28.10.2015 - Nottingham, Robin Hood, Nottingham Castle & Co
 

Heute ging es wieder früh los. Gott sei Dank, denn wegen der Bauarbeiten im Hotel hätte ich auch nicht länger im Zimmer bleiben wollen. Im Aufzug hing übrigens ein Aushang, das man sich „for any inconvenience caused“ schonmal entschuldigen würde. Ich überleg ja immer noch ob ich mich nicht noch nachträglich mal dolle beschweren soll. Na egal. Heute geht’s nach Nottingham.

Nottingham. Robin Hood, Sheriff von Nottingham, Guy of Gisborne, Nottingham Forest, Bruder Tuck. Das sprudelt aus mir heraus wenn ich an Nottingham denke. Irgendwann zuletzt hab ich im Fernsehen nochmal was von Robin Hood gesehen und da war spontan der Gedanke geboren doch da mal kurz vorbeizuschauen. Kurz vorbei ist allerdings etwas hochgestapelt. Mit dem direkten Zug ist die schnellste Verbindung 1 Stunde 40 Minuten. Also lange An/Abreise. 10 Uhr Zug hin und 17 Uhr Zug zurück. Sollte mir genug Zeit geben mich da umzuschauen. Und sollte mich noch pünktlich zum James Bond heute Abend zurück sein lassen (wenn der Zug pünktlich ist).

Zug ging ab St. Pancras mit Southwest. Im Gegensatz zu Great Western gestern wollte Southwest Geld fürs Internet im Zug. Ne. So ein Tagespass für zig Pfund war mir dann doch zu teuer. Ankunft halb 12 Nottingham. Regen. Mit einer rudimentären Karte ausgestattet habe ich vom Bahnhof aus mal die grobe Richtung zum Nottingham Castle angeschlagen. Ich bin an einem Kanal vorbeigekommen und hier war auch in alten Lagerhäusern das „Canalhouse“ untergebracht. Netter Pub von dem ich schon gelesen hatte. Kann man sogar mit dem Kanalboot reinfahren. Den hatte ich mir für den Abend schon vorgemerkt.

  

  

Nottingham und irgendwie die ganze Region definiert sich sehr stark mit und durch Robin Hood. Schon in der Stadt merkt man das, wenn man zum Beispiel die Maid Marian Road entlang geht oder an Wandbildern mit Szenen aus Robin Hood, etwa vom Kampf auf der Brücke oder Richard Löwenherz der Robin und Marian traut vorbeikommt.

Nebenbei, der Nottingham Forest ist nicht bei Nottingham. Ich musste mittels google Maps auch erst lernen das DER Nottingham Forest (oder was über die Jahrhunderte von dem riesigen Waldgebiet übrig geblieben ist) noch ne ganze Ecke weiter von Nottingham Stadt weg ist (wenn ichs richtig im Kopf habe 30 Meilen oder so). Jetzt im Oktober war dort auch gerade ein Robin Hood Festival. Naja. Vielleicht irgendwann mal. Bleiben wir erst mal bei der Stadt.

Vom Bahnhof aus ist das Nottingham Castle jetzt garnicht weit weg und über Canal und Castle Road auch schnell erreicht. Man kommt sozusagen von unten zur Burg hoch. Also erstes kommt man am angeblich ältesten Pub Englands, dem „Ye Olde Trip to Jerusalem“ vorbei. Ein Stück weiter die Straße hoch steht am Fuß der Burgmauern die Robin Hood Statue.

Der Castle Road um die Kurve weiter bergauf gefolgt steht man dann vor den beiden massiven Türmen mit Eingangstor. Das Castle kostet Eintritt (6 Pfund). Das Castle, welches man dann betritt, hat nicht mehr wirklich viel gemein mit dem original Nottingham Castle zu Robin Hood Zeiten. Das Teil wurde wohl schon mehrfach zerstört und geschliffen und neu gebaut. Ein großer Teil der ursprünglichen Größe wird nur noch auf Schautafeln angedeutet.

  

  

In die noch existierenden Räume hat man ein Museum und ein Café eingebaut. Mich interessierten auch erst mal die Aussichten im Park und von der Terrasse auf die Stadt. Von der Terrasse beim Café hat man einen guten Rundblick über die Stadt. Allerdings gibt’s nix wirklich spektakuläres zu sehen.

Im Museum kann man Tickets für die sog. Cave Tours kaufen (5 Pfund). Die ganze Burg steht auf Sandstein. Also der ganze Hügel bzw. der Sockel ist bröckeliger Sandstein und in diesen hat man in all den Jahren Gänge und Höhlen und Cavernen und Lagerräume reingegraben. Im Rahmen solch einer Cave Tour die im Castle beginnen und unten beim alten Jerusalem Pub enden solle man durch diese Gänge und Höhlen geführt werden. Na, warum nicht. Könnte ganz interessant werden. Dazu kam noch das, als ich mit Umgebung schauen fertig war und beim Museum gefragt hatte, eine Tour knapp 10 Minuten später losging. Passte gut.

