22.09.2012 - Woodlawn Cemetery und das kleine Italien mitten in der Bronx und dann noch Wetterchaos mit Bruce
 

Für meine beiden heutigen Ziele bin ich sogar mal ein wenig früher unterwegs gewesen wie sonst im Urlaub gewohnt. Ich hatte schon damit gerechnet, das die Fahrereien in den Bahnen heute sehr lange dauern würde. Mein erstes Ziel für heute war der Woodlawn Cemetery. Dieser, ja wie nennt man sowas am besten, Parkfriedhof befindet sich tief in der Bronx und man muss mit der Linie 4 bis ganz in den Norden zur Endhaltestelle fahren um da hin zu kommen. Positiv ist allerdings, ist man irgendwann einmal da in Woodlawn angekommen, dann ist der Eingang zu diesem Cemetery direkt um die Ecke der Bahnstation.

Man durchschreitet eine eher unscheinbare Pforte (ist definitiv nicht so prunkvoll wie die vom Greenwood Cemetery) und steht dann schon fast im Grünen. Mit seinen 160 Hektar kann sich diese Grünfläche wirklich sehen lassen. Ich habe irgendwo gelesen, das das ganze Areal schon direkt in der Planung als Kombination aus Friedhof und Landschaftspark vorgesehen war. Das ganze Gelände ist von vielen Straßen, Wegen und Pfaden durchzogen und entlang dieser Wege aber auch teilweise abseits davon mitten in einem Wäldchen stehen die Grabmäler (was ist die Mehrzahl von Grabmal ? Grabmäler ? Grabmale ?).

Woodlawn Cemetery   Woodlawn Cemetery

Es gibt natürlich auch „normale“ Grabfelder mit „normalen“ Grabsteinen. Dominierend sind aber die Grabmale, Statuen und Obelisken. Neben einem kleinen griechischen Tempel mit Säulen und allem drum und dran war scheinbar das Modell „Obelisk“ allgemein sehr beliebt.

Ich habe den Park von der Jerome Avenue aus geentert. Sozusagen an der Südseite. Grob hatte ich ins Auge gefasst einmal quer durch zum Nordeingang (das ist der Haupteingang) zu gehen, der von mir aus in Nord-Östlicher Richtung lag. Durch die ganzen Wege, Straßen, Spazierpfade war die Orientierung nicht ganz einfach. Ich hab mich dank meines GPS im IPhone aber immer an die Himmelsrichtung gehalten und bin auch irgendwann richtig rausgekommen.

Woodlawn Cemetery   Woodlawn Cemetery

Ich hab mir genügend Zeit gelassen, um auch mal die eine oder andere Inschrift oder hier und da mal die Namen zu lesen. Interessant fand ich, das doch sehr viele deutsche Namen, bzw. zumindest deutsch klingende Namen überall dabei waren. Der Spaziergang durch den Park (bei bestem Wetter wohlgemerkt) hat mir sehr gut gefallen. Hier sind zwar auch etliche berühmte Persönlichkeiten begraben (die Liste ist sehr lang), ich habe aber nicht speziell nach einzelnen Gräbern gesucht. Auch ohne das hat mich der Marsch durch den Park doch recht lange beschäftigt. Aber diese Zeit war sehr schön.

Woodlawn Cemetery   Woodlawn Cemetery

Der Plan war, am Nordeingang an der Webster Avenue rauszukommen um da von der Ecke mit der Bahn (Station Woodlawn) wieder runter zu fahren. Das hat auch mal ziemlich gut geklappt. Auf der Strecke fahren die Züge der Metro North. Zuerst hatte ich ja noch gedacht, das man damit auch mit der Metrocard fahren könne. Ging aber nicht. An den Automaten wurden zwar Metrocards verkauft, die irgendwo durchziehen konnte man die aber nicht. Eine kurze Internetrecherche hatte mir offenbart, das man am Wochenende bestimmte Wochendtarif-Tickets kaufen konnte. Nur leider hat der Automat diese nicht offenbart. Blöd. Da mir ne normale Karte zu teuer war, habe ich mir dann eine Karte zusammengeklickt, die genau nur für die drei Stationen gültig war, die ich fahren wollte. Für dieses Ticket hat dann auch mein ganzes Münzgeld noch gereicht. Puh. Portemonnaie wieder ein Kilo leichter.

