Samstag, 12.07.2014 - Abreise nach Anchorage und eine verlassene Mine
 

Der Flug heute nach Anchorage war so ziemlich der erste und einzige Flug bisher, der nicht irgendwann in Allerherrgottsfrühe ging. Heute hatte ich gemütlich Zeit normal zu schlafen und im Hotel noch das complementary breakfast wenigstens einmal zu nutzen. Dabei kam ich noch ins Gespräch mit zwei Amerikanern die auch Urlaub hier machten. Sie hatten eine „climbing tour“ gemacht. Einer der Beiden war ziemlich sonnenverbrannt. In seinem Gesicht war deutlich zu sehen wo die Sonnenbrille war. Der Rest vom Gesicht war übelst verbrannt. Wir waren uns alle einig, das es am Schnee und der Reflexion der Sonne im Schnee gelegen haben muss. Der nicht verbrannte Teil der Truppe meinte er wäre demnächst in Deutschläänd und was ich ihm denn empfehlen könnte was er unbedingt sehen müsste. Da musste ich ja unumwunden zugeben, das ich mich in Deutschland garnicht wirklich auskenne. Außer dem Kölner Dom hätte ich dem Mann irgendwie nix empfehlen können. Als ich dann noch sagte, das ich noch nie auf dem Oktoberfest war, habe ich nur noch ungläubiges Staunen bei ihm gesehen. Irgendwie hatte ich das Gefühl das er überrascht war, das ein Deutscher nicht auf dem Oktoberfest wohnt und nebenbei nicht 5 mal die Woche alle König Ludwig Schlösser besucht.

Naja. Mit dem Bus bin ich die schon gewohnte Strecke in die Stadt gefahren. Merke : Mit großer Reisetasche in den Bus ist umständlich. Nächstes Mal am besten ein Taxi nehmen. Beim Westlake Center bin ich in die Bahn und problemlos zum Airport gefahren.

Nachdem ich die schon obligatorischen 25$ fürs Gepäck gelatzt hatte ging alles sehr easy. Ich wurde diesmal für die „TSApre“ Schlange ausgewählt und bin quasi komplett ohne Securitycheck direkt zum Gate gegangen. Für den Flug nach Anchorage war jetzt aber dann doch mehr Betrieb als ich vermutet hatte. Sprich, der erschreckend große Flieger war zudem noch bis zum letzten Platz besetzt. Hätte ich jetzt so nicht erwartet.

Tja. Brumm-rauf-brumm-fliegen-brumm-runter-und-wieder-Uhr-Umstellen und schon war ich in Alaska. Schon beim Anflug auf Anchorage bin ich über geniale Berglandschaften und scheinbar alle Gletscher Alaskas geflogen. Wow. Das war schon bei der Anreise absolut beeindruckend hier.

Der Flughafen ist eigentlich recht überschaubar. Zumindest Ankunfts- und Gepäckabholbereich waren übersichtlich. Interessant fand ich, wie sich sofort am Gepäckband alle Gespräche nur noch um Themen wie „ich gehe jagen“ , „ich gehe fischen“, „ich gehe jagen und fischen“ …. drehte und auf eben jenem Gepäckband fast mehr lange Röhren mit Angelruten und sonstwie Ausrüstung ankamen als normale Koffer. Ein bisschen stieg meine Vorfreude ja schon alleine davon.

Erst aber mal wurde ich von der Realität (der bitteren) wieder eingeholt, als ich fast alle Leute aus dem Flieger unmittelbar beim Alamo Mietwagenschalter wiedergetroffen habe. Da gabs so viele hübsche Schalter. Europcar, Herz, Sixt und wie sie alle heißen. An allen Schaltern war kein (null, zero) Mensch. Die Leute standen ALLE am Alamo Schalter an. Wir alle wissen, das ein Auto anmieten als solches schon keine schnelle Angelegenheit ist. Wenn dann aber von den vielen möglichen Positionen nur zwei besetzt sind und diese beiden so provozierend langsam agieren das man sich fast schon wie bei versteckter Kamera vorkommt, dann kann das Abholen eines Autos auch schon mal 1,5 Stunden dauern. Grrrr. Das ist definitiv etwas was beim nächsten Mal einer Optimierung bedarf. Das muss ja auch irgendwie schneller gehen.

Als ich endlich die Schlüssel für mein Topauto Nissan Versa in den Fingern hatte, konnte der Urlaub in Anchorage auch ohne Probleme losgehen. Aus dem Flughafen rausfinden war kein Problem. Das Auto zum Hotel verfrachten auch nicht.

Aufgrund der doch erschreckend hohen Hotelpreise in Achorage Downtown war ich auf ein Best Western etwas außerhalb Downtown ausgewichen. Da ich ja ein Auto hatte, war das „außerhalb“ ja kein so großes Problem mehr. Das Best Western Golden Lion liegt ziemlich direkt am Seward Highway Nummer 1 und war sofort gefunden.

