25.07.2005 - Wir sind Papst ..... oder .... ein Tag im Vatikan
 

Heute stand der Vatikan auf dem Programm. Per UBahn gings zur Station Ottaviano. Von dort aus sind es nur ein paar Meter um die Ecke und man steht sozusagen in einem anderen Land ( zumindest im Staatsgebiet eines anderen Staates ). Im Reiseführer stand, das man wegen des immer großen Betriebes am besten morgens zuerst zu den Museen gehen sollte und den Petersdom lieber später. Nun, da man leider gegen Mittag nicht mehr als morgens früh bezeichnen kann, hatte ich da schon mal einen entscheidenden Nachteil. Als ich ankam standen auch die Leute schon einmal quer durch den Vatikanstaat um zu den Museen zu gelangen.

Das wollte ich mir nicht antun und so bin ich schnurstracks zum Petersdom gegangen. Schnell liegt der Petersplatz vor einem. Wenn man ihn betritt, dann sieht man erst einmal, wie riesig das alles ist. Der Platz an sich ist schon groß. Dann die halbrund umlaufenden Säulengänge, ebenfalls riesig. Und der vor einem aufragende Petersdom. Schon von außen : hui.

   

Auf dem Petersplatz verlor sich die Menge noch ein wenig. Dafür war im Kontrollbereich für den Eingang schon richtig was los. Man muss durch Metalldetektoren wie am Flughafen. Außerdem wurde hier auch schon die erste Kleiderkontrolle durchgeführt. Kurze Hosen und Trägershirts etc. durften hier nicht rein. Deshalb bin ich den ganzen Tag mit langer Hose rumgelaufen und hab mich dafür totgeschwitzt. Drinnen teilt sich die Schlange dann in drei Gruppen auf. Eine in den Petersdom selbst, eine zum Grab von Johannes Paul II und eine für die Besteigung der Kuppel.

Ich bin erst mal in den Dom selbst, weil dort keine Warteschlange war. Tritt man in den Dom ein, ist das alleine schon ein Augenöffner. Riesig hoch, über allem die riesige Kuppel und jede Ecke noch goldiger und verschwenderischer aussehend wie die vorige. Unglaublich, was hier ein Pomp und Prunk verbaut ist. Eigentlich kann man eine ganze Zeit nur staunend durch das Kirchenschiff wandern und dann später nochmal den selben Weg mit dem Kopf nach oben gereckt nochmal. Denn die Decken und oberen Domteile ( ich weiß jetzt nicht wie ich es anders beschreiben soll ) sind ebenfalls sehr prunkvoll und sehenswert ausgestattet. Wenn man dann die Genickstarre überwunden hat ist man auch schon eine ganze Zeit unterwegs. Ich glaube ich war so ne gute Stunde hier, ohne dies großartig zu merken.

   

Zuerst sah es so aus, als ob der Weg zum Grab von Johannes Paul II einigermaßen frei wäre. Deshalb habe ich mich mal schnell noch dort angestellt. Leider täuschte dieser Eindruck und man wurde mit tausenden anderen Leuten durch ziemlich verschlungene Wege gelotst. Draußen musste ich noch ein wenig warten, drinnen ging es dann zügig aber bestimmt im Gänsemarsch-Tempo durch die Gruft. Immer die mahnenden Worte der Aufpasser ( avanti avanti ) im Ohr, ging es zu der schlichten Grabplatte. Ehrlicherweise hatte ich mir jetzt mehr darunter vorgestellt. Was genau weiß ich auch nicht, aber irgendwie mehr Zinnober. Jeder der länger wie eine Fotosekunde stehen blieb wurde direkt wieder mit den "avanti, avanti" Sprüchen weitergeschickt. Alles irgendwie ziemlich unpersönlich. Was noch recht interessant war, waren die Gräber der anderen hier bestatteten Päpste, die teilweise doch recht interessante Sarkophage hatten.

   

Schließlich ging's zum Seitenausgang aus den Domkatakomben wieder raus und man stand wieder auf dem Petersplatz. Da es jetzt schon später Mittag war und ich doch noch was von den Museen sehen wollte, bin ich mal schnell dorthin. Zumindest war die lange Schlange nicht mehr sooo lang. Leider reichte es aber trotzdem noch für ... na sagen wir mal ,,, einen halben Kilometer. Da das Museum durchaus behördliche Öffnungszeiten hat ( die machen um 16 Uhr dicht !! ), sah ich meinen Besuch doch ernsthaft gefährdet. Aus diesem Grund bin ich einfach an der ganzen Schlange vorbeigegangen bis vorne direkt vor den Eingang und habe mich dann ganz "unauffällig" zwischen zwei Reisegruppen vorne eingeschmuggelt. Ich weiß, das ist nicht die feine Art, aber es war mein letzter Tag und die Museen sind ein Muss.

Zwölf Euro Eintritt später habe ich mich mit den anderen Menschenmassen durch die "Vatikanischen Museen" gedrängelt, oder bzw. durch das, was für Öffentlichkeit freigegeben ist. Große Teile sind abgesperrt und da kommt man anscheinend garnicht hin. Nun ja. Was soll ich sagen. ich bin kein Museums-Fan, war aber doch von Anfang an sehr begeistert und überwältigt, was hier ein Reichtum an Kunstwerken gebunkert ist. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage, das das hier wohl mit die größte Kunstsammlung der Welt ist.