In der Bahn kam auch sehr schnell der Schaffner und wollte das Ticket sehen. Zum Glück das ich eines gekauft hatte. Mit dem Ticket hat er ein ziemliches Locher-Massaker veranstaltet. Bei jedem der in dem Waggon saß hat er sehr kunstvoll und in atemberaubender Geschwindigkeit ganze Stanzorgien vollführt. Keine Ahnung wozu das gut war. Das Ticket wurde dann anschließend auf die Kopflehne des Vordersitzes aufgesteckt, so das man das sehen konnte. Scheinbar konnte er im Vorbeigehen anhand seiner Stanzmuster genau sehen, wer schon wie lange im Zug saß und wer eventuell zu lange drin saß. Wirklich lustiges System was er da hatte.

Drei Stationen weiter wir ich in Fordham. Da bin ich raus. Meine nächste Station war das „Little Italy in The Bronx“ in der Arthur Avenue. Egal wie man hinwill. An irgendeiner nahen Bahnstation ohne viel Fußmarsch liegt das nicht. Auch hier von der Metro North – Station musste ich noch ein ganzes Stück latschen bis ich die Arthur Avenue erreicht hatte. Ist man dann aber einmal in der Arthur Avenue eingebogen und nähert sich so ungefähr der 187. oder 189. Straße, dann steht man unvermittelt in Italien.

Peperoni Pizza   Pulled Pork BBQ Pizza

Die Leute hier reklamieren für sich, dass das hier das echteste und authentischste Little Italy ist. Zumindest vom Ambiente her und vom Gefühl kann ich dem zustimmen. Von jetzt auf gleich ist man an einem Ort, wo es nur noch Läden gibt, die entweder Dominic‘s, Enzo‘s, Mario’s, Umberto’s, (weitere beliebige italienische Namen hier einsetzen …) heißen. Wo Speisekarten auf Italienisch im Fenster hängen. Wo auf dem aufgehängten Fernseher an der Decke RAI Uno läuft. Wo an der Theke ausschließlich italienisch gesprochen wird. Wo am nächsten Pfeiler Werbung für ein Al Bano Konzert hängt. Geil geil geil.

Little Italy in the Bronx Little Italy in the Bronx
Little Italy in the Bronx Little Italy in the Bronx

Ich bin auf der einen Straßenseite mal runtergeschlendert und habe mir auch diverse Geschäfte mal von innen angesehen. Bei „Full Moon Pizza“ (mal kein Laden mit Italien-Männervorname) wurden gerade riesige Wagenradpizzen rausgetragen. Da bin ich rein und habe mal ein echtes Stück New Yorker-Little Italy-Pizza auf die Hand gegessen. Hmmmm. Lecker ! Komm, direkt noch eines.

Als ich dann später auf der anderen Straßenseite wieder hoch bin, habe ich den Laden direkt nochmal geentert. Der Mann an der Theke hat mich auch direkt wiedererkannt und gefragt, ob die anderen Stücke eben geschmeckt hätten. Diesmal gabs original „Pepperoni-Piiizzzza“. Auch unglaublich lecker. Und pappsatt war ich jetzt auch. Die Pizzastücke hatten alle eine recht amtliche Größe (über den Teller an beiden Seite mind. 5 cm übergestanden).

Für den Rückweg hatte ich jetzt zwei mögliche Wege. Zur UBahn Station Tremont Av. gehen (was sehr weit aussah) oder wieder zurück zur Bahnstation Fordham (was zwar auch weit war, wo ich den Weg aber bereits kannte). Ich hab mich für Fordham entschieden. Als ich dann dort angekommen war ist mir wieder eingefallen, das ich ja jetzt wieder ein teures Zugticket kaufen müsste. Spontan kam ich zu dem Schluss, das ich doch lieber noch ein wenig weiter marschiere zur UBahn Station Fordham Rd.

Little Italy in the Bronx   Little Italy in the Bronx

Das quirlige Viertel wo ich jetzt durchkam (sehr viele Leute unterwegs auf den Straßen, sehr viele fliegende Händler aufm Bürgersteig) hatte irgendwas von karibischem Flair, dominikanisch oder so etwas. Da oben in der Gegend scheint man teilweise von einer Straße zur nächsten das Gastgeberland zu wechseln. Also der Marsch war schon sehr interessant. Leider bin ich dann an dem (versteckten!) Ubahn-Eingang vorbeigerannt in meinem Elan und noch deutlich weiter gegangen als ich eigentlich musste. Grrrr.

Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen nen Express Train zu nehmen und meine eigentlich auch am Express Train Bahnsteig gestanden zu haben. Trotzdem bin ich in einem Local Train geendet der mal gerade extra lange bis runter ans andere Ende der Stadt gebraucht hat.

