15.10.2007 - Markuskirche, Friedhofsinsel, Glasbläser und Killerinsekten
 

Nach spätem Beginn haben wir uns fast jetzt schon aus Gewohnheit in unserem Stamm-Kaffee-Laden niedergelassen und Käffchen für 80 Cent und kleine Häppchen zu uns genommen.

Danach ging es wie gestern geplant zum Markusplatz und zur Markuskirchen. Da wir eh in der Nähe waren sind wir kurzerhand zu Fuß an der Rialto Brücke vorbei zum Markusplatz zu Fuß gegangen. Laut Reiseführer sollte hier in der Kante "Das Paradies der kleinen Häppchen" sein. Irgendwo versteckt "hinter der linken Arschbacke des Goldinis direkt beim öffentlichen WC" so die Eigenauskunft der Besitzer. Wir haben uns also an die drollige Beschreibung gehalten und tatsächlich, vom Campo San Bartolomeo ( da steht das Standbild des Goldini nämlich ) ging es links am Gesäß des Herren vorbei in eine winzige Seitengasse, immer dem Schild zum Klo hinterher zweimal ums Eck und siehe da, in einem kleinen Innenhof standen wir vor dem Laden. Natürlich zu. Ruhetag. Egal. Das haben wir uns für den nächsten Tag mal gemerkt.

Also weiter zum Markusplatz. Toll. Gestern ( Sonntag ) hatten wir gesagt, wir kommen heute wieder, da is bestimmt weniger Betrieb. Denkste. Die Schlange vor der Kirche war sogar länger ! Aber da muss man durch. Also angestellt und nach garnicht sooo langer Zeit in einer Art Blockabfertigung dann in die Kirche gekommen. Die Markuskirche kostet übrigens keinen Eintritt. Nur der Zugang zur Schatzkammer und der Aufstieg hoch aufs Dach kostet jeweils 2 oder 3 Euro.

Die Kirche selbst ist ein Augenöffner. Komplett goldig innendrin. Und damit meine ich nicht nur Wände. Nein sogar die Decken und die Kuppeln waren gold mit riesigen Mosaiken ausgekleidet. Riesig ! In jedem Sinn. Wir haben uns das mal genauer angeschaut und ich war wirklich begeistert. Zum großen Altar, der etwas zurückgesetzt liegt musste man auch wieder bezahlen. Das haben wir uns gespart und sind stattdessen hoch aufs Dach gestiegen. Oben ist noch ein kleines Museum mit ein paar Sachen unter anderem den 4 Pferden aus Kupfer die seit ein paar Jahren da ausgestellt sind und wohl urururalt sein sollen.

Draußen gabs in wärmster Sonne einen schönen erhöhten Blick über den Markusplatz und am Dogenpalast vorbei auf Wasser. Wir haben uns da noch ein kleinwenig gesonnt und sind dann weiter. Eigentlich darf man in der Kirche nicht fotografieren, überall laufen grimmige Männer rum, die mit "no photo, no photo" immer wieder daran erinnern. Aber so zwei bis drei Schüsse aus der Hüfte sind uns dennoch gelungen.

   

Als nächstes haben wir uns zum nächsten Linienboot begeben und sind von hier unten zur Bootsstation Fondamente Nove gefahren. Und hier haben wir sogar mal eine Linie 1 erwischt, wo die Leute nicht noch draußen an den Außenspiegeln hingen um mitzufahren. Es war garnicht so viel los überall. Ab Fondamente Nove fahren die Boote zu den umliegenden Inseln ab. Wir haben uns also eine 52 oder so in der Kante geschnappt und haben den kleinen Hüpfer übers Wasser zur Friedhofsinsel "Cimitero" gemacht.

Ich muss ja zugeben, ich habe da so eine Art Tick, das ich irgendwo in einer Stadt immer mal zu den Friedhöfen gehe und mir ansehe, was die Leute da jeweils für Vorlieben der Bestattung haben. Auch hier in Venedig gabs wieder eine besondere Art zu entdecken. Das Etagengrab !

