10.06.2012 - Jenseits des Arno und Bruce Springsteen
 

Der Plan des Restprogrammes für heute sah vor, das ich mich auf der „anderen“ Seite, der „Schäl Sick“ des Arno durchschlage.

Jetzt wo ich wusste wo die Busse sind, habe ich mich in einen dieser kleinen Minibusse gesetzt und bin erst mal ne Strecke gefahren. Zwischendurch sind wir dann an nem Schild „Santo Spirito“ vorbeigekommen. Da bin ich ausgestiegen. Zum einen hatte ich im Reiseführer davon gelesen, zum anderen heißt die letzte Platte von Chris Rea auch Santo Spirito. Sollte es da einen Zusammenhang geben ?

Santo Spirito ist ne Kirche. Auf dem Platz vor der Kirche war ein Trödel/Antik/Sonstwas Markt aufgebaut. In den ganzen Restaurants rund um den Platz ziemlich was los. Ich habe mir mal diverse Stände vom Trödelmarkt angeschaut und konnte nur wieder mit dem Kopf schütteln, was da so angeboten wird. Die farbigen Mitbürger die in der Menge die ganze Zeit Kulis und Tempotaschentücher an den Mann bringen wollten passten zum Angebot des restlichen nutzlosen Plunders um mich herum.

Die Kirche ist erfreulicherweise ohne Eintritt. War aber auch schnell durchlaufen. Sehenswerte Kanzel, sehenswerte Deckenmosaike. In den vielen kleinen Seitenkapellchen waren überall große Gemälde die etwas darstellten. Das sah noch ganz OK aus. Aber sonst ist mir nichts in Erinnerung geblieben.

  

Auf dem Rückweg zum Bus habe ich noch kurz die Restaurants am Platz abgeprüft. Den einen Kandidaten der ganz nett aussah habe ich mir für später gemerkt. Erst mal wieder zum Bus und nun zum Palazzo Pitti. Hm ja. Die Busfahrt war jetzt recht nutzlos. Schon zwei Stationen weiter war ich da. Das sah auf der Karte definitiv weiter aus.

Zuerst sieht man nur recht gewaltige Grundmauern und einen Seitenflügel, geht man ein Stück weiter zum großen Platz sieht man auch den Rest der unendlich langen Fassade. Der Herr Pitti nachdem der Palazzo benannt ist wollte damals die Medici in Prunk und Pomp seines Stadtpalastes ausstechen und hat sich mächtig ins Zeug gelegt mit seinem Palazzo. Das hat ihn auch prompt ruiniert und der Palast wurde von den Medicis aufgekauft. Tja. Blöd gelaufen.

Der ganze Palast ist ein Museum. Die Preise sind jenseits von Gut und Böse. Will man alles sehen muss man Kombikarten für alles Mögliche kaufen wo garantiert eine Sache die einen interessiert nicht mit drin ist und man so noch was extra kaufen muss. Sogar um in den Park der hinter dem Palazzo liegt zu kommen muss man Eintritt zahlen (ich glaube alleine 6 Euro. Ne. Sorry. Nicht mit mir.. Ich habe mir den Palast von außen noch ein wenig angeschaut und bin auch die Via Romana am Palast und am Grundstück entlang noch ein wenig runtergegangen. Aber überall wo eine Einfahrt oder ein Eingang war, waren Schranken und ein besetztes Wärterhäuschen.

Von hier wo ich nun war einmal quer durch das Viertel müsste ich laut Karte wieder ziemlich genau am Santo Spirito Platz rauskommen. Und so wars auch. Das hatte gepasst. Ich habe dann im eben gemerkten Ristorante am Rande des Platzes zu Mittag gegessen. Buscetta und Nudeln mit Walnusssoße. War wirklich gut.

