28.06.2015 - Hallo Erzbischof
 

Heute wollte ich dem Erzbischof von Canterbury mal nen Besuch abstatten. Warum genau ? Keine Ahnung. Bei der Suche nach Ausflugszielen rund um London war ich irgendwie auf Canterbury gestoßen. Und weil immer, wenn irgendwas mit den Royals los ist und da die Kirche die Finger im Spiel hat, ist immer der Erzbischof von Canterbury dabei. Entweder gibt’s da nur einen oder die Kirchenzentrale in Canterbury ist besonders wichtig. Und den Dienstsitz vom Herrn Bischof musste ich mir mal anschauen.

Vom Hotel los ging es heute ausnahmsweise mal recht zügig mit dem Bus. Per weiterer UBahn bin ich auch recht zügig in Kings Cross – St. Pancras angekommen. Mein Zug sollte von St. Pancras International fahren. Bei dieser Gelegenheit habe ich jetzt das allererste Mal festgestellt, das Kings Cross und St. Pancras zwei verschiedene Bahnhöfe sind. War hier und jetzt ne völlig neue Erkenntnis (Harry Potter Gleis 9 3/4 ist auf jeden Fall in Kings Cross).

 

Ticket habe ich wieder am Automaten abgeholt. Leider stand auf den Anzeigetafeln jetzt nix erhellendes, wo mein Zug nun abfahren sollte. Kurz online bei „thetrainline“ nachgeschaut, sagte es mir, das heute kein Zug fahren würde. Häääh ? Ich habe mich dann direkt mal vorsorglich in die Schlange vom Auskunftsschalter eingefügt und weiter auf der trainline-Seite geschaut. Dort habe ich dann die Info gefunden, das heute am Sonntag mal wieder ganz wichtige „works“ stattfinden und daher ein großer Teil der Strecke nicht befahrbar ist.

Nach Canterbury West fuhr heute mal gerade garkein Zug. Ich durfte jetzt in den Schnellzug (sah aus wie ein anders lackierter ICE) bis nach „Ashford International“ fahren und dort in den „Replacement Bus“ steigen. Das können die Engländer auch ganz gut. Was bei uns der „Schienenersatzverkehr“ ist, das ist in England der irgendwie allgegenwärtige Replacement Bus.

Cool war, das der Zug von St. Pancras aus über Stratford International nach Ashford International mal eben ¾ der Strecke unterirdisch fuhr. Also zumindest der komplette Großraum London war getunnelt. Der Zug hat auch ziemlich Tempo gemacht. Laut Plan sollte der Bus dann noch ne halbe Stunde fahren bis Canterbury West. Leider war diese Angabe allerdings Schall und Rauch. Im echt dichten Verkehr (wo wollten die Leute am Sonntag alle hin???) ist der Bus ne gute Stunde gefahren.

 

 

Beim Bahnhof Canterbury West losgegangen steht man nach ein paar Metern vorm etwas angebröckelten „Westgate“. Scheinbar war hier noch die auch angebröckelte Stadtmauer angebaut, die den historischen Kern der Stadt (keine Ahnung obs jetzt historisch ist, ist zumindest alt) einrahmt. Ein Kanal mit Wasser (der alte Burggraben?) und hübsche Grünanlagen rundeten das Bild ab. Also für den ersten Empfang war das mal nicht schlecht hier. Fast schon idyllisch.

Nahe vom Westgate zweigt die Fußgängerzone ab. Ob die Gebäude nun alle alt sind, wage ich nicht zu sagen, zumindest war es alles auf alt und historisch getrimmt. Irgendwo auf ner Brücke konnte man auch noch irgendwelche Kahnfahrten buchen. Ich fand das die Fußgängerzone und auch die Seitenstraßen die von hier abgehen sahen alle sehr schön aus. Hat Flair. So auf der Hälfte der Straße einmal links abgebogen am kleinen Dorfplatz vorbei stößt man direkt auf die Kathedrale.

Der Besuch hier kostet Geld. Einmal 10,50 Pfund pro Adult.

 

 

Die Kathedrale ist recht eingebaut in die Umgebung und die umgebenden Häuser und Gärten und Grünanlagen, so das man garkeinen richtigen Blick mit viel Abstand nehmen kann. Schon von draußen siehts mit den vielen Türmen recht groß aus. An den Eingangsportalen draußen sind sehr viele recht detaillierte Steinstatuen eingebaut. Stehen auch überall Namen dran. Offenbar alles echte Personen.

Drinnen war es dann eigentlich ein fast gewohnter Anblick. Sehr groß, sehr leer und recht prunklos. Die Kathedrale ist unterteilt in zwei Hälften, einen direkten Durchblick von Anfang bis Ende gibt’s nicht. In den vielen Seitenschiffen sind kleine Kapellen oder Grabstätten eingebaut. Nach hinten raus kann man nach draußen in den Garten und die Grünanlagen gehen. Teilweise sind die Anlagen schon recht verfallen. Offenbar wird nur das was unmittelbar zur Kathedrale gehört in Schuss gehalten. Der Rest bröckelt vor sich hin.

