11.06.2012 - Weiter nach Pisa und erste Sichtprüfung des Schiefen Turmes
 

Heute ging es weiter nach Pisa. Oder zurück nach Pisa, dann da war ich ja vor ein paar Tagen ursprünglich gestartet. Die Anreise war erfreulich unkompliziert. Mit der Trambahn zum Bahnhof, dort für faire 7,10 Euro am vorbildlich (auf deutsch!) arbeitenden Fahrkartenautomaten ein Ticket gekauft, kurz gewartet und dann in den Zug.

Auch hier hat Trenitalia einen guten Job gemacht. Zug war pünktlich los und ist pünktlich ca. eine Stunde später in Pisa gewesen. Per Google Maps hatte ich gesehen, das der Weg zu mein Hotel recht einfach war. Aus dem Bahnhof raus und geradeaus weiter über den Platz und die Trasse durch. Und so war es auch. Das Hotel Bologna war schnell gefunden. Gebucht hatte ich hier diesmal "old school" über Bookings.de weil Priceline Pisa nicht kennt. Ich vermute mal in Pisa sind nicht genügend Kettenhotels, so das sich das nicht lohnt.

Hotel war ganz OK. Meine Kemenate war zwar schon ziemlich klein und das Bad winzig, es war aber alles da und alles war in Ordnung und modern und sauber. Was will man mehr. Mein Zimmer ging zu einer kleinen Seitengasse hin und das Fenster hatte sogar vernünftiges Isolierglas um den Lärm auszusperren.

Erst al hab ich mich mit der Klimaanlage auseinandergesetzt. Die Bedienungsanleitung mit Bildern lag freundlicherweise im Zimmer aus. Erst mal kalt machen. Das Wetter war heute wieder Klimaanlagenwetter. Im Zimmer gab es auch ein paar Zettel wo stand wie das WLan Passwort ist und das WLan umsonst sei. Nur leider konnte ich mich dort partout nicht einloggen. Entweder gab es generell Probleme oder es lag an meinem IPhone. Ich habs nicht weiter verfolgt.

  

Ich bin dann direkt wieder los um die ersten Ecken der Stadt zu erkunden. Die große Fußgängerzone war nur eine Seitengasse entfernt und führte direkt zum Fluß. Über die Ponto di Mezzo drüber stand ich auch schon im Gewühl drinne. Die Fußgängerzone geht auf der anderen Seite noch ein bisschen weiter (Via Borgo Stretto). Wird dann aber immer kleiner und enger und irgendwann steht man im Gassengewirr mit einspurigen Wegen wo immer noch ein Mopedfahrer an einem vorbeidüst.

Ich bin ein wenig rumgewandert und habe mich dabei groß Richtung Westen orientiert. Ich bin auch an ein paar Sachen (meist Kirchen) vorbeigekommen, die im Reiseführer erwähnt waren. Irgendwie waren die aber alle jetzt nicht so der Brüller. Ich fand sie allesamt irgendwie karg und leer.

  

Irgendwann ohne es recht gewollt zu haben stand ich auf der Via Santa Maria und konnte rechterhand schon die Krone des Schiefen Turmes sehen. Hm. Das wars ? Hatte ich die ganze Karte die im Reiseführer drin war schon abgelaufen. Huiuiui. Ich habe mich daraufhin demonstrativ in die andere Richtung (Richtung Fluss) begeben und bin dort am Ufer noch ein wenig entlanggegangen. Laut meinem Reiseführer hätte ich dabei am sogenannten "Arsenale" vorbeikommen müssen. Dort sind Ausgrabungen im Gange. Man hat bei Bauarbeiten für ein Parkhaus oder so etwas eine ganze fast vollständig erhaltene Schiffsflotte gefunden, die dort nun in langsamer Kleinarbeit ausgegraben wird. Dort wo es hätte sein sollen habe ich vergeblich nach einem Schild oder dem geringsten Hinweis Ausschau gehalten. Nix gefunden. Doof.