Eigentlich hatte ich ja gedacht, wenn man schon eine ganze Insel zum Friedhof macht, dann gibts ja bestimmt riesige Grabmäler oder so etwas. Aber hier erwarten einen erst mal lange Reihen von rechteckigen Bauten, in denen in 10 oder mehr Etagen übereinander und nebeneinander die Leute in Fächern bestattet sind. Kann ich jetzt schlecht erklären, man schaue bitte auf das Bild unten. Es gab Rollleitern, die man an die Häuser fahren konnte und mit denen man die obersten Etagen ereichen konnte. Ein ganz klein wenig bizarr war das schon.

  

Ein einem anderen Teil der Insel war es dann schon ein wenig gewohnter. Lange Reihen fein säuberlicher weisser Gräber. Das alle Grabstätten ein Bild der Person trugen, fand ich allerdings auch ein wenig neu.

OK. Nach diesem kleinen Abstecher sind wir zurück zum Boot und sind weiter gefahren zur Glasbläserinsel Murano. Auf dieser Insel ist das Glasbläsergewerbe heimisch, welches mit langer Tradition und großer Handwerkskunst viele ziemlich teuere Stücke "Muranoglas" fertigt. Für den Glasexperten ist das wohl ein bekannter Begriff, ich hatte es zum ersten mal gehört. Schon an der Schiffsanlegestelle wird man von Touristenfängern erwartet, die die Leute in die Glasbläserläden und die Souvenirshops ziehen.

Wir haben uns dem erst mal entzogen und sind am Ufer von der Anlegestelle aus gesehen links rum ein wenig umhergegangen. Wir sind dann weiter den Weg entlang in eine Glaserei gegangen. Die hatten da eine kleine Vorführung, in der der geschickte Mensch dort schnell man eine kleine Glasvase und ein Glaspferd hergestellt hat, Diese Vorführung mündete natürlich auch nur im Besuch das angeschlossenen Ladens. Alles unglaublich teuer. Und teilweise auch unglaublich kitschig ! Wenn einem mal was gefiel dann war es unbezahlbar teuer. Gläser für 200 Euro, ne Vase für fast 1000 Euro. Ne , echt nicht.

Wir sind dann wieder ins innere der Insel abgebogen und auf ein paar verschlungenen Wegen recht genau an der anderen Schiffsanlegestelle Faro rausgekommen. Auf dem Weg hatten wir uns noch kurz hingesetzt und ein Häppchen mit einem Gläschen Wein zu uns zu nehmen. Auch hier, Glas Wein 90 Cent oder sowas, die Häppchen nicht viel mehr. Super Erfindung.

Am Faro dann das teuerste Bier des Urlaubes getrunken ( 5 Euro, Aua ! ) und aufs Boot gewartet.

Weiter gings zur Gemüseinsel Sant Erasmo. Der Gemüsegarten von Venedig. Eine wirklich große Abwechslung zum Wasser, Kanal und Häuserwirrwar von Venedig-Stadt. Hier ist es grün, ruhig und beschaulich und grün und grün. Das erste mal seit zwei Tagen auch mal wieder Mopeds und kleine Autochen. Alles in allem aber wirklich seeehr ruhig. Das Leben scheint hier recht gemütlich voranzugehen. Der Verkehr beschränkte sich auf alle halbe Stunde mal ein kleines Autochen ( so ein Dreiradauto, was man in alten italienischen Filmen noch sehen kann. Vorne ein Rad, hinten eine kleine Ladefläche. Vorne kleine Kabine mit 1,5 Sitzplätzen, wo zwei Leute fast aufeinandersitzend rumfahren) . Wirklich drollig.

