichen Tag befahren würden. So lange wir noch einigermaßen in der Zivilisation waren, haben wir die Gelegenheit genutzt und schnell noch per Smartphone und Internet ein Hotel für heute Abend gebucht. Das war in Cadiar, so das wir zumindest wussten, wo wir heute Abend zu sein hatten.

  

Diese Alpujarras unterteilen sich übrigens in die Alpujarras Baja und in die Alpujarras Alta, wobei Orgiva schon zur Alta zählt. Ab unserem Abzweig sind wir im Laufe der nächsten Stunden eine ziemliche Berg- und Talbahn gefahren. Enge Sträßchen, scharfe Kurven, hoch und runter. Auf den Gipfel hoch, in das Tal wieder runter. Das Fahren war recht anstrengend, die Gegend dafür umso schöner. Und vor allen, hier war nix los ! Endlich mal fast alleine irgendwo. Das es das noch gibt.

  

Auf dem Weg kommt man immer wieder durch kleine Örtchen, die da verschlafen an der Straße liegen. Auf der Strecke haben wir mal in einem dieser Örtchen angehalten. Keine Ahnung ob es Bubion oder Capileira war, irgendwo in der Kante da wars aber. Ein wirklich idyllisches Dörfchen. Die Straße streift den Ort, in den Ort geht keine für Autos befahrbare Straße. Wir haben das Auto auf dem Parkplatz am Ortseingang abgestellt und sind zu Fuß durch die engen Gassen geschlendert. Wirklich wunderbar war das.

  

  

Ein paar Läden boten recht hässliche Teppiche an (diese Teppiche sollen angeblich eine der "Spezialitäten" dieser Gegend sein, mir haben sie nicht gefallen). Andere der kleinen geduckten weißen Häuschen waren Kneipen, andere Wohnhäuser, wo Paprika und Jalapenos zum trockenen aus dem Fenster hingen. Also ich fand es wahrlich idyllisch hier, allerdings frage ich mich, was man hier so den ganzen lieben langen Tag so macht, wenn man hier wohnt. Sehr viel scheinbar nicht, außer draußen vor der Türe sitzen und dösen.

  

Auf dem weiteren Weg haben wir die Berg- und Talfahrt fortgesetzt bis wir in Trevelez waren. Trevelez ist, wie die große bunte Kacheltafel am Ortseingang verrät, das höchstgelegene Schinkendorf Spaniens (mit immerhin knapp 1.500 Metern). Und wenn man in den Ort reinfährt, dann wird man von Werbung für Schinken fast erschlagen. So ziemlich jedes Haus hat irgendwas mit "Jamon" draußen dranstehen.

Wir haben das Auto abgestellt und sind ein wenig rumgegangen. Trevelez unterteilt sich in die Bereiche Bajo, Medio und Alto. So wie ich das ausmachen konnte, sind die meisten Schinkenläden unten beim Hauptplatz oder in dessen Nähe. Weiter hoch, wo der eigentliche Ortskern liegt, ging es dann doch deutlich ruhiger zu. Um mit anderen Worten zu sprechen, da war der Hund begraben. Trevelez wird wohl auch recht regelmäßig von den Touribussen angefahren, was ich mir im Hinblick auf die engen Straßen die wir gefahren sind, garnicht vorstellen kann.

  

Natürlich haben wir auch Schinken eingekauft, klar. Später haben wir noch ein wenig Rast in der einen Dorfkneipe unten am Hauptplatz gemacht. Also für nen kleinen Abstecher konnte man sich hier im Ort definitiv sehr gut aufhalten. Ich frage mich allerdings angesichts der Masse an Schinken, die in jedem Geschäft hingen, wo die die ganzen Schweine dafür eigentlich halten. Ich habe auf der ganzen Tour bestimmt tausende Schinken gesehen, aber kein einziges lebendiges Schwein. Hm. Ein Fall für die X Akten ?

  

Von Trevelez ging es dann weiter an so tollen Orten wie Juviles, Berchules oder Narila entlang bis nach Cadiar. Bei Cadiar gab es dann die Möglichkeit auf die A348 zu fahren. Dort am Abzweig war auch kurz dahinter der Abzweig zu unserem Hotel. Hotel ist wohl etwas falsch. Die ganze Anlage war früher mal ein großes Bauerngut, was wieder aufgebaut wurde und dessen ehemalige Wirtschaftsgebäude in Unterkünfte umgebaut wurden. Es gibt sogar einen Raum in der ehemaligen Kapelle. Wir hatten das ja früher am Tag per Internet gebucht. Scheinbar war bei den Leuten hier aber schon länger das Internet kaputt, so das wir mit großen Augen angeschaut wurden, als wir um die Ecke kamen.

Hier konnte zwar keiner Englisch, aber nach kurzem Gestikulieren und Zeigen war es kein Problem und wir wurden einquartiert. Die Zimmer sind rustikaler Landhausstil, aber alle mit Bad und teilweise sogar mit Pool und Terrasse. OK, der Pool hatte schon bessere Tage erlebt und das Wasser war bestimmt auch nicht immer so grün, aber wir wollten hier ja nicht baden.

Wir haben uns später noch ein wenig auf der Terrasse vor dem Restaurant in die Sonne gesetzt und einfach die Gegend genossen. Dabei gabs schon den ersten Familienanschluss. Die kleine Tochter der Inhaber hat zwar recht schnell das Interesse an uns verloren, weil wir uns nicht verständigen konnten, dafür hatte aber der kleine Familienhund umso mehr Interesse an uns. Den sind wir fast nicht mehr los geworden.

  

Später haben wir dann dort noch gegessen. Scheinbar waren auch in der Küche die Vorräte etwas knapp, weil alles von der Speisekarte (die es glücklicherweise auf englisch gab) gab es nicht mehr. Was wir später herausgefunden haben war, das ein großer Teil der Sachen hier direkt angebaut wird und das die auch ihren eigenen Wein machen. Wir haben auf jeden Fall ein wirklich super Essen (Hase) gehabt mit unglaublich leckerem Wein. Und das für fast lächerliches Geld. Wir haben beide zusammen für die Hasen und zwei Pullen Wein gerade mal etwas über 40 Euro bezahlt. Unglaublich. Und der Abend war wirklich absolut klasse. Als man mal ein wenig mehr mit der Frau die an dem Abend da fürs Restaurant zuständig war zu tun hatte ist sie auch immer mehr aufgetaut. Wir haben uns getraut immer mehr Brocken Spanisch zu benutzen und sie hat sich später auch getraut immer mehr Brocken Englisch zu benutzen und der Rest ging über Hände und Füße. Es hat mir an dem Abend wirklich unglaublich gut gefallen.

Ach so, der Laden heißt übrigens "Hotel Apartementos Alqueria de Morayma" , die Webseite ist www.alqueriamorayma.com. Die Preise auf der Webseite können bei Buchung über booking.de locker unterboten werden.

 

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