  

Lustig war, das ich jetzt an der Rezeption auch wieder Leute getroffen habe, die vorher in der Alamo Schlange vor mir waren. Hier oben ist die Welt recht klein scheint. Checkin war easy und das Zimmer war normaler Best Western Standard. Irgendwie wars ziemlich stickig, so dass ich erst mal die Klimaanlage (ja die hatten ne Klimaanlage mit Kühlen-Funktion) angeschmissen habe. Hätte ich auch nicht gedacht, das ich in Alaska erst mal die Air Condition anschmeiße.

Das Wetter war nebenbei so dermaßen genial, das man draußen ohne weiteres mit dem TShirt rumlaufen konnte.

So. Was tun ? Es ist 17 Uhr, mit baldiger Dunkelheit ist nicht zu rechnen. Verdammt beste Gelegenheit für den ersten Ausflug. Ziel war die Independence State Mine, grob gesagt Nord-Östlich von Anchorage. Auf diese verlassene Mine bin ich aus Zufall gestoßen und die Gegend sah recht interessant aus. Die Anfahrtsbeschreibung war denkbar einfach. Immer auf dem Glenn Highway Nummer 1 bleiben um beim Milemarker 89,irgendwas abbiegen in die Berge. Na das sollte doch funktionieren, zumal dieser Highway Nummer 1 (der in der Stadt allerdings noch Seward Highway heißt) ja direkt am Hotel vorbeigeht.

Hach wie entspannt Autofahren doch sein kann. Breite Straßen, die schnurgerade irgendwo hin führen. Nicht viel Betrieb und die, die noch unterwegs sind, halten sich auch auch alle mehr oder weniger an die Verkehrsregeln. Fast war die Fahrt etwas langweilig.

  

Mein kleiner Nissan hatte ja eigentlich nix. Außer nem Automatikgetriebe und nem Tempomat. Das habe ich auch ausgiebig genutzt. Tempomat einstellen auf 60, Beine einfahren, gemütlich rollen und dabei die absolut geniale Landschaft ringsherum aufnehmen. Ich wäre ja fast das eine oder andere Mal rechts ran gefahren um Fotos zu machen. Leider standen aber hin und wieder Schilder da, das man gerade dies nicht machen durfte. War scheinbar verboten.

So habe ich ausgiebig nur geguckt. Auf irgendeinem Abschnitt des Highway gabs tolle Elch-Warnschilder. Komplett mit Unfallbilanz-Anzeiger (im July bisher ein tödlicher Elchunfall, wobei ich eher vermute für den Elch tödlich).

Der Weg zur Mine war wirklich absolut easy. Ich habe mich auch FAST garnicht verfahren. Ich wusste, das ich auf diesem Highway 1 irgendwann mal rechts abbiegen muss weil geradeaus weiter aus der Straße die Straße Nummer Drei wird. Jetzt hatte man aber böswilligerweise einen Abzweig auf den Glenn Highway ausgeschildert, aber scheinbar vergessen beizuschreiben, das es sich hierbei um den OLD Glenn Highway handelt. Grrr. Schon kurz nach Abzweig habe ich festgestellt, dass die Milemarker alle wieder von 0 an hochzählten. Und noch 89 Meilen zu fahren, das konnte nicht richtig sein. Auf dem Rückweg zu dort wo ich eben abgebogen war, habe ich dann irgendwo auch das „Old“ gelesen. 

Naja. Wie gesagt. Fast garnicht verfahren. Am richtigen Milemarker 89,irgendwas angekommen ging auch wirklich ein Abzweig ab und ab hier war die Mine auch ausgeschildert. Ab hier auf der „North Palmer Fishhook Road“ habe ich dann auch mal das eine und andere Mal angehalten um die klasse Landschaft um mich herum abzulichten.

  

Jetzt gings auch schon merklich den Berg hoch und mein kleiner Nissan musste sich richtig abmühen aus dem Quark zu kommen. Ich hab richtig Gas gegeben und bin durch die Serpentinen gespeeded. Das dabei die Temperaturanzeige nach oben ging und es nach ne ganzen Zeit auch irgendwie nach "Kupplung" roch habe ich mal geflissentlich übersehen. Das Auto war sowieso nicht wirklich in bestem Schuss. Beim Bremsen zog es nach links so das man das Lenkrad schon wirklich festhalten musste und beim Fahren machte es ein Geräusch, wie als wenn an den Rädern irgendwas unrund wäre. Komische Karre.