Also weiter. Ein paar Meter weiter (verkehrsumtost von einem Kreisel und ein paar stark befahrenen Straßen) stehen Reste der alten Stadtmauer. Es gibt einen Turm und viele Mauerreste. Über die Straße drüber, abgesperrt mit einem Bauzaun waren noch weitere Ruinen zu erkennen. Scheinbar war das aber keine wirkliche Attraktion die man zur Besichtigung freigeben wollte. Es sah alles irgendwie vernachlässigt und heruntergekommen aus.

  

Jetzt hatte ich die Stadtteilkarte aus dem Reiseführer aber wirklich fast komplett abgegrast und ich habe mich auf der Via Roma dann jetzt doch hoch zum Dom und dem Schiefen Turm orientiert. Bei der Gelegenheit habe ich in einem Tabacchi Laden noch Fahrkarten für den Bus gekauft (1,10 eine Fahrt).

Nun. Ich gebe zu. Wenn man um die Ecke biegt und der Turm und der Dom stehen vor einem und man wird von der weißen Fassade im Sonnenlicht fast geblendet, dann hat das was. Es ist definitiv ein Augenöffner. Und deshalb waren wohl auch alle Touristen hier versammelt. Mit anderen Worten es war ein unglaublicher Betrieb hier. Es wuselte wie in einem Ameisenhaufen. Bei meinem Gang durch die Stadt bisher hatte ich eigentlich recht positiv aufgenommen, das ich nicht vielen Touristen über die Füße gelaufen war. Tja, die waren ja auch alle beim Dom und beim Turm.

Nach einer kleinen Bestandsaufnahme mit Hilfe des Reiseführers dämmerte mir auch langsam, das es in Pisa nicht wirklich so sehr viel mehr gibt, als hier den Dom und dort dem Schiefen Turm. Alle anderen interessanten Orte die der Reiseführer nannte waren entweder Kirchen oder irgendwelche Grünanlagen die sich nach genauerer Begutachtung auch nicht als sehr interessant entpuppten.

Aber zuerst einmal : Ja, der Turm ist wirklich verdammt schief. Das sieht auch ein Blinder mitm Krückstock ohne genau hinzusehen. Es ist schon recht surreal. Der Turm, der ja eigentlich der Glockenturm für den Dom ist (in Italien sind die Glocken nie direkt bei der Kirche eingebaut sondern sind immer in einem extra freistehenden Turm nebenan) und der Dom bilden ein wirklich sehr schönes Ensemble. Das muss ich ja einfach mal zugeben.

  

Mein erster Versuch in den Dom zu kommen ist dann kläglich gescheitert. Mir wurde beschieden das ich doch bitte eine Eintrittskarte an der Kartenverkaufsstelle erstehen sollte. Aha. Da standen die ganzen Leute an. An der Ticketverkaufsstelle. Und natürlich war die vom Dom erst einmal fast am anderen Ende quer über den Platz. grrr. Hier wo ich jetzt war gab es genau 3+1 Sachen die man sich anschauen konnte. Nämlich Camposanto (der alte Friedhof), Battistero (Taufkapelle) und der Dom selbst. Dann halt noch der Turm für den man eine extra Karte benötigt. Einmal aufsteigen auf den Turm 15 Euro bitte.

  

Jetzt haben die Jungs dort das aber so geschickt arrangiert, das man für die restlichen drei Sachen (Friedhof, Kapelle, Dom) nur Tickets für 2 Sachen kaufen kann. Man muss sich also entscheiden welche zwei Sachen man sehen möchte. Möchte man alle drei sehen, so darf man sich zwei Tickets kaufen. Das nenne ich geschickt eingefädelt.

Das Tickert für den Dom und den Camposanto hat 6 Euro gekostet. Der Camposanto war schnell durchlaufen. Das ist kein Friedhof im eigentlichen sinn, sondern in einer großen ansonsten leeren Halle stehen ein paar Grabplatten und alte Sarkophage. Das wars.

  

Der Dom war da schon deutlich interessanter. Das ist nochmal eine Kirche die wirklich schön ist und sich zu besichtigen lohnt (nicht so wie die anderen kargen leeren Häuser in Pisa). Der Dom ist drinnen sehr schön mit viel Gold und Gloria. Viele Figürchen, Statuen, Deckenmosaike etc. Auf jeden Fall ansehen. Wie schon geschrieben, im Battistero war nicht nicht drin, eventuell lohnt sich das aber eher wie der Camposanto.

