14.10.2007 - Castello, Extremzufußgehing, Arsenal und Markusplatz
 

Wir haben heute eigentlich nahtlos da weitergemacht, wo wir gestern aufgehört haben, nämlich so ziemlich genau auf der Grenze zwischen den Stadteilen Cannaregio und Castello. Zuvor haben wir aber erst mal in einer ziemlich genialen italienischen Institution, dem typischen italienischen Cafe, halt gemacht. Alles passiert hier im Stehen am Tresen. Einmal einen "caffe" bitte und eines von den kleinen Häppchen hier. Die haben auch nen tollen Namen, gab ich aber wieder vergessen. Dieser besagte caffe ist eigentlich ein Espresso. Ein kleiner Schluck seeeehr starker Kaffee, der einen die Fußnägel aufstellt, so stark ist der. Ein solch ein toller Wachmacher kostet hier 80 Cent. Das Häppchen dazu so um die 1 Euro bis 1,50. Alles in allem ein fairer Tarif. Übrigens : Oberlehrermodus an : Wer sich zuverlässig als Tourist outen möchte, der bestellt einem Espresso. Der uns als Espresso bekannte Kaffee heißt hier einfach nur "caffe". Es gäbe jetzt noch die möglichkeit verschiedene Varianten zu bestellen, beispielsweise caffe macchiato. Aber niemals Espresso sagen. Eine "normale" Tasse Kaffee so wie wir sie kennen gibts hier eigentlich nicht. Zumindest habe ich in keinem Laden eine normale Kaffeemaschine für Filterkaffee gesehen.

   

OK. Als erstes sind wir im Stadtteil Castello auf die große Kirche Santi Giovanni e Paolo getroffen. Die ist auch nicht zu übersehen. Sie teilt sich eine Fassade mit dem direkt angebauten Hospital. Dieses Hospital geht weiter Richtung Wasser bis ganz ans Wasser dran. Da hinten auf der anderen Seite ist die Einfahrt für die Ambulanzboote. Emergency Room im Wasser sozusagen. Die Front des alten Teiles des Hospitales ist wirklich sehenswert. Vor allem die in einer Art 3D Technik gestalteten Wandbilder, die beim betrachten wirklich plastisch aussehen, fand ich ziemlich toll gelungen.

Die riesige Kirche, von den Venezianer einfach San Zanipolo genannt, ist von außen eigentlich nur ein riesige Backsteinbau. Das Interessante lauert hier innen. Die Kirche war nämlich über ganzen Jahre eine "Grablege der Dogen". In ihr sind insgesamt 27 Dogen von Venedig begraben. Jedes der Grabmäler in Inneren ist prunkvoller und prachtvoller als das andere. Als wir den ersten Versuch unternommen haben da reinzukommen, war noch Gottesdienst. Da wollten wir nicht stören ( im Gegensatz zu vielen anderen, tststs ) und haben uns erst noch ein wenig in den angrenzenden Gassen rumgetrieben. Noch eine Kleinigkeit zum Futtern gekauft und ein paar Sachen angeschaut. Als wir zurück waren, war der Gottesdienst in den letzten Zügen. Es wurden gerade die Hostien verteilt ( oder sowas ähnliches ), was das Ende der ganzen Sache einläutet. Das hatte ich schonmal im Petersdom in Rom gesehen, deshalb wusste ich das.

Also sind wir geblieben und haben die Kirche mal genauer untersucht. Wirklich wunderschön. Eintritt übrigens 2,50 Euro.

Nach diesem Kulturauftakt sind wir von hier aus zu Fuß durch das Gassengewirr Richtung Arsenal aufgebrochen. Irgendwo haben wir komplett aufgegeben noch der Karte zuschauen. Die Gassen wurden immer kleiner und verwinkelter und mehrmals haben wir unvermittelt entweder in einer Sackgasse gestanden oder vor einem Kanal ohne Brücke. Ein paar mal war auch ne Brücke, die führte aber direkt auf der anderen Seite in eine Haustüre. Auch mal lustig.

   

Nun, lange Rede, kurzer Sinn, aber trotzdem langer Weg, irgendwann sind wir am Arsenal rausgekommen. Dieses Arsenal ist ein Militärbereich, den man nicht betreten drauf. Das Arsenal umrahmt ein riesiges Becken. Hier wurden früher die venezianischen (Kriegs-)Schiffe gebaut. Das ganze Viertel hier war komplett auf Marine und Schiffsbau spezialisiert. Von Unterkünften für Matrosen bis zu Bäckereien für Schiffszwieback. Was man sehen kann ist das riesige Portal und ein paar Statuen vor der Türe die auch von irgendwo her geraubt wurden. Der Anblick ist aber wirklich schön, das muss man sagen.

Vom Arsenal aus ging es weiter Richtung Zipfel der Insel und zum Biennale-Gelände. Aus rund um das Arsenal waren schon kleinere Aktionsflächen der Biennale. Ein paar Sachen konnte man so sehen, aber irgendwann wollten die von uns Eintritt haben, das haben wir aber dankend abgelehnt. Also weiter am Gelände und den angrenzenden Park Giardini Pubblici. Nettes Detail am Rande war eine Gasse wo alle Leute anscheinend ihren Waschtag zusammengelegt haben. Die ganze Straße war von quer von Wäscheleinen mit Wäsche überspannt. Da konnte man genau sehen, wer welche Unterwäsche gewaschen hatte :-)

Da am Garten habe sich die Füße zum ersten Male zu Wort gemeldet. Wir wollten noch weiter zum äußersten Zipfel der Insel nach Sant Elena. Dort ist das Fußballstadion. Wir wollten mal schauen, ob es eventuell dort was zu sehen gab. Diesen Weg haben wir aber dann per Boot angetreten. Aber mit dem Schiff einmal rum ums Inselchen und dort ausgestiegen. Man steht in einem großen Park. Dieser ist schnell durchquert und am Fußballstadion angekommen haben wir A) gesehen, das hier definitiv nix los war. Hier haben sich Fuchs und Hase gute Nacht gesagt, und B) haben wir gesehen, das das Stadion ein ziemlich maroder alter Kasten ist. Im Nachhinein ist mir auch nicht eingefallen, das ich mal Schlagzeilen von einem FC Venedig gehört hätte.