Was mich ja am allermeisten erschreckt hat war, das der Außenspiegel einen toten Winkel hatte in dem man mehrere Sattelschlepper verstecken konnte. Auf der Fahrt hierhin ist es mir mehrmals passiert das ich erschreckt war als mich plötzlich links ein großes Auto überholt hat welches ich nicht wirklich im Spiegel gesehen hatte. Da habe ich mir dann selbst auferlegt, bei alem was irgendwie einen Spurwechsel mit sich zog einen 360 Grad Eulenkopf-Rundumblick zu machen um mit eigenen Augen zu sehen was um mich herum los ist.

Zumindest bin ich heil oben angekommen und habe auch brav bei der Selbstzahlstation der Nationalparkverwaltung einen Umschlag mit 5 Dollar gefüllt. Jetzt um fast 19 Uhr war natürlich das Visitor Center schon zu aber "selfguided" rumlaufen konnte man nach belieben.

  

Ey. Was eine coole Location hier oben. Eingebettet in die Berge ringsherum lagen die zerstörten Rest der Mine. Die zerfallenen Holzhäuser, die kläglichen Schienenreste der Minenbahn, von Lawinen zerstörte Wege. Echt sehr rustikal hier oben. Auf einer Schautaufen stand, das die Mine erst 1954 aufgegeben wurde. Angesichts des Zustandes des Geländes hätte ich jetzt eher spontan auf 1854 getippt. Nach Übernahme des Geländes durch die Nationalparkverwaltung hat eben diese zugesehen, das alles so blieb wie es war und nicht noch weiter kaputt ging. EInen Teil der Gebäude, ein paar Meter Bahn und einen Stolleneingang hat man auch restauriert.

Der abenteuerliche Parcours durch die Ruinen unterstrich noch den rustikalen Charme des Geländes. Ich bin ein wenig rumgewandert und dann gab es eine Premiere für diesen Urlaub. Zum allerersten Mal seit ich nun in den USA war habe ich eine Jacke angezogen ! Tusch ! Hier oben auf ca. 1.300 Meter Höhe war es jetzt gegen 21 Uhr doch recht schattig.

Nach ausgiebigem erkunden und vielen Berglandschaft-Fotos schießen habe ich mich nun wieder mit meinem Autochen zurück in Bewegung gesetzt. Die Rückfahrt verlief ohne weitere Komplikationen und gegen 22 Uhr war ich wieder in der Stadt. Einmal hat mir die Angewohnheit der Amis Straßenschilder, bzw. Kreuzungsschilder immer in bzw. hinter der Kreuzung anzubringen eine Ehrenrunde in Downtown beschert aber im Großen und Ganzen war die Fahrerei hier absolut easy und entspannt.

Bei einem Stop bei einem Walgreens wünschte mir der Verkäufer an der Kasse eine Gute Nacht. Da habe ich erst mal auf die Uhr geschaut und realisiert das wir ja schon ziemlich spät haben es aber trotzdem draußen noch so hell war wie irgendwann nachmittags. Ich war jetzt zwar schon echt lange auf den Beinen aber heute mal keinen deut müde. Kommt das auch vom Dauertageslicht das man nicht müde wird ?

  

Jetzt hatte ich aber doch Hunger. Da traf es sich gut, das nur ein paar Meter vom Hotel weg auf der anderen Seite des Highway das "Moose's Tooth" ist. Seineszeichens eine Pizzeria mit recht ungewöhnlichen Pizza Kreationen. Und mit unglaublichem Betrieb. Als ich jetzt so kurz nach 22 Uhr hier aufschlug musste ich noch 45 Minuten auf nen Tisch warten !

Später habe ich dann ein schönes Bierchen, eine Vorspeise (Pizzabrot-Käsestangen) und eine schöne Pizza bestellt. Die Pizza schon extra nicht in Groß, sondern in "normal". Schon als die Vorspeise kam dachte ich mir das es heute wohl ein Problem geben würde alles aufzuessen. Die Käsedinger alleine waren so viel das da zwei Leute von satt geworden wären. Dann kam die Pizza. Auf einem extra Podest wurde der Wagenradteller plaziert. Uiuiui.

Im Verlauf der nächsten Zeit habe ich dann tapfer versucht die Pizza zu schaffen. Es ist mir nicht gelungen. Als ich später irgendwann am Rand der Verzweiflung der Kellnerin gewunken habe wusste die schon was ich wollte. Sie kam mit nem Karton und hat feinsäuberlich alles was noch auf Zisch zu finden war zum Mitnehmen verpackt. Jetzt wusste ich auch, was die ganzen Leute für Karton rausgeschleppt haben als ich auf den Tisch gewartet hatte. Die haben alle die Reste mitgenommen.

Wow. Mit Müh und Not konnte ich mich noch zum Auto rollen und mich aufs Zimmer schleppen. Satt ! Und außerdem wars jetzt nach Mitternacht und ich war irgendwie garnicht müde und es war noch hell draußen.

 

Seattle und Museum Of Flight       


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