Donnerstag, 03.07.2014 - Elvis lebt und U2 spielen im Sonnenstudio
 

Graceland, Graceland, Memphis, Tennessee, we’re going to Graceland ……

Beschwingt mit diesem Paul Simon Stück im Ohr war Graceland für heute fest eingeplant. Natürlich hatte ich mich schon im Vorfeld schlau gemacht, wie man da hinkommen könnte. Wenn man mal nachschaut wird man schnell feststellen, das das Anwesen garnicht so wirklich nah bei der Stadt ist. Für Leute ohne Auto, so wie ich, ist Graceland, genauso wie noch ein paar andere Sachen, nicht so wirklich gut erreichbar.  Das hat man in Memphis scheinbar auch schon selbst festgestellt. Denn das Rock & Soul Museum wo ich gestern war, die Sun Studios und eben Graceland haben sich da zusammengerauft und einen gemeinsamen Shuttle Dienst auf die Beine gestellt.

Neben den Fußballneuigkeiten hatte ich klugerweise den Menschen in dem Rock Museum gestern auch über das Shuttle ausgequetscht. Der Bus fährt praktisch da direkt vor der Türe ab. Heute Morgen habe ich auf dem Weg zum Shuttlebus nochmal eine alte vergessene Starbucks Tradition wieder aufleben lassen. Frappucino ! Heute morgen wars auch wieder so hübsch warm, das ich was kaltes brauchte. Aber eigentlich brauchte ich auch nen Kaffee. Also Frappucino-Time. Wo ich mirs jetzt einmal angefangen hatte habe ich die folgenden weiteren Reisetage eigentlich auch fast immer mit so nem Eiskaffee angefangen. Die haben ja ein paar lustige Kreationen. Mokka Cookie Crumble. Nur blöd wenn die Crumbles drinne so dick sind das sie nicht durch den Strohhalm gehen. Fehler im System.

Einen Gehirnfrost später stand ich beim Shuttlebus. Die Fahrt war dann doch recht lange. Eventuell täuscht es mich auch, da ich ja keine Anhaltspunkte hatte, wie weit wir auf den zig Freeways über die wir wild gewechselt sind jetzt effektiv von der Stadt weggekommen sind. Aber ich würde jetzt einfach behaupten das es nicht normal erreichbar in (Innen-)Stadtnähe ist.

Erste Station ist dann Check In oder Ticketkauf. An wirklich vielen Schaltern standen hier sehr viele Leute und warteten geduldig darauf ein Ticket kaufen zu können. Ich hatte übers Internet vorgekauft und hatte einen extra Schalter mit nur kurzer Schlange. Es war kurz vor 11 und ich wurde auf eine Tour um 13 Uhr eingebucht ! Wie jetzt ? Was mach ich die zwei Stunden jetzt ? Wenn man mal den Plan, den man ebenfalls in die Hand bekommt, studiert, dann kann man sich diese Frage aber leicht selbst beantworten.

  

Alle Ausstellungen zu einem bestimmten Thema sind hier in diesem Komplex auf dieser Straßenseite. Das Anwesen selbst liegt auf der anderen Straßenseite und wird von hier mit kleinen Bussen angefahren. Beim Einstieg in die Busse werden die Gruppen dann entsprechend aufgerufen. Checkin für 11 Uhr Gruppe 1, 11 Uhr Gruppe 2, 11 Uhr Gruppe 3 ... . Ich habe mir das mal angeschaut und da standen dann die Leute wie im Phantasialand an der Wildwasserbahn. Ein Schild wie „Ab hier Wartezeit eine Stunde“ hätte hier toll hingepasst.

Also seine Zeit kann man sehr gut hier auf der „Besucherzentrumsseite“ rumbringen. Erste Ausstellung die ich geentert habe, war Elvis‘ Fuhrpark. Man muss schon sagen. Er hat sein Geld ausgegeben. Offensichtlich oft für Autos. Die schönen 60er Jahre Schiffe die hier standen waren klasse. Ich finde ja, das man unbedingt ganz dringend wieder anfangen muss Autos mit meterlangen Heckflossen und wuchtigen Grills und 5 Meter Motorhauben zu bauen. Sowas macht wenigstens was her.

Neben den Buicks, Chevy’s und wie sie nicht alle heißen stand der Pink Cadillac, ein Mercedes Pullmann und ein paar Autos die damals nur in Kleinserie überhaupt gebaut wurden und eigentlich custom build nach Elvis‘ Vorstellungen waren.

Weiter ging es in die Galerie mit den extravaganten Bühnenanzügen die Elvis hauptsächlich gegen Ende bei seinen Las Vegas Shows getragen hat. Man konnte sehr schön sehen, wie es am Anfang noch eher zurückhaltend war und man dann scheinbar immer mutiger wurde irgendwas auszuprobieren. Zuerst fing es mit den ganzen Glitzersteinchen an, dann ganze Motive wie Tiger oder Adler aus Strass-Steinen (ich hoffe jetzt einfach mal das es keine echten Klunker sind, das würde mein Weltbild nämlich noch im Nachhinein erschüttern). Hosen mit gefühlt ein Meter Schlag. Dann kamen Gürtelschnallen dabei, die einem Boxergürtel alle Ehre machen. Und zuletzt wurde dann teilweise noch ein cooles Batman-Cape hinzugefügt.