   

Naja. Wir sind wieder zurück zum Boot und haben die Umrundung der Insel weiter fortgesetzt und sind an der Isola di San Pietro raus. Dies ist eine kleine INsel, die mit zwei Brücken mit dem Rest verbunden ist. Entlang des Kanals der die Insel vom Rest trennt hat man schöne Blicke auf viele Boote und ein paar Bootswerften, die recht chaotisch aussehen. Die Kirche San Pietro mit dem großen Kirchturm ist auch einen Blick wert.

Über eine der Brücken zurück kommt man sozusagen von hinten wieder nach Castello hinein. Wann steht auch schnell auf der breiten Via Guiseppe Garibaldi, die als Flaniermeile schnurstracks zum Wasser weitergeht.

Von hier aus ist es am Ufer entlang auf der breiten Uferpromenade auch nicht mehr sehr weit zum Markusplatz und dem Dogenpalast. Ein oder zwei Brücken weiter ist man dann am Riva degli Schiavoni, dem Ufer der Touristen, wie es genannt wird. Und diese Bezeichnung trifft auch zu, Hatten wir eigentlich bisher den ganzen Tag die Stadt für uns alleine, so fing hier der große Touristenstrom an, der bis zum Markusplatz immer weiter anschwellen sollte. Spätestens auf der Brücke vor dem Markusplatz ( von der man die Seufzerbrücke sehen kann ) war kaum noch ein Durchkommen. Übel. Man vergessen nicht, wie haben Oktober. Ich möchte das nicht zur Hochsaison sehen !

   

Aber da wir als brave Touristen natürlich auch den Markusplatz, den Campanile, den Dogenpalast und die Markuskirche sehen wollten, habe wir uns doch mutig ins Gewühl gestürzt.

Ein paar Dinge sind sehr auffällig hier :
1) Der Markusplatz ist keine großer rechteckiger Platz, er ist L-förmig.
2) Der Campanile ist wirklich gewaltig.
3) Der Markusplatz ist wirklich groß, aber eher unpersönlich. Eingerahmt von großen Arkaden mit Bogengängen aber kühl in der Ausstrahlung.
4) Es gibt mehr Tauben als Leute hier.
5) Die Markuskirche ist schon von außen wunderschön.
6) Ja der Kaffee kostet hier wirklich 12 Euro. Und man muss Musikzuschlag bezahlen

Laut Reiseführer sollte die Kirche bis 18 Uhr aufhaben. Aber so ziemlich um 18 Uhr standen da nach viele Leute um reinzukommen. Deshalb haben wir das erst mal gestrichen. Ein Besuch wurde auch den nächsten Tag verschoben. Der Dogenpalast ist ein riesiges Museum, was uns aber nicht so sehr interessierte

Da am Campanile weniger Leute anstanden, sind wir den Turm hoch. Eintritt kostete wenn ich es richtig im Kopf habe 3 Euro. Von oben hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Man kann auch sehr gut sehen, wie scheinbar chaotisch und wild verteilt die ganzen Häuser stehen. Es gleicht einem ungeordneten Gewühl. Und alle paar Meter ragen hohe Gebäude empor, die allgegenwärtigen Kirchen. Der Blick vom Turm entschädigt fürs Anstehen allemal. Unbedingt machen.

Man steht auf dem Turm direkt unter den riesigen Glocken, die nebenbei zu jeder halten und vollen Stunde losklingeln ! Also nicht erschrecken und Ohren zuhalten.

   

Wieder unten haben wir auf den Platz im Schatten noch etwas gerastet und sind dann durch den Uhrenturm hindurch die Mercerie hinunter Richtung Rialto Brücke gegangen. Das ist nicht schwer, immer den Schildern "per Rialto" folgen. Nebenbei kommt man an einpaar der teursten Geschäfte Venedigs vorbei. Klamottenläden mit Hosen und Röcken für ein paar tausend Euro, Rolexladen mit Uhren für 16.000 Euro, einem kleinen Ferrari-Fanshop für die Michael Schumacher Gedächtnis-Käppis usw.usw. Zumindest das Window-Shopping ist recht interessant. Für mehr reichts hier auch nicht.

An der Rialto Brücke angekommen fing es an zu dämmern und wir sind per Schiff wieder Richtung Hotel gefahren. Dort noch ein wenig die Beine hochgelegt und so gegen 20 Uhr wieder weiter. Heute ging es nach Dorsoduro, den Stadteil gegenüber von Rialto. Auf den anderen Kanalseite also. Dort sind wir zum Campo Santa Magherita, weil dort laut Reiseführer abends recht viel los sein sollte. Zumindest rund um den Platz gab es eine Menge Kneipen und Pubs und wir haben uns für den Abend beim Pier Dickens Inn niedergelassen. Ein paar Bier und ne gute Pizza später haben wir dann den Tag für beendet erklärt.

 

        Tag 1, Orientierung und Cannaregio


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