22.03.2016 - Gahts, Ghats und nochmal Ghats
 

Holi Festival. Davon hatte gestern beim Checkin schon einer der Zwillinge (Chiraq oder Nicht-Chiraq) irgendwas gesagt. Nach ein wenig Google habe ich dann auch herausgefunden, das sich an Holi die Inder teilweise verkleiden und vor allen Dingen mit Farbbeuteln um sich werfen. Ist wohl eine ziemlich ausgelassene Sache. Der Höhepunkt des Holi wäre eigentlich morgen. Allerdings waren wohl heute auch schon die Feierlichkeiten im Gange.

Draußen auf der Straße war davon allerdings nicht unbedingt etwas zu sehen. Da war der normale brüllende Basar-Betrieb.

Nachdem ich heute ausgiebig lange gepennt hatte bin ich nun erst mal die Marktstraße links hoch. Da hatte Google Maps Geldautomaten eingezeichnet. Und zumindest den ATM der „Induslandbank“ habe ich sogar gefunden. Gestern beim Checkin stand nämlich eines auch auf dem Laufzettel : Bezahlen Cash only. Und daher war der Gang zum Automaten dringend nötig.

Die nächste Zeit habe ich dann damit verbracht, die Marktstraße wieder in Richtung Ghat und Wasser zu erkunden. Ich bin immer mal wieder in die kleinen Gassen und Gässchen abgebogen die überall abgehen. Ich hatte noch ne kleine Karte ausgedruckt, wo laut Lonely Planet Restaurants sein sollten. Eines habe ich sogar gefunden. Die anderen Sachen habe ich vergeblich gesucht. Ich glaube ja garnicht, das die Ecken da überhaupt irgendwelche Straßennamen haben. Ich habe mich zumindest nur mit Abzählen der Abzweigungen oder einmündenden Nebengassen ein kleinwenig zurecht gefunden.

 

 

Wie gesagt, ein Restaurant habe ich sogar gefunden. Das war aber schon ein Ghat vor dem Hauptghat und die Ecken waren ein wenig besser begehbar. Lustig waren die überall auf dem Boden frei herumliegenden Wasserleitungen. Die Kupferrohre waren fachmännisch auf dem Lehmboden in den Gassen verlegt und dann notdürftig mit weiterem Lehm oder Sand bedeckt. Eigentlich lagen sie offen da. Interessante Installation.

In den Gassen stand ich auf einmal auch vor dem Entry Gate für den Vishwanath Temple. Den hatte einer der Brüder im Hotel auch empfohlen. Leider war ich hier aber an einem Eingang gelandet, der nicht für Ausländer gedacht war. Dunkel erinnerte ich mich, das im Lonely Planet stand, das es mehrere Eingänge gäbe und nur einer davon für Ausländer wäre. Dumm gelaufen. Hier war ich falsch. Ehrlich war es mir aber jetzt in dem Gassengewirr ein wenig zu aufwändig noch andere Eingänge zu suchen und zu finden. Ich bin wieder zur Main Road und von dort zum Main Ghat gegangen.

Dort habe ich mich nochmal ein wenig umgesehen und dann beschlossen, an den ganzen Ghats entlang bis zum fernen Ende zum letzten Ghat, dem Assi Ghat zu gehen. Ich bin nicht ganz sicher, aber am Wasser entlang ist das ca. 2 Kilometer. Zumindest, wenn man vom Main Ghat aus schaut, dann liegt das Assi Ghat schon weit entfernt milchig im Dunst der dreckigen Luft.

Als ich gerade losgegangen bin wurde ich plötzlich Opfer eines feigen, hinterrücks ausgeführten Farbanschlages. Was war passiert ? Irgendwelche Kids hatten sich einen Spaß daraus gemacht, mir von hinten einen Holi-Farbbeutel mit blauer Farbe in den Nacken zu hauen. Platsch. Da stand ich erst mal. Gerade in dem Moment war ich ziemlich verdattert und wusste auch nicht so ganz was da gerade passiert war. Als ich mich dann einmal richtig geschüttelt hatte und die Farbe an mir runterlief, kamen die ersten Leute an mir vorbei die lauthals „Happy Holi“ riefen. Ein paar der Männer meinte dann auch noch „Nice Colours“. Hahaha. Auf jeden Fall war ich erst mal die Attraktion und alle faul in der Sonne liegenden Männer ringsum haben sich köstlich amüsiert.

Ganz spontan wollte ich ja direkt mal Baan Ki-Moon anrufen und die UNO-Blauhelm-Friedenstruppen bestellen. Dann habe ich mir aber gedacht, ach was, Happy Holi. Die lachen alle garnicht über dich, die lachen mit dir. Und so habe ich den restlichen Weg ein wenig eingeschlumpft zurückgelegt.

 

 

Einen Nachteil hatte die Strecke am Wasser entlang über die Treppen der Ghats ja. Es gab keinen Schatten. Ich bin die ganze Zeit in der fetten Sonne gelaufen und als ich dann irgendwann am Assi Ghat angekommen bin, hatte ich die Sonnendosis für heute definitiv überschritten.