Im Dom kam mir dann die Erkenntnis das ich jetzt hiermit alles interessante von Pisa gesehen hatte. Also habe ich mal spontan versucht meinen Flug umzubuchen und morgen schon zu fliegen, nicht erst übermorgen. Leider war das aber nicht möglich weil morgen Dienstag ist und Dienstag der einzige Tag der Woche wo Germanwings nicht von Pisa fliegt. Grrr. Also habe ich mich mit dem Gedanken abgefunden, den morgigen Tag irgendwie rumzukriegen.

  

Mittlerweile taten mir die Füße weh. Also habe ich die erste Busfahrt des Tages gemacht zurück zum Hotel. Das hat super geklappt. Ich bin dort angekommen wo ich wollte. Das ist mit mir und Bussen ja nicht immer gesagt.

Im Hotel habe ich erst mal die Klimaanlage auf Arktis gestellt und mich ein wenig abgekühlt. Danach stand erst mal Essen fassen auf dem Programm. Nur wo ? Laut meinem Reiseführer sollte recht nahe am Hotel was sein (Pizzeria Le Repubbliche Marinare). Das hab ich allerdings nicht gefunden. An der Stelle wo es auf der Karte im Reiseführer war, war definitiv nix. So langsam wurde ich ein wenig sauer über den guten Herr Thomas Cook. Das war jetzt heute schon die zweite Sache wo ich vergeblich nach gesucht habe.

Die nächste Lokation (Bagus) habe ich zwar gefunden, die Karte hat mir aber nicht wirklich zugesagt. Das sah auch definitiv ein wenig zu nobel aus für mich. Also weiter. Dabei bin ich auch über den "Irish Pub" Lo Spaventapasseri gestolpert. Den hab ich mir mal für später gemerkt.

Für jenseits der Brücken war im Buch noch zwei Adressen drin die ich dann ausprobiert habe. Nummer eins (Osteria del Porton Rosso) habe ich gefunden. In einer kleinen Minigasse mit einer mit rotem Plüsch verhangenen Tür und roter Leuchtreklame darüber sah das auf den ersten Blick aus wie der Eingang zu einem Puff. Dann habe ich aber bemerkt das das scheinbar nur die Tür zur Küche oder so war, der normale Eingang war nochmal ne Nummer versteckter einmal um die Ecke.

Die andere Adresse war auf einem kleinen Platz auf den man gelangte wenn man noch eine kleinere Gasse rechts abgebogen ist. An einer Ecke standen noch Marktstände, an der anderen Ecke hatte man einen Fernseher nach draußen verfrachtet und viele Italiener waren lautstark Fußball am schauen und an der anderen Ecke war das Ristoro delle Vettovaglie. Dort habe ich mit Hilfe meines Übersetzerprogrammes mal schnell die Speisekarte übersetzt. War eigentlich recht gut.

Aber aus irgendeinem Grund habe ich mich dann doch für das Porton Rosso mit der roten Pufftür entschieden. Es ist eine wirklich schöne Osteria. Ich habe wunderbar gegessen (Nudeln mit Hasenfleisch und ein wunderbares Filetsteak) und eine tolle Flasche Wein getrunken. War am Ende des Abends zwar etwas teurer wie normal (62 Euro für mich alleine, uiuiuiui) aber ich war rundum zufrieden.

Jetzt noch zurück zum Hotel trollen. Da ich dabei bei dem schon oben erwähnten Pub vorbeigekommen bin, habe ich dort noch Station gemacht. Der italienische Name bedeutet übersetzt wohl "Vogelscheuche". Nun sollte man dem Betreiber mal erzählen, das man nicht automatisch ein "Irish Pub" ist, wenn man viele irische Biersorten und Strongbow aufm Zapfhahn hat. Das Bier wird in normalen Gläsern gezapft (nix Pints, 0,3 oder sowas ist das) und von der Technik wie man ein Guinness zapft hatte der Mann aber noch garnix gehört (in Irland wär der von der Guinness Polizei schon lange abgeführt worden).

Naja. Nach nem Bier bin ich dann aber doch ins Hotel und hab den Tag beendet.

 

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