07.08.2010 - Superga, Rest der Stadt und ein unglaublicher Markt
 

So. Die erste Show des Jahres lag nun hinter mir. Jetzt muss ich aber noch ein wenig Turin abklappern. Bisher hab ich ja noch nicht soooo viel gesehen.

Ich hab noch ein wenig eingekauft und mich dann zum Hauptbahnhof begeben. Von dort bin ich mit dem Bus zur Superga gefahren. Die Superga ist ein Kathedrale, die man über den Köpfen von Turin auf einen Berg gebaut hat. Ist auch von überall gut sichtbar. Sah interessant aus und ne schöne alte Berg-Zahnradbahn fährt auch noch hoch.

Zuerst hatte ich wegen dem Bus ja bedenken, aber dieser Bus hier hatte so ne LED Laufschrift drinnen, wo die Haltestellen angezeigt wurden. Super. So konnte ich auch passend an der Haltestelle für die Bergbahn aussteigen. An der Talstation war jetzt mal gerade garnix los. Der Schalter mit der Kasse war nicht besetzt. Aus den vielen Schildern, die da rumhingen (natürlich waren die wichtigen Sachen alle auf italienisch) konnte ich herausfinden, das a) die Bahn am Wochenende nur stündlich fährt (und ich natürlich die letzte Bahn knapp verpasst hatte) und b) das die Kathedrale angeblich für Besichtigung geschlossen sei. Egal. Jetzt bin ich einmal hier. Ach so. Am Kassenhäuschen stand ein Schild dran, das soviel sagte wie "Bin gleich zurück". Und wirklich, so ne halbe Stunde später kam die Frau offensichtlich vom Einkaufen zurück.

  

Die Fahrt hoch mit dem Bähnchen ist nett und recht gemütlich. Es geht noch verdammt weit hoch. Die Strecke sind gute 3 Kilometer. Könnte man auch zu Fuß gehen, einen Pfad gibt es. Muss aber nicht sein.

Oben angekommen konnte ich herausfinden, das die Kathedrale entgegen der Info unten doch nicht zu war. Ich bin mal rein und hab mich umgesehen. Bin nicht rausgeschmissen worden, also gehe ich davon aus, das offiziell geöffnet war. Ja, war ganz OK. Habe aber auch schon prunkvollere Kirchen in Italien gesehen. Irgendwie war der Tempel scheinbar auch nicht fertig gebaut. Ich meine gelesen zu haben, das denen ein paarmal die Kohle ausgegangen ist.

Ich bin dann einmal um die Kathedrale rumgegangen. Auf der Rückseite sieht das Teil doch recht verfallen aus. Ganz hinten auf der Rückseite der Kathedrale ist das Denkmal für die Fußballmannschaft von Turin, die 1949 bei einem Flugzeugabsturz an diesem Berg komplett ausgelöscht wurde. Die Mannschaft vo damals wurde auch "die Unbesiegbaren" genannt. Die haben zu der Zeit alles dominiert was es gab. Alleine die Nationalmannschaft Italien zu der Zeit hatte von 11 Stammspielern 7 Spieler aus Turin. Tja, und plötzlich stand dem Flugzeug der Berg mit der Superga im Weg und die Unbesiegbaren gabs nicht mehr.

  

Noch jedes Jahr im Mai gibt es Prozessionen von Fußballanhängern den Berg hoch um hier am Denkmal Kränze und sonstigen Fußballkram niederzulegen.

Ganz rum und vorne wieder auf dem Parkplatz habe ich dann als nächstes die Megaaussicht von hier oben genossen. Zum einen hatte man einen klasse Überblick über die Stadt. Zum anderen konnte man auch bis zu den Bergen schauen und noch den einen oder anderen verschneiten Gipfel erkennen. Lustig war, das beim Stadtüberblick der Turm von gestern (dieser Antonella) deutlich aus dem Stadtbild heraussticht. Das ist wirklich mit Abstand das höchste, was so in der Stadt rumsteht.

Mit der Bahn gings dann wieder runter und mit dem Bus zurück. Auf dem Weg zurück in die Stadt bin ich noch beim Monumentalfriedhof ausgestiegen. Der hat mich aber nicht so ganz überzeugt. Kein Vergleich mit dem Friedhof z.B. in Mailand. Hier gabs zwar auch sehr viele Grabmäler, die einzelnen Bauten waren aber nicht so spektakulär.

  

Hier vom Friedhof konnte ich einen Bus nehmen, der direkt zum Castello fuhr. Von dort sind es nur zwei Schritte zum Palazzo Reale. Von aussen gibt es sich recht schlicht. Doch trotzdem hat die große Fassade und der Platz davor mit dem Eingangsportal doch irgendwas. Um das Innenleben zu sehen muss man Eintritt zahlen. Irgendwas um 7 oder 8 Euro. Da hatte ich jetzt aber nicht wirklich Bock drauf. So blieb es bei der Besichtigung von außen.

Vom Innenhof geht eine kleine Gasse nach links ab, durch die man auf einen anderen großen Platz kommt mit einem massiven Campanile (Glockenturm) und dem absolute unspektakulären Turiner Dom. Das ist nebenbei der Laden wo das berühmte Turiner Grabtuch aufbewahrt wird. Hätte ich das nicht im Reiseführer gelesen mit Beschreibung wo dieser Dom zu finden ist, ich wäre dran vorbeigelaufen, so unscheinbar sieht das Gebäude aus.