Ich habe im Schatten noch ein wenig Rast gemacht. Weil aber irgendwer seine Diskolautsprecher unbedingt unweit von mir ausprobieren musste (hat wahrscheinlich schon für Holi warmlaufen lassen) habe ich mir um die Ecke ein Tuktuk geschnappt und bin in Richtung Hotel zurückgefahren. Der liebe Herr meinte dann, er müsse einfach mal mehr Geld fordern als wie vorher ausgemacht. Ich hatte beim Besteigen der Karre gefragt was es kosten würde zum Main Ghat zurück. 100 Rupien. Gut, ist fair. Später wollte er 150 Rupien haben. Ich habe 150 gesagt. Nein hast du nicht, wir hatten 100 ausgemacht. Nein 150. Nein 100. ……….. ich habe ihm dann letztendlich 120 gegeben. Damit war er auch zufrieden.

Im Hotel angekommen, habe ich mich erst einmal grundgereinigt. Das Zeug ist auch noch so schwer abgegangen. Musste mit warmem Wasser und Seife gut schrubben bis ich nicht mehr blau war. Ein wenig habe ich noch im Zimmer und in der Sitzecke im Innenhof rumgetrödelt, dann bin ich aber wieder raus auf die Straße. Obs ne gute Idee war, wieder ein frisches weißes TShirt angezogen zu haben ? Irgendwie wurde das Treiben jetzt gegen Abend immer wilder.

Am Main Ghat bin ich nun wieder zum Verbrennungsghat gegangen. Dort aber heute mal weiter und habe mich genau umgeschaut. Es war noch hell, an einem Fleck wurde aber ein richtig großes Feuer geschürt. Ich bin die Treppen hoch und in den Straßen dahinter noch herumgegangen. Überall sind riesige Holzstapel und Holzhaufen, die wohl alle für den baldigen Einsatz vorgesehen waren.

Von einem etwas erhöhten Punkt habe ich noch längere Zeit dem Schüren des großen Feuers zugeschaut. Dabei bin ich nur knapp dem nächsten Farbenattentat entkommen. Ich hatte schon die ganze Zeit auch eine Truppe Leute beobachtet, die von oben bis unten eingesaut eine totale Freude daran hatten, sich immer noch mehr Farbe überzukippen. Als die dann auf mich zu kamen, stellte sich heraus, das da unter den Indern auch etliche Spanier waren. Mit denen konnte ich verhandeln. Ich konnte glaubhaft darlegen, das ich eben schon einmal gefärbt war und ich eben erst die Grundreinigung hinter mich gebracht hätte. Puh. Mein Shirt ist weiß geblieben. Wir haben noch ein paar Worte gewechselt, dann ist die Farbtruppe aber weiter gezogen.

 

Und ich hab meinen Standort auch nochmal gewechselt. Weil jetzt wurde es interessant. Es tat sich offensichtlich was beim Feuer. Jetzt kamen ein paar Leute zwischen den Häusern hervor und brachten auf einer Trage einen in viele Tücher eingewickelten Leichnam runter zu Fluss. Der ganze Körper wurde jetzt in den Fluss getaucht und jeder schaufelte, sicher ist sicher, noch mit den Händen Wasser darüber.

Dann wurde der Körper aus dem Wasser heraus unweit des Feuers abgelegt. Jetzt kamen noch mehr Leute hinzu und es wurde offenbar gebetet. Unterdessen waren andere fleißig dabei noch mehr Holz herbeizutragen und den Haufen nun zu einem richtigen Höllenfeuer anzufachen.

Den Rest habe ich mir nicht mehr angeschaut. Ich wusste was jetzt als nächstes kam und das wollte ich mir nicht live ansehen. Ja, es ist sehr interessant, jetzt hatte ich aber lange genug am Feuer und im Rauch rumgestanden. Jetzt hatte ich Hunger.

Ich bin zu meinem Fund von heute früher gegangen. Das Dolphin Restaurant im Rashmi Guest House war im Lonely Planet gut beschrieben. Um hin zu kommen muss man vom Wasser aus erst mal eine lange steile Treppe erklimmen und dann im Haus selbst (es ist eigentlich ein Hotel) noch gefühlt 10 Stockwerke Treppen nach oben zum Rooftop Restaurant. Wenn man dann wieder bei Puste ist, kann man aus einer umfangreichen Karte von non-vegetarian Gerichten auswählen. Hat wirklich gut geschmeckt. Die Lage ist zudem sehr gut. Von oben hat man einen tollen Blick auf den Fluss und die vielen Boote, die sich zur Zeremonie ansammeln. Von der Zeremonie selbst kann man nichts sehen, da stehen noch ein anderes Haus und eine riesige Baumkrone im Weg. Aber hören kann man sehr gut.

 

Ich bin so um 8, als auch die Zeremonie so langsam vorbei war, gegangen. Der Betrieb war genauso wie gestern überwältigend. Beim Hotel habe ich mich noch ein wenig in den Hof gesetzt, ein Bierchen getrunken und das WLAN genutzt. Hier im Hotel hätte es heute nur ein abgespecktes Holi Menu gegeben. Ein Gericht und zwei Sorten Brot oder sowas. Gut das ich extern essen war.

Morgen geht’s weiter nach Kalkutta. Aber eigentlich habe ich morgen nochmal nen ganzen Tag Varanasi, weil der Flug erst um 19:30 Uhr geht.

Livebericht vom Abend des 22.03.2016

 

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