Die Grünanlage mit den Arkadengängen drumherum ist nett angelegt. Direkt um die Kathedrale herum gibt es diverse Häuser, die offenbar mit zum Inventar gehören. Je nachdem wo man aus der Kathedrale rausgeht, steht man bei den Leuten im Vorgarten. Durch die großen Außenanlagen und die verwinkelte Größe der Kathedrale selbst, kann man sich doch ne ganze Zeit damit aufhalten alle Ecken zu erkunden.

Etwas zu Essen und Trinken zu kriegen ist im Umfeld der Kathedrale und der Fußgängerzonen garkein Problem. Gefühlt jedes dritte Haus ist ein Pub. Ich bin auch in einer kleinen Seitenstraße in ein kleines Inn eingekehrt. Die hatten ihr eigenes Bier (Canterbury Lager, Canterbury Pale Ale). Bestellung hat zwar etwas länger gedauert (die hatten mich bestimmt vergessen zwischendurch) aber für die lange Wartezeit habe ich sogar noch das Bier umsonst bekommen.

 

 

Durch die Wartezeit wars jetzt dann doch am Ende recht spät als ich mich zum Bahnhof Canterbury East aufgemacht habe. Vom Ende der Fußgängerzone geht ein interessanter Weg auf alten Befestigungsanlagen an einem Park vorbei. Hier kommt man direkt zum Bahnhof. Im Park wollte gerade das Canterbury Folk Festival anlaufen. Ich bin noch ein wenig stehen geblieben. Aber als nach ner viertel Stunde immer noch die Musiker ratlos rumstanden und Techniker versuchten einen Ton aus der Anlage zu kriegen bin ich weiter. Ein wenig nach dem Abzweig zum Bahnhof steht noch eine alte Ritterburg in der Gegend rum. Sah aus wie ein Wohngebiet. Ist bestimmt interessant, wenn man in seiner Straße als Nebenhaus ne alte Burg stehen hat.

Der Zug kam zügig und pünktlich. Leider war das aber nicht mehr so ein Schnellzug wie auf dem Weg hin. Die Bimmelbahn ist gute 1,5 Stunden zurück nach London gegondelt.

Ich hatte für heute Abend Karten für das Theaterstück „The Play That Goes Wrong“. Ein Theaterstück über ein Theaterstück, wo beim Spiel so ziemlich alles schiefgeht bei der Aufführung was man sich vorstellen kann. Da wird falsche Musik eingespielt, Einsätze kommen nicht, Text vergessen, Kulissen gehen kaputt und fallen um, Schauspieler werden ausgeknockt und müssen quasi live ersetzt werden ….. und die aktiven Schauspieler überspielen jede Panne gekonnt mit einem Lächeln. War irgendwie so ein wenig wie The Mouse Trap in der Monty Python Version.

 

 

Ich kann nur so viel sagen, dass ich lange nicht mehr so viel und zwei Stunden am Stück gelacht habe. Ich habe mich so gut amüsiert wie schon seit einer ganzen Ewigkeit nicht. Ich kann dieses Stück nur empfehlen. Wer man in London ist, der sollte mal ins „Duchess Theatre“ gehen und die Jungs anschauen. Man mus auch nicht unbedingt bis aufs letzte Wort alles verstehen (habe ich auch nicht). Alleine schon die Situationskomik macht schon einen großen Teil aus.

Dieselbe Truppe hat auch noch ein anderes Programm. Zu ein paar wenigen Terminen machen die eine Art Spontantheater, wo auf Zuruf aus dem Publikum beliebige Filmszenen aus Kinofilmen gespielt werden. Das könnte ich mir auch saulustig vorstellen.

Das Dutchess Theatre ist übrigens ein wenig zwischen allen Bahnstationen. Ich bin am Abend nach Temple gefahren und von dort das Stück Strand zu Fuß gegangen. Das Theater ist eine Straße vor dem Wellington Pub. Direkt gegenüber ist Mama Mia.

Da „The Play“ heute schon um 19 Uhr losging, war ich relativ zeitig schon fertig. Heute am frühen Sonntag Abend war so gut wie garnichts mehr los in der Stadt. So wie gestern und vorgestern das brüllende Leben in der Stadt war, so war es heute ruhig und gemütlich am Abend. Ich habe noch im Wellington Pub etwas getrunken (Essen ging nicht mehr, entweder war die Küche schon zu oder ausverkauft, ich konnte den ausländischen Azubi hinterm Tresen nicht so recht verstehen) und mich dann später so um 10 aufgemacht in Richtung Hotel. Das Balkonsitzen fiel heute auch etwas kürzer aus, so das ich heut recht zeitig (also mal vor Mitternacht, nämlich so um 11) ins die Kiste gesprungen bin.

Morgen geht’s wieder heim.

 

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