  

Natürlich bin ich mal rein und habe mir dieses Grabtuch (bzw. die ausgestellte Kopie) angeschaut. Naja. Es scheiden sich ja die Lager derjenigen die die ganze Story die da dranhängt glauben und die die es nicht tun. Ich bin ein wenig unschlüssig, wo ich mich zuzählen soll.

Ja nu. Hier vom Platz vor dem Dom bis zum Piazza della Repubblica sind es nur wenige Schritte. Auf der Karte sah das viel weiter aus. Ich war überrascht, das man so schnell da war. Auf dieser Piazza findet Samstäglich einer der größten Märkte Italiens statt. Ein fast unüberschaulich ineinandergehendes Gewühl aus Obst- und Gemüsemarkt, Bauernmarkt, Krimskrams, Klamotten, Fleisch und Wurst und und und empfängt einen hier. Und hier war auch richtig Betrieb. Immerhin war es jetzt schon guter Nachmittag aber trotzdem war hier noch die Hölle los. Irgendwann, bei den Ständen wo man vom Handtuch über die Bratpfanne, Sicherungen, Kabel, Duschbrausen, Uhren bis zu den Nudeln und der italienischen Salami alles kriegen konnte, war ich doch total verzückt von diesem tollen Markt.

  

  

  

Ich bin noch länger rumgestreunt und habe mir viele Sachen angeschaut und teilweise einfach nur das Treiben und die Leute beobachtet. Klasse. Irgendwann wars aber dann doch genug und ich habe mich wieder grob in Richtung Heimat orientiert. Ich hab nen Bus geentert, dachte ich komme damit zum Hauptbahnhof, aber dem war nicht ganz so. War irgendwo woanders. Bevor es noch schlimmer wurde bin ich raus und nach Konsultation der Karte habe ich festgestellt das ich garnicht so weit vom Stadtpark, dem Parco Del Valentino, weg war.

Hier habe ich mich noch umgesehen, bin mal ein wenig rumgegangen und habe mir auch das Castello, eine kleine Ritterburg, die hier so rumsteht, angeschaut. Nett. Die Atmosphäre hier war auch sehr entspannt. Fußgänger, Radler, Skater, alle in der Sonne unterwegs durch sehr viel Grün. Sehr nett.

  

Später dann bin ich vom anderen Ende des Parkes mit der Tram zum Bahnhof gefahren und von dort wieder zu Fuß zum Hotel. Das hatte den Vorteil, das ich so wieder durch die ganzen Arkaden kam, wo die vielen Restaurants die Tische draußen hatten. Eines hatte mir besonders gefallen, das "Emporio Gastronomico". Sah sehr nett aus. Ich habe dann mal gefragt, ob sie einen Tisch für mich hätten. Das war ein Problem. Alles reserviert. Allerdings ..... wenn ich in einer Stunde fertig wäre mit Essen (also so um 9 Uhr) dann könnte ich nen Tisch haben.

Na, ne Stunde fürs Essen, das sollte doch kein Thema sein. Also los. Ich habe mich dann an die übliche Reihenfolge gehalten. Also brav Antipasti, Primio, Sekondo und Dolce bestellt. Man war das gut ! Als Vorspeise gab es reichlich Schinken auf Honigmelone. Hm. Dann als Primio hatte ich Ravioli in Trüffelsoße. Boah. Da hätte ich für töten können ! Und als Hauptspeise gabs ein handliches Angus Steak.

Das Dolce habe ich dann doch ausfallen lassen und stattdessen einen Cafe und einen vom Kellner empfohlenen Schnaps eingenommen.

Tja, und wenn man sich so an die Speisenfolge hält, dann hat man wiedererwartend doch schneller ne Stunde verbracht als man denkt. Aber irgendwie war keiner wirklich verärgert darüber das es dann doch ein wenig länger gedauert hat. Alle waren ganz im Gegenteil super angagiert und super freundlich. Als ich mich mit einer Viertelstunde Verspätung dann verabschiedete, haben mich sogar alle nochmal extra mit Handschlag verabschiedet und seeeehr viele Ciao's und Arrividerci's später war ich da raus. OK, war jetzt auch ein wenig teurer. Ich habe gute 50 Euro bezahlt, aber das wars wert. Einfach klasse der Abend.

Und ich habe auch wieder sehr deutlich festgestellt, wenn man versucht alles auf italienisch machen und man sich bemüht, wird das mit sehr viel wohlwollen aufgenommen und dann isses auch kein Problem wenn das mal nicht klappt. Dann geht es halt mit Händen und Füßen und Zeigen weiter. Ich wage jetzt mal zu behaupten, das die ganze Sache deutlich weniger herzlich abgelaufen wäre, wenn ich direkt mit englisch da rein wäre und auch vorausgesetzt hätte, das das Personal da englisch kann und es auch mit mir spricht.

Nun ja. Gut gesättigt um die Ecke ins Hotel. Tasche nochmal umgepackt und dann ins Bettchen in Erwartung des morgigen letzten Tages. Buena Notte. Oder so.

 

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