16.07.2011 - Brauereibesichtigung, Chuck Berry und ehemaliger Bahnhof

Für den heutigen Samstag hatte ich erst mal 2 Sachen auf dem Schirm. Der Soulard Farmers Market und die Anheuser Busch Brauerei. Der Farmers Market ist der größte von St. Louis und an Samstagen ist dort am meisten los, da nur Samstags alle Händler da sind.

Ich hatte mir auch schon in meiner planerischen Genialität vorher die Buslinie rausgesucht, die ich nehmen musste. Die Nummer 30 sollte es sein. Und der fuhr auch passenderweise vom Busterminal vor dem Hotel ab.

Mal wieder gab es erst mal den Klatsch ins Gesicht als ich aus der Hotellobby ins Freie trat. Man läuft jedes Mal gegen eine feucht-heiße Wand. Der Amerikaner an sich hat ja dann auch immer die Begabung die Klimaanlagen auf 15/16 Grad zu drehen. Da wird der Schock draußen jedes Mal nur noch umso schwerer.

Der Bus war schnell gefunden. Uns los ging die wilde Reise. Hmmm. Ob das richtig is. Irgendwie geht es garnicht in die Richtung wo der Markt so liegt. Nach ner kurzen Zeit ist mir dann auch ganz glockenklar geworden, das ich zwar im Bus mit der richtigen Nummer, allerdings mit der falschen Richtung saß. Da ich jetzt mittlerweile überhaupt nicht mehr wusste, wo in St. Louis ich nun überhaupt war, bin ich einfach mal sitzen geblieben. Mal kucken was da noch draus wird.

In der folgenden Stunde bin ich dann mit dem Bus durch die ehrlich gesagt schäbigsten Gegenden von St. Louis gefahren. Die Ecken sahen teilweise aus, als ob da der Hurricane Kathrina letzte Woche hergerauscht wäre. Ach Moment, hier war doch ein Hurricane/Twister/Taifun gewesen zuletzt. Ich hatte doch in den Nachrichten gehört, das der Flughafen auch demoliert worden war.

Die Häuser waren teilweise recht ramponiert und kaputt. Mit vernagelten Fensterhöhlen und Türen. Gut jetzt kann es am Hurricane gelegen haben. Aber trotzdem hatte ich doch teilweise das Gefühl das dieser „Heruntergekommen-Look“ nicht erst seit gestern hier aufgelegt war. Wenn dann auch noch an irgendeiner Ecke ein Schwarzer bevor er in den Bus steigt die letzte Bierpulle aussaugt und Mittags schon recht blau ist, dann steigert das das Vertrauen in die Gegend nicht wirklich.

Irgendwann war ich dann das einzige Weißbrot im Bus. Ich bin tapfer sitzen geblieben und an der Endstation „Rock Road Station“ dann in die Bahn gestiegen und zurück in die Stadt zum Civic Center gefahren. Tja. So hatte ich also die letzte gute Stunde mit einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt verbracht.

Wieder am Civic Center angekommen, habe ich das Unternehmen Busfahrt neu gestartet. Diesmal habe ich den Busfahrer aber vorher gefragt. Nein, das ist die falsche Richtung, der Bus nach Soulard fährt von drüben auf der anderen Straßenseite. Aha ! Also lassen die die Busse nicht nur hier vom Busterminal fahren, sondern auch aus den ganzen umliegenden und angrenzenden Straßen ! Das muss einem ja auch erst mal gesagt werden. Auf der anderen Seite der Kreuzung habe ich dann den richtigen Bus bestiegen und der hat mich doch tatsächlich in die richtige Richtung gefahren.

  

Dieser Farmers Market ist nicht zu übersehen. Das ist ein riesiger Warenhauskomplex, wo auf mehreren „Fahrbahnen“ hoch und runter sehr viele Verkaufsstände stehen. Hier wird alles verkauft, was der lokale Landwirt so alles herstellt. Natürlich alle Sorten Obst, Kartoffeln und Kram. Dann gab es noch diverse Stände wo man Fleisch kaufen konnte. Eine Fahrbahn waren dann diverse Klimbim-Stände und Fressbuden aller Art. Ich hab mir mal ein wenig Obst gekauft und mich im nahen Park hingesetzt und gefrühstückt. Eine Zitronenlimo, die aber mehr aus crushed Ice bestand wie aus Flüssigkeit, später habe ich mich dann wieder zum Bus begeben.

Also der Markt is ganz OK. Wer hier bei uns aber mal nen Bauernmarkt gesehen hat, der wird nicht gerade vor Begeisterung im Viereck springen.

Auch die Brauerei ist einfach gefunden. Der große Budweiser Schriftzug ist schon von weitem zu sehen. Von der Busstation muss man noch ein wenig den Berg hoch marschieren und dann wird man auch schon vom großen Besucherzentrum aufgesaugt. Die Brauereitouren gehen jede Viertelstunde los und sind kostenlos.

  

Auf der Tour wird man dann in lockerer Folge durch diverse Gebäudeteile der Brauerei, an den Gärbottichen vorbei und zur Verpackerei geführt. Zwei Guides kommentieren alles. Die die bei meiner Tour waren habe ich zwar so gut wie nicht verstanden, aber die Tour war trotzdem OK. Irgendwo bekommt man dann noch erklärt, das ja ein guter Teil der Hefe für das Bier auch aus Deutschland käme und die Brauereimeister ja sowieso erst 5 Jahre in Deutschland in die Lehre gehen würden, damit die das gute Budweiser hinterher hier brauen könnten. Hmmmmmm. Da lerne ich erst jahrelang richtiges Bier zu brauen und dann gehe ich nach Saint Louis um dann Budweiser zu mixen ? Naja. Von mir aus.