So jetzt weiter zur nächsten Station. Ich wollte zur Kirche "San Miniato al Monte" oben auf dem Berg. Dazu hatte ich mir laut Karte einen Weg ausgesucht. Bin aber dann mit dem Bus ein Stück zu weit gefahren, so dass ich irgendwie anders gehen musste. Von da wo ich jetzt war, ging der Weg kurz durch ein kleines Wohnviertel, dann einen ansteigenden schmalen Weg hinauf (für den Autoverkehr gesperrt obwohl da sowieso wohl nur zwei Mopeds nebeneinander gepasst hätten) an einem Campingplatz vorbei. Plötzlich stand ich auf halber Höhe vom Berg wieder an der Hauptstraße. Diese überquert und dem schmalen Weg gefolgt. Dieser ging jetzt verdammt steil zwischen Häusern hindurch in die Höhe. Und gerade als ich fast keine Luft mehr hatte stand ich keuchend ca. 50 Meter unterhalb der Kirche am Rand eines kleinen Wäldchens. Perfekt. Besser hätte der ursprüngliche „offizielle“ Weg auch nicht sein können.

  

  

Zur Kirche hoch gings durchs Wäldchen einen geschwungenen Pfad entlang. Als ich vor der Kirche auf den kleinen Platz trat gabs dann ein „Wow“-Erlebnis. Die Aussicht auf die Stadt war von hier oben absolut fantastisch. Schöne Panoramasicht. Ich habs mir auch draußen direkt auf einer der vielen Bänke gemütlich gemacht und ausführlich Rast mit allerbestem unverbaubaren Blick auf die Stadt gemacht.

  

In die Kirche bin ich dann natürlich auch noch rein. Das war ganz nett. Der Herr Pastor war gerade noch ein wenig auf der Orgel am klimpern. Innen war es ein wenig schummerig, was es auch schwer machte gute Fotos zu knipsen. Vielleicht gabs ja irgendwo in der Ecke nen Münzautomaten womit man für ein paar Minuten Licht hätte machen können.

Draußen noch ein wenig umgeschaut und dann ging es über das breite "Treppenhaus" runter zur Straße. Geht man von hier weiter nach rechts, so landet man auf dem Piazzale Michelangelo, dem offenbar "offiziellen" Aussichtspunkt vom Monte der auch per PKW und Bus anfahrbar ist. Ach hier waren die ganzen Leute. Hier gab es einen unglaublichen Betrieb. Leute über Leute die sich an der Brüstung an der Aussichtsterrasse drängelten. Unglaublich viele Autos die immer noch auf den bereits überfüllten Parkplatz wollten und unzähliche Reisebusse mit den unterschiedlichsten Touristengesellschaften die teilweise in zweiter und dritter Reihe gestapelt wurden.

Komisch. 50 Meter weiter hoch an der Kirche war garnix los, himmlische Stille, Ruhe, frische Luft. Und hier war die Hölle los, Verkehrslärm ohne Ende und Abgase. Das ist der Unterschied zwischen "muss man zu Fuß hingehen" und "kann man mit dem Reisebus direkt hinfahren". Also oben an der Kirche in der Ruhe hats mir deutlich besser gefallen.

Nach ein paar Fotos von hier hab ich auf den Bus gewartet. Natürlich kam der Bus in die andere Richtung in der Zeit wo ich gewartet habe mehrfach. Nur mein Bus kam und kam nicht. Ich glaube der der kommen sollte ist komplett ausgefallen. Erst fahrplanmäßig der übernächste Bus ist pünktlich erschienen. Mit dem bin ich dann die holperigen Straßen den Berg runtergescheppert. Man. Ich hatte garnicht gewusst, das ich so weit hoch marschiert war. Die Fahrt runter mit dem Bus kam mir vor als würde ich von einem 8000er runter ins Tal fahren.