   

Die Insel hat drei Bootshalltestellen. Sozusagen Süden, Mitte und Norden. Wir sind nach Mitte gefahren und von der einen kleinen Spaziergang machend durchs Zentrum der Insel und später am Wasser entlang nach Süd zurückgegangen. Es ging eigentlich immer an Feldern mit irgendeinem Grün, an kleinen Häuschen, bellenden Hunden und viel Ruhe vorbei. Echt nett.

Später mussten wir feststellen, das wir gerade dabei waren von ziemlich aggressiven Stechviechern aufgefressen zu werden. Wir haben noch ein kleines Lokl gefunden ( Ai Tadeschi " wo wir uns eigentlich gemütlich niederlassen wollten. Die hatten aber erst später geöffnet. Es war jetzt so ca. 18 Uhr und uns wurde gedeutet, das erst ab 7 offen sei. So lange wollten wir nicht warten und so sind wir zum Boot zurück. Auf dieses mussten wir aber noch ne gute halbe Stunde warten und so haben wir uns bei der nahen Frittenbude niedergelassen und was getrunken.

Auch dort wurden wir die ganze Zeit von üblen Stechtieren angegriffen. Der Scheff der Frittenbude konnte das auch nicht mehr mit ansehen und hat uns noch mit Insektenmittelchen ausgeholfen. Das hat zumindest kurzfristig für Ruhe gesorgt. Aber das schlimmste war schon passiert. Mich hatten die Viecher sogar durch die Socken oberhalb der Schuhe gestochen !! Schon gut das wir nicht in dem Restaurant eingekehrt sind, das wären wir den ganzen Abend wohl gestochen worden.

Später auf dem Boot zurück wurde es merklich kühler und so gegen 20 Uhr im Hotel war ich doch froh ein Jäckchen anziehen zu können. Nach der ersten Grundversorgung der Mückenschäden sind wir dann wieder weiter Richtung San Polo ( das ist der Stadtteil auf der anderen Seite des Canals auf Höhe von San Marco. Laut Reiseführer sollte es hier noch na ganze Menge guter Lokale geben.

Gelandet sind wir schließlich bei der Trattoria Da Renato. Ein echt raumhafter Laden. Betrieben vom Besitzer und seiner Frau. Sie steht in der Küche und er schmeisst vorne den Laden. Ist Barmann, Kellner, Servierer, Abräumer etc in einer Person. Auf den ersten Blick eine etwas grantige Person entpuppt er sich doch als wirklich liebenswerter Typ, der immer mit irgendeiner Bemerkung oder Geste die Leute unterhält. Ich denke mal, der Laden hier hatte das beste Preis-Leistungsverhältnis des ganzen Urlaubes. Ein Original : die mit Filzstift handgeschriebene Speisekarte, die man nicht wirklich entziffern kann. Es dauert alles etwas länger, aber das Essen ist wunderbar. Sehr zu empfehlen : die Tortellonis, die Spaghetti, die Schnitzel in Marsalasoße und die Peperonata ( eine Art Ratatouille ). Hmmm. Und wirklich nicht teuer. Wir haben mit zwei Personen mit Getränken keine 50 Euro bezahlt. Echt klasse.

   

Gut gesättigt sind wir Richtung Canal zurück und haben noch ein Bilder von der Umgebung und der beleuchteten Rialtobrücke gemacht. Auf der Suche nach einem guten Blickwinkel sind wir in der dunkelsten und kleinsten Gasse der Umgebung noch auf ein supertolles Weinlokal gestoßen. Klasse eingerichtet, recht urig. Betrieb jetzt so gegen 23 Uhr unglaublich, Wir haben an der Bar jeder noch ein Glas Wein getrunken ( haben uns vom Barmann was empfehlen lassen ). In der Zeit in der wir dort waren, standen die Leute fast bis nach draußen für einen Tisch. Muss ein echter In-Schuppen gewesen sein. Per Boot zurück nach "Casino" und von dort quer durch die Straßen zurück zum Hotel wars jetzt doch Zeit fürs Bettchen. Heute taten wir doch die Beine übelst weh.

 

        Castello, Arsenal, Markusplatz


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