   

Ein schöner Einstieg ist die Galerie mit lauter Statuen und Büsten. Noch sehr gut gefallen hat mir der Flur mit den riesigen Wandteppichen von 15 hundert irgendwas. Und mit riesig meine ich hier 3 bis 4 Meter hoch und 10 Meter aufwärts breit. Ein zusätzlicher Augenöffner war der Gang der Landkarten. Dort waren alle Landkarten der damals bekannten Welt auf die Wände gemalt. Zusätzlich waren in der Kuppeldecke jeweils passende Motive zu der Landkarte an der Wand gemalt. Einfach wunderschön. Nächster Höhepunkt die Wandbilder von Raffael, die heute noch mit strahlenden Farben ganze Zimmer "auskleiden".

   

Unweigerlicher Höhepunkt war dann die Sixtinische Kapelle. Mit den berühmten Deckengemälden von Michelangelo und dem riesigen Wandgemälde "Das Jüngste Gericht", ebenfalls von Michelangelo, welches mir fast besser gefallen hat, als die Deckenfresken. Die Deckenbilder zeigen übrigens auf 9 Feldern 5 Ereignisse aus der Schöpfungsgeschichte und 4 weitere Ereignisse aus der Genesis.

"Das Jüngste Gericht" ist da schon viel interessanter ( für mich jedenfalls ). Ein mitleidloser Gott spricht über der zusammengekauerten Menschheit das Urteil. Auf der linken Seite wandern die Geretteten ins Paradies und auf der rechten Seite werden die Verdammten vom Teufel in die Hölle gezogen. Links unten stehen die Toten aus ihren Gräbern wieder auf und in der Mitte steht Jesus mit Maria und den Aposteln. Eine Besonderheit am Rande : Auf dem Bild werden 391 Gestalten gezeigt. Doch nur eine davon blickt dem Betrachter des Bildes direkt ins Gesicht. Nämlich die "Verdammte Seele", die, sich selbst umklammernd, vom Teufel ins Verderben gezogen wird. Natürlich weiß ich das nicht, weil ich früher in der Schule so gut aufgepasst habe, das kann man in überall rumliegenden Erklärungen zu dem Bild nachlesen. Und tatsächlich. Wenn man mal weiß, was das alles soll, ergibt das Bild wirklich einen Sinn. Also ich war ganz hingerissen davon. Dafür haben alle anderen Genickstarre bekommen, weil die die ganze Zeit die Deckenbilder angeschaut haben. Leider durfte man in der Sixtinischen Kapelle nicht fotografieren. Schade eigentlich. Deshalb sind die beiden nächsten Bilder hier auch geklaut und nicht selbst gemacht.

Irgendwann nach guten 3 Stunden war mein Füllgrad an Kunst und Bildung irgendwo Oberkante Unterlippe angekommen. Ich hatte keine Lust mehr und habe die letzten Räume einfach ohne einen Blick durchlaufen und mich in der Cafeteria erst mal gestärkt. Anzumerken hier : das erste mal seit ein paar Tagen nochmal zivilisierte Preise.

Nach dem Crashkurs in großer Kunst bin ich pünktlich zum Feierabend aus dem Museum raus. Nächster Punkt auf der Liste : Dem Petersdom aufs Dach steigen. Also habe ich mich auch dort wieder brav in die Schlange gestellt und schon fast eine Stunde später und nach ca. 600 Stufen stand ich oben auf der Kuppel. Dort konnte ich auch das klassische Foto schießen, welches wohl in jedem Reiseführer drin ist. Von oben den ganzen Petersplatz. Ein Stück weiter rechts konnte man von hier auch ganz gut das Colosseum und das riesige weiße Vittorio Denkmal sehen.

Ich hab mir noch ein wenig den Wind um die Ohren wehen lassen und bin dann wieder runter und nochmal in den Petersdom. Dort habe ich in einer der vielen Ecken noch ein sehr interessantes Grabmal entdeckt. Es gehört auch irgendeinem Pabst, denke ich. Engel breiten einen großen Umhang aus und unter diesem Unhang kämpft sich der Tod in Gestalt eines Skelettes nach oben und reckt eine Hand mit einer Sanduhr nach oben ( die wohl ein wenig abgelaufen ist ). Ziemlich cool. Sieht auch einfach klasse aus.

   

Jetzt reichte es für heute aber dann auch mit dem Ausflug in die kirchliche Welt. Mit der UBahn gings wieder zurück zur Spanischen Treppe und von dort aus wie gestern zum Pantheon. Heute hatten die auch länger auf, so das ich diesmal rein konnte. Nun ja, von innen ist es ziemlich unspektakulär, bis auf das riesige Loch in der Decke. Die Einrichtung ist aber eher nüchtern.

Zurück an der Spanischen Treppe habe ich noch ganz kurz sentimental Gedacht : Hier schließt sich der Kreis. Am Freitag hier angefangen und nun am Montag Abend hier Endstation. Fast schon aus alter Tradition habe ich mir in der Tabacheria um die Ecke noch ein Bier geholt und auf der Treppe ganz kurz mit mir selbst angestoßen. Heute waren hier übrigens Polizisten unterwegs, die aufpassten, das sich keiner ungebührlich benahm. Alle grölenden und rumfaulenzenden Leute wurden ermahnt und alle Straßenhändler weggejagt. Zum Glück waren die am Freitag nicht anwesend.

Weil es gerade auf dem Weg lag ( die UBahn machte wegen Bauarbeiten schon um 21 Uhr zu, und ich musste wieder zu Fuß gehen ) bin ich nochmal ins Hard Rock Cafe marschiert. Essen war wieder gut und getrunken habe ich heute wenig, so das sich die Rechnung im Rahmen hielt. Habe mir dann aufm Heimweg am Bahnhof noch zwei Pullen Bier gekauft, das war um einiges billiger.

Groggy vom ganzen Tag habe ich schnell noch gepackt und bin dann auch so um 1 Uhr in die Kiste.

 

          Colosseum, Circus Maximus, Pantheon     


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