Am Ende der ca. einstündigen Tour gibt’s dann zwei Bierchen zur freien Verköstigung.

Nun ja. Im Großen und Ganzen wars OK, ne Brauereibesichtigung halt. Ebenso wie beim Farmers Market kann ich auch hier sagen, es ist interessant aber wenn man bei uns in einer großen Brauerei mal ne Brauereibesichtigung gemacht hat (bei Krombacher oder so) der wird vor Begeisterung hier nicht gerade ausrasten. Zumindest so toll wie die ganzen Amis hier so taten wars definitiv nicht. Aber für den Amerikaner als solches schien das hier der heilige Gral zu sein. Was ich allerdings klasse fand waren die alten Gebäude, überall Figuren die auf den Simsen standen, alte Backsteingebäude. Das Sudhaus drinnen mit toll verschnörkelten Geländern. Also das sah toll aus und strahlte Geschichte aus.

Zurück beim Bus hab ich mir erst mal wieder die Beine in den Bauch gewartet. Und natürlich kam auch erst mal der Bus in die andere Richtung. Damit ich hier aber überhaupt mal weg kam war mir das egal und ich habe diesen Bus genommen. Also auch wieder Stadtrundfahrt. Diesmal war die Endstation die Bahnstation Shrewsburry.

  

Jetzt wars auch schon später Nachmittag. Mit der Bahn zurück bin ich dann bei "University City - Big Bend" ausgestiegen und bin ein wenig durch die Wohngebiete marschiert. Hui da standen aber doch hin und wieder mal ganz feudale Häuschen rum. Hier gabs auch diverse abgesperrte „Residents Only“ Straßen. Da wollte man wohl etwas unter sich bleiben. Ich bin weiter und sozusagen von oben den Delmar Loop geentert. An den Lions Gates und an der runden City Hall vorbei bin ich den Delmar Loop runtermarschiert.

Irgendwo (Reiseführer?) stand, das diese Lion Gates auch als kleine Version im ersten Zurück in die Zukunft Film auftauchen. Einer der am Film beteiligt war kam aus Saint Louis und daher wurde die Einfahrt zum Wohngebiet von Marty (Lion Estates) mit einer kleinen Version dieser Löwen bestückt. Müsste den Film mal wieder rauskramen, ob das wirklich stimmt.

Der Delmar Loop ist sowas wie die Kneipen und Restaurantstraße. Jeder Laden links und rechts der Straße ist entweder irgendein trendiges Geschäft oder halt ein Restaurant oder Musikkneipe.

  

Während ich den Loop auf der einen Seite runtergegangen bin habe ich mir auch die ganzen Plaketten vom „Walk of Fame“ angeschaut. Sogar den Stern von Chuck Berry hab ich gefunden. Schon recht weit unten bin ich dann in einem Gyros-Laden (Gyro House) eingefallen und hab mir ne Portion Gyros Pita reingepfiffen. Ich hatte echt Hunger. Das Fleisch sah zwar komisch aus, der Fladen mit viel Fleisch und noch Salat dabei für 5 Dollar hat aber geschmeckt.  

Auf der anderen Seite ist das Pageant. Ein großer Musikschuppen. Leider war da heute Abend aber gerade mal nix los. Komisch. Gerade am Samstag Abend war hier dicht.

Naja. Für den Weg auf der anderen Straßenseite zurück hab ich mir viel Zeit gelassen und bin dann später zum Blueberry Hill abgebogen. In meinem Reiseführer stand dieser Laden drin als DIE Institution in Sachen Burgers. Zumindest war jetzt um halb sieben schon ziemlicher Betrieb. Ich musste auf einen Tisch warten. Also der Burger den ich hatte, war definitiv nicht der Beste den ich jemals gegessen hatte. Also ich fands normalen Durchschnitt. Dafür waren die gewürzten Buffalo Fries ziemlich klasse. Der ganze Laden ist recht wild zusammengewürfelt mit allerlei Kitsch dekoriert. Man sollte vor den Rausgehen mal die ganzen Bilder durchgucken die da überall hängen wo der Besitzer sich mit allerlei bekannten Sängern, Schauspielern und Politikern abgelichtet hat, die den Laden schon besucht haben.

Zurück zur Station Skinker gings wieder durch ein paar Residents-Only Sträßchen mit schönen Häusern. Ausgestiegen bin ich dann diesmal bei der Station „Union“. Direkt da um die Ecke, eben in der ehemaligen Union Station, ist noch das Hard Rock Cafe und noch diverse andere Lokalitäten. Der ehemalige Hauptbahnhof von St. Louis wurde irgendwie entkernt, es wurden viele Parkplätze gebaut und viele Kneipen und Läden rund um einen See eingebaut, ein Shopping Center und ein Hotel und und und.

  

Im Hard Rock Cafe habe ich nach obligatorischem TShirt-Kauf erst mal noch ein amtliches Sam Adams gezischt. Aber irgendwie hats mir da im Hard Rock Cafe garnicht so gefallen. Zu laut, zu hektisch. Ich hätte mich raus setzen sollen mit meinem Bierchen. Aber egal. So konnte ich zumindest noch beobachten wie unmöglich sich der Amerikaner in einem Restaurant aufführen kann. Vor allem wenn die in größeren Gruppen auftreten, kann es an den Tischen schon mal ziemlich schlimm abgehen. Wenn man bei uns so ein Schlachtfeld hinterlassen würde, da bräuchte man nicht wiederkommen.

 Jetzt wars doch schon spät. Nach einem kleinen Spaziergang an der Eishockeyhalle vorbei war ich dann auch im Hotel und der Tag für beendet erklärt.

 

15.07.2011 - Museum, Downtown, Central West End, Kino 
Home
   17.07.2011 - Forest Park, Zoo und U2 Konzert