Der Bus fuhr praktischerweise zum Hauptbahnhof. Dort habe ich mich dann zum Springsteenbus hin orientiert, denn mittlerweile wars Zeit geworden für die Konzertanreise. Es war schon Höllenbetrieb. Irgendwann kam dann ein halbwegs offiziell aussehender Mensch vorbei und geleitete eine ganze Horde Leute auf die andere Straßenseite. Da schien ein extra Bus zum Konzert zu fahren. Ich bin tapfer bei meiner Linie 17 stehen geblieben. Der erste Bus der kam wurde gestürmt. Bei solchen Gelegenheiten bin ich immer wieder überrascht, wie viele Leute in einen Bus reingehen.

Ich habe mich da nicht beteiligt und habe noch ein wenig gewartet. Und prompt kam ca. 2 Minuten später eine andere 17. Der war leer und es standen auch kaum noch Leute an. Deshalb war die Fahrt hiermit jetzt ganz entspannt ohne Training für Wetten Dass. Es wurde zwar nicht angesagt das wir jetzt am Stadion wären, aber ein einem der Halte sind plötzlich alle Leute wie auf Kommando ausgestiegen. Da bin ich mal mitgegangen und der Meute gefolgt. Kurzdrauf stand ich auch vorm Stadion.

Eingang und Platzsuche waren noch ein wenig zeitaufwändig. Die Unterteilung in die einzelnen Blöcke war nicht wirklich plausibel. Das hatte wohl der gemacht der auch die Hausnummern erfunden hatte. Irgendwann hatte ichs dann gefunden. Toller Platz. Ich hatte so ziemlich das einzige Dach überm Kopf was verfügbar war. Das Stadion ist ein "altmodisches" Stadion. Also ein gutes altes Stadion, ohne Dach das man hin und herfahren kann und all dem Schnickschnack. Ein großes Rund und das einzige Dach ist über der Haupttribüne.

Es war zwar den Tag über im Gegensatz zu den vorigen Tagen immer mal wieder ein wenig wolkig und auch ein bisschen windig. Es deutete aber nicht wirklich viel auf Regen hin. Als Herr Springsteen sein Konzert dann später am Abend begann zeigten sich ab der ersten Minute Musik die ersten Regentropfen.

  

Ohne lange rumzureden. Es hat die nächsten 3,5 Stunden des Konzertes in Strömen geschüttet. Zwischendurch wurde es mal weniger, aber nur um danach mit doppelter wucht loszukübeln. Der Bruce hat das alles ignoriert und sich solidarisch mit den begossenen Pudeln im Innenraum oft vor der Bühne im Regen aufgehalten. Ich glaube ich hatte an dem Tag den einzigsten trockenen Fleck im Stadion. Was ich da ein wenig deplaziert fand war, das die Ordner fast schon aggressiv gegen jeden vorgegangen sind, der sich aus dem Regen mal auf die Haupttribüne geflüchtet hatte und mal 5 trockene Minuten irgendwo in einem Gang oder auf der Treppe verbringen wollte. as hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen.

Tja. Als das Konzert rum war war es immer noch am schütten. Und jetzt musste ich auch durch den Regen zum Bus gehen. Doof. Bei der Gelegenheit bin ich auch noch eine Ecke zu weit gegangen, so das ich ca. einen Block Umweg gehen musste um wieder zum Bus zu finden. Bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, das in strömenden Regen ein IPhone nicht mehr wirklich bedienbar ist. Da wird auf dem nassen Display so gut wie alles ausgelöst, nur nicht das was man will.

Der erstbeste Bus der irgendwo rumstand wurde dann geentert. Er fuhr zum Hauptbahnhof, gottseidank. Trotzdem. Ich was ziemlich bedröppelt nass.

Vom Hauptbahnhof musste ich dann ja auch noch zum Hotel laufen. Da wurde ich noch ein wenig nasser. Habe mich im Hotel erst mal trockengelegt und die Schuhe mit Handtüchern und Zeitungen ausgestopft um sie wieder zu trocknen. Hoffentlich wird das Zeug bis morgen früh wieder einigermaßen trocken.

 

          gutes Essen und Stadtrundgang     


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