30.01.2007 - Hong Kong - Aberdeen, Boatpeople und ein doch ganz netter Halsabschneider

Unser Weiterflug nach Christchurch (bzw. nach Auckland) ging am Abend 21 Uhr nochwas. Also noch genug Zeit um die Stadt weiter zu erkunden. Dazu hatten wir uns heute vor allem ein Ziel ausgesucht, nämlich Aberdeen. Das hatten wir letztes Mal ja auch schon versucht, aber irgendwie nicht getroffen. Wir hatten zwar nen Bus, wo vorne was von Aberdeen draufstand, aber das wars auch schon. Diesmal waren wir besser vorbereitet. Aus einer Touri-Broschüre hatte ich die genaue Buslinie und Richtung. Also rüber nach Hong Kong Island (diesmal mit der MTR rüber, nicht mit der Fähre) und zum Busterminal. Im Doppeldeckerbus raufgegangen und vorne in die erste Reihe gesetzt. Das ist cool. Super Perspektive, vor allem wenn der Busfahrer so Evil Kneevel-mäßig durch die Stadt heizt.

Zuerst gings kreuz und quer um alle Ecken, dann durch den Tunnel und schon ist man da. Von der Bushaltestelle aus sind es auch nur ein paar Meter bis zum Hafenbecken. Als wir nur ungefähr in die Richtung eines der dort liegenden Boote blickten, kam auch schon der Käptn auf uns zu und hat uns mit den einzigen drei Worten englisch, die er konnte, eine Rundfahrt durch den Hafen verkauft. Der gute Mann konnte wirklich so gut wie kein englisch. Er hatte nen Zettel in der Hand, auf dem auf englisch stand, das er ne halbstündige Tour durch den Hafen macht und das diese soundsoviel kostet. OK konnte er verstehen, so sind wir bei ihm eingestiegen. Mit auf dem Kahn waren noch zwei weitere Personen, offensichtlich aus England.

   

Als der Mann abgelegt hatte und 5 Minuten gefahren war, hat er den Kahn angehalten und uns mit seinen drei Worten englisch zu verstehen gegeben, das er anstatt ne halbe Stunde jetzt ne Stunde fahren wird und wir dafür jetzt noch was bezahlen sollten. Wir hatten das zuerst garnicht gerafft, was der von uns wollte. Erst als die anderen beiden auf dem Boot auf den Trichter gekommen waren, was hier los war konnten wir uns einen Reim drauf machen. Irgendwie hatte ich persönlich den Eindruck, wenn wir jetzt sagen, das wir nur die halbe Stunde wollen, tauchen irgendwo aus der Versenkung ein paar Piratenkollegen auf und werfen uns über Bord oder sowas.

Das die anderen Zwei es aber auch wollten und es nicht wirklich teuer war (ich kann mich jetzt vertun, aber das waren 10 Euro oder sowas) haben wir auch zugestimmt. Als er breit grinsend dann kassiert hatte ist er auch weitergefahren. Zu seiner Ehrenrettung muss ich aber auch sagen, das die Tour dann wirklich auf die Minute 60 Minuten lang war. Also von dieser Seite her war alles OK.

   

Nun ja. Wir sind also ne Stunde durch das Hafenbecken zwischen den Booten die dort liegen rumgeschippert. Die sog. Boatpeople leben dort auf diesen Booten und haben das auch schon seit Generationen getan. Manchmal sah es ja wirklich ziemlich schäbig aus, das muss ich schon sagen. Aber auf der anderen Seite war es schon wieder recht interessant das zu sehen. Schlusspunkt der Tour war dann das riesige schwimmende Restaurantschiff "Jumbo". Zuerst sind wir vorne vorbei gefahren und es sieht wirklich sehr prunkvoll aus. Keine Frage. Dann sind wir aber hintenrum wieder zurück. Und die Rückseite sollte man einem eventuellen Gast echt nicht zumuten. Dann hat man nämlich keinen Appetit mehr. Das sah ja nun wirklich mehr als schäbig und runtergekommen aus. Kann ich jedem nur empfehlen. Wenn ihr so ne Bootsfahrt macht, dann sagt dem Skipper mal er solle auch dahinter herfahren.

   

Zurück an Land sind wir noch weiter in das Stadtviertel reingegangen. Anzumerken sei hier, das hier nichts mehr auf englisch ausgeschildert war. Hier merkte man doch sehr, das es hier "chinesischer" und ursprünglicher zuging, wie im Zentrum. Aber es war auch um einiges interessanter. Ich könnte bei sowas ja stundenlang rumlaufen und mir das Leben da ansehen. Wenn ich dann zum Beispiel an einer der "Freiluftmetzgereien" vorbeikomme, wo das Fleisch aufm Bürgersteig hängt und einen Meter weiter die Autos vorbeirumpeln, dann stelle ich mir immer vor, einen deutschen Lebensmittelkontrolleur hier vorbeizuschicken. Die würden vom Schlag getroffen sofort umfallen.

Ein wenig den Hügel rauf haben wir uns den chinesischen Friedhof angesehen. Die Leute, die hier beerdigt werden scheinen richtig viel Geld zu haben. Denn aufgrund der Platznot überall sind Grabstätten entsprechend teuer (ich habe irgendwas von 200.000 $ für 5 Jahre gelesen). Der Friedhof ist nach Feng Shui Regeln angelegt. Das heißt mit dem Berg im Rücken und Ausrichtung auf die offene See hin. OK, der Blick zur See ist mittlerweile durch die vielen Hochhäuser nicht mehr wirklich möglich, aber es zählt der Gedanke. Ich fand es übrigens irgendwie komisch zu sehen, wie die ganzen Gräber so einbetoniert sind.

Von dort zurück durchs Gewühl zur Bushaltestelle und mit dem Bus wieder zurück, haben wir uns dann an geeigneter Stelle eine Tram geschnappt und sind noch eine ganze Zeit mit der Trambahn auf Hong Kong Island rumgefahren. Diese alten doppelstöckigen Dinger rumpeln durch den größten Verkehr und bleiben oft genug selbst drin stecken und eine Fahrt kostet nur ein paar Cent.

   

Gefahren sind wir von Höhe Star Ferry Terminal bis zur Endhaltestelle an der Cadogan Street in Kennedy Town. Kennedy Town ist als Stadtteil wohl einer der ältesten Bezirke von Hong Kong und da wollten wir noch ein wenig rumlaufen. Sehr interessant waren die Wohnsilos, die dort direkt am steilen Hang gebaut sind. Viele davon sind nur über steile Treppen zu erreichen. Ich habe da keinen Straßenzugang gesehen. Wir sind etliche dieser steilen Treppen rauf und runter. Ich würde gerne mal wissen, wie die sich was anliefern lassen. Oder wie das bei denen mit der Müllabfuhr geht.

So langsam wurde es ein wenig spät. Die Fahrt mit der Tram zurück zum Star Ferry Pier dauerte auch ewig, so das wir nun ein wenig zügig in die U-Bahn und zurück zum Hotel mussten um unseren Transport zum Flughafen zu bekommen.

Ja. Und nach Einkehr in unserem mittlerweile Flughafen-Stammrestaurant (Grappas Bar) ging der Flug ohne Vorkommnisse über Nacht nach Auckland. Der Flieger war diesmal nicht ganz voll, so das man sich auch einen Doppelplatz genehmigen konnte.

 

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   31.01.2007 - Einleben in Christchurch