Der weitere Verlauf war dann wie gestern. Fotoapparat im Hotel abstellen und dem 1er Local wieder hoch zum Times Square. Essen hatte ich allerdings diesmal gespart, mir lag noch die halbe Wagenradpizza im Magen. Am Busterminal hab ich erst mal wieder ein Ticket kaufen müssen (mittlerweile finde ich den Weg zu den Kartenschaltern auch ohne Stadtplan) und in der Heartland Brewery dort gabs dann ein wohlverdientes Pausenbierchen. Bzw. zwei bis drei.

Ich war gestern ja recht früh am Stadion. Deshalb habe ich mir jetzt geruhsam Zeit gelassen und bin auf den letzten Drücker zum Bus. Auch heute wieder vorbildlich organisiert. Sehr viele abfahrbereite Busse warteten auf die Leute und nach zwei Minuten war ich im Bus und auf der Straße. Klasse. Dieser Busfahrer wusste sogar wo er hin musste. Und aufm Parkplatz vorm Stadion waren meiner Meinung nach nochmal deutlich mehr Kampfgriller unterwegs als gestern. Im Prinzip könnte man sagen, das es heute Abend endgültig eine große Riesenparty war, die hier abging. Einfach nur fantastisch ! Jetzt um kurz vor knapp waren etliche Leute ihre Zelte am abbrechen (im wahrsten Sinne des Wortes) und den Grill am ausleeren (die Glut würde mal kurz neben das Auto gekippt).

Auch im Stadion war nur zur fortgeschrittenen Zeit schon mächtig was los. Aber was war das denn ? Da war niemand im Innenraum. Warum das ? Als es mittlerweile viertel nach acht war (Konzert gestern hatte so ca. 20 nach angefangen) und im Innenraum immer noch niemand war, stand schon mal fest das das Konzert heute auf jeden Fall nicht pünktlich anfangen würde.

Kurz darauf kam es dann ganz hart. Es wurde an jedem verfügbaren Display eingeblendet und per Endlosschleifen-Durchsage mitgeteilt : Alle Leute die sich auf den Sitzplätzen befinden sollen sollen diese sofort verlassen und im Inneren des Stadion "shelter" suchen, weil ein Unwetter mit Blitzen und allem Drum und Dran im Anzug sei.

Springsteen Konzert, Metlife Stadium   Springsteen Konzert, leerer Innenraum

Tja. Kurz drauf war das Stadion leer, die Umgänge im Stadion voll und niemand wusste wie es weitergehen sollte. Zum Glück hat das public WLAN im Stadion super tadellos funktioniert. Das hat mich wirklich noch lebendig über die Zeit gerettet. Zwischendurch parkte dann das Unwetter über dem Stadion. Zwischendurch war es so stark am Schütten das man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte.

Um ca. 22 Uhr kam dann die Erlösung. Die Durchsage wurde geändert auf : Es ist jetzt wieder sicher sich im Stadion aufzuhalten, alle Leute werden gebeten zu ihren Plätzen zurückzukehren, das Konzert werde gleich beginnen. Es war zwar immer noch mehr oder weniger stark am Regnen, aber zumindest das Unwetter mit Starkregen und Blitzen hatte sich offensichtlich verzogen.

Tja. Und um 22 Uhr 30 kam Herr Springsteen und das Konzert fing an. Als es dann immer mehr auf Mitternacht zu ging, wurde das Konzert mehr oder weniger zu einer großen Geburtstagsparty, weil der große Meister just an diesem nun beginnenden Sonntag Geburtstag hatte.

Springsteen Konzert   Springsteen Konzert

Als sich das Konzert mit mehreren Happy Birthday Sing-Unterbrechungen dann gegen 2 Uhr in der Nacht (!) seinem Ende zuneigte, kam der offizielle Geburtstagsteil mit Familien (inkl. 87 jähriger Mutter) und Geburtstagskuchen auf der Bühne.

Es war ein wirklich wunderschöner Abend. Nur leider war es jetzt echt spät geworden. "In the Wee Wee hours" sagt der Amerikaner dazu. Trotz zügiger Abreise per Bus und schnellem Ubahn Transfer zu Hotel (die letzte Tage musste ich spät abends teilweise ne viertel Stunde auf die Bahn warten, heute kam sie pünktlich als ich gerade auf den Bahnsteig kam eingefahren) war ich dann so gegen halb 4 in der Nacht im Hotel.

Wow. Denkwürdiger Abend.

 

 Miss Liberty und Bruce        


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