  

Die Gruppe von ca. 15 Leuten wurde dann von einer leicht kostümierten Person mit Zylinder und neckischem Spitzbärtchen abgeholt. Der Herr stellte sich als irgendeine historische Figur vor die vor etwa 200 Jahren gelebt hätte und viele Erlebnisse in der Geschichte der Burg selbst erlebt hätte. Und er wolle nun von seinen Erlebnissen erzählen. Ooo K. So ein Historien-Ding hatte ich jetzt nicht erwartet, aber der gute Mann war von Beginn an mit vollstem Elan dabei und hat alle schier mitgerissen.

Zuerst ging es mal raus auf die Terrasse und es wurden viele lange Geschichten rund um das Castle, wer wann was abgerissen und was aufgebaut hat und wer wann warum von welchem wütenden Mob oder bewaffneten Feinden hier gelyncht wurde. Dabei ist er immer zwischen den Leuten hin und her marschiert und hatte alle irgendwie eingebunden. Echt cool. Dann ging es in die Tunnel und in der nächsten halben Stunde ist die Truppe durch enge und sandige Gänge marschiert, immer wieder unterbrochen von diversen historischen Anekdoten des 200 Jahre alten dynamischen Herrn.

Irgendwann standen wir dann alle unten am Fuß der Burg und bekamen noch alle ans Herz gelegt doch unbedingt ins „Jerusalem“ einzukehren. Danach ist er mit den verbleibenden Leuten wieder hoch beim Robin Hood vorbei zur Burg zurückgegangen. Und dabei hat er noch weiter erzählt.

  

Cool. So einen engagierten „Schauspieler“ für ne Führung irgendwo hatte ich bisher noch nicht gesehen. Klasse, bravo, Applaus.

Mit dem Ticket fürs Castle kann man nach der Tour auch nochmal rein. Ich habe das genutzt und noch ein kleine Runde durch die Anlage zu drehen. Als ich mich dann vom Castle verabschiedet habe hatte ich nun doch deutlich mehr Zeit hier verbracht als ursprünglich vermutet.

Wenn man vom Castle die Friar (Tuck?) Lane schnurstracks durchgeht kommt man direkt zum zentralen Platz Nottinghams, dem Old Market Square. Allerdings habe ich nen kleinen Schlenker gemacht und beim Maid Marian Way abgebogen. Schließlich bin ich beim Playhouse und dem Sky Mirror gelandet. Der Sky Mirror ist eine riesige silberne Schüssel, die schräg in der Gegend steht und sich spiegelt. Naja. Ordnen wir das mal in „nett“ ein. Von hier oben habe ich mich dann mal zum Market Square orientiert.

Der große Kuppelbau vom City Council, der aber auch eigentlich Shopping Center zu sein scheint, dominiert den Platz. Vor dem Gebäude sind zwei große Löwenstatuen. „Meet at the left lion“ ist in Nottingham der Standardsatz wenn man sich irgendwo treffen will. Den linken Löwen kennt jeder.

  

Die ganze Gegend ist eine riesige Fußgängerzone. Ich habe mich da auch mal treiben lassen und bin bis zum großen Victoria Shopping Center mit hohem Uhrenturm gegangen. Zurück habe ich mich dann durch die Gassen zum Lace Market orientiert. Da hatte ich aber wohl irgendwie den Reiseführer falsch interpretiert. Ich war davon ausgegangen das der Lace Market irgendwas sehenswertes sei. In Realität wars aber nur ne große Kreuzung und ein Tram Stop. Hier und jetzt wars jetzt auch Zeit sich mal wieder in Richtung Bahnhof zu orientieren, da beim Marschieren nun doch die Uhr schnell vorgelaufen ist.

Wie geplant gabs dann einen Stopp im Canalhouse. Ein par Vorspeisen wie Knobibrot, heiße Kartoffeln und Dip und sowas sind dann neben leckeren Honey Dew Bier in den Magen gewandert. Nett hier. Hier kann man es echt aushalten.

Letztlich bin ich dann sehr pünktlich 5 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof gewesen. Zeit voll ausgenutzt. Der Zug zurück war auch überpünktlich. Wir sind sogar ein paar Minuten früher in St. Pancras angekommen.

  

Eine kurze Ubahn Fahrt später war ich dann auch am Leicester Square. Heute war im Vue Kino ne Premiere. Da war der rote Teppich für Bradley Cooper ausgerollt und die versammelte Damenschaft scharrte schon mit den Füßen. Das habe ich mir nicht lange angesehen. Nebenan im Odeon wartete ja schon der Bond auf mich.

Das Odeon ist übrigens ein echt klasse Kino. Klassischer Kinosaal mit Balkon. Unten sind die "Stalls" und oben die sog. "Circles". Insgesamt hat das Kino knapp 1.700 Plätze. Und sogar noch Personal welches als Platzanweiser fungiert.

Beim Film war die Soundanlage dermaßen gewaltig das bei Explosionen der Sitz vibriert hat. So muss das sein. Das ist klasse Kino.

Später nach dem Film habe ich es nicht mehr in nen Laden geschafft so das ich den Abend in der Hotelbar habe ausklingen lassen.

  

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