  

Bei jedem Anzug stand genau dabei, wann bei welcher Show er getragen wurde. Ich kann mich ja irren, aber ich hatte den späten Elvis ja eher etwas ….ääähh….. kräftiger in Erinnerung. Das der zu dieser Zeit da in die kleinen Anzüge reingepasst hat (war kein Strech !) ringt mir Respekt ab.

  

In der Reihenfolge nach den Anzügen wäre als nächste Möglichkeit eine Sonderausstellung „Elvis in Tupelo“ gekommen. Das habe ich mir ausnahmsweise nicht angesehen. Sah jetzt nicht spektakulär aus. Nächste Station sind dann die Flugzeuge.

Schon in den 60er Jahren hatte Elvis zwei Flugzeuge. Einen kleineren Learjet und eine große ausgewachsene Boing (?) komplett nach Elvis‘ Wünschen umgebaut. Die „Lisa Marie“ hat Besprechungszimmer, Schlafzimmer, Wohnzimmer mit Dolby-Sonstwas-Spur-Schnickschnack Soundsystem und zwei Bäder mit massiv goldenen Waschbecken und Wasserhähnen. Wie schon gesagt, er hatte Geld und offensichtlich hat er es auch gerne mal ausgegeben. Aber spätestens nach den Flugzeugen habe ich echt bezweifelt ob er überhaupt wusste wieviel Schotter er hatte. Einfach mal ein Flugzeug kaufen. Und nen Elefanten, der im Keller das Geld platt treten muss.

So. Jetzt rückte es auch auf 13 Uhr zu und ich habe mich mal in die Warteschlange für den Shuttlebus begeben. So richtig performant wars jetzt hier nicht. Ich musste noch ein wenig stehen. Doch dann ging die aufregende Reise auf die andere Straßenseite endlich los.

  

  

Ausgestiegen vor dem Wohnhaus habe ich zu allererst gedacht : Och das ist aber klein. Schönes schnuckelig kleines Häuschen, keine riesige Supervilla. Fand ich jetzt auch wieder sehr sympathisch. Drinnen kann man die Räume der unteren Etage besichtigen. Diese wurden so gelassen wie sie damals in den 70er Jahren waren. Und typisch 70er war die Einrichtung teilweise echt zum Schreien ! Ein Fernsehzimmer mit gelbem Leder an den Wänden (und drei Fernseher um ALLE DREI Kanäle gucken zu können). Ein Billardzimmer mit komisch gerafften Tüchern an den Wänden und Decken. Und dann der Dschungle-Room. Das Wohnzimmer mit schreienden Plüsch-Fell-Holz-Kitschmöbeln und dem gleichen Teppichboden an der Decke (!) wie auf dem Boden.

Ist schon fast wie ne Zeitreise wenn man sieht wie vor 40 Jahren gewohnt wurde.

  

Hintern Haus geht’s dann in einen Anbau, in dem alle goldenen und platinen Schallplatten die Elvis bekommen hat ausgestellt waren. Unglaublich beeindruckend. Ein langer Korridor der zu beiden Seiten dicht zugenagelt war mit Rahmen mit goldenen Schallplatten, goldenen Singles, Platinplatten und Platin-Musikkassetten (sowas gabs damals noch, nennt sich Musikkassette !).

Wow. Ich hätte nie gedacht, das der Mann zu Lebzeiten so viel gemacht hat und dafür so viele Auszeichnungen erhalten hat. Das sah so aus, als ob er ca. einmal die Woche bei ner Preisverleihung gewesen sein muss. Ich hätte hier ewig lange auf und ab gehen können und lesen für was die nächste Goldplatte verliehen wurde und wieviele Plattenverkäufe dahintersteckten.

  

Aus diesen Anbau heraus geht’s in ein anderes Gebäude. Das war Elvis‘ Sportraum. Scheinbar war das mal sowas wie ein Squash Court oder so. Die Abmessungen könnten hinhauen. Auch hier hingen vom Boden bis zur Decke alle möglichen Gold- und Platinplatten. Wenn ich das richtig gesehen habe, waren das im Gegensatz zu der Sammlung von eben alles Auszeichnungen die er noch nach seinem Tod bekommen hat. Gold- und Platinplatten für all die vielen Best Of Platten die regelmäßig noch erscheinen. Und das war jetzt auch nicht eben wenig.

  

  

Letzte Station sind dann jetzt die Gräber. Schön grün angelegt, im Ruhegarten mit Säulengang und Engel der auf alles hinabsieht. 4 Grabplatten. Eltern, Oma und Elvis himself. Als Beschreibung würde mir jetzt „würdevoll“ am ehesten einfallen. Gefolgt eventuell von einem „traurig“.

Nachdem man sich hier losgerissen hat geht’s dann wieder per Bus zurück auf die andere Straßenseite. Ich habe mich dann mal in die Ecke gesetzt, die Füße hochgelegt und auf meinen Shuttlebus nah Hause gewartet und Resümee gezogen. Schnelles Fazit : Mir hats wirklich gefallen hier. Trotz des hohen Preises und der Massen von Leuten würde ich mich zu der Aussage hinreißen lassen : Das muss man gesehen haben. Hier muss man mal gewesen sein. Natürlich hörts sich schwülstig an wenn man sagt "Das muss man einmal im Leben gesehen haben" aber irgendwie steckt da nach dem was ich heute alles gesehen habe schon ein bisschen Wahrheit drin.

  

Das Shuttle kam pünktlich und hat mich zu den Sun Studios abtransportiert. Dort angekommen war mein erster Eindruck auch wieder : Hui. Das ist aber klein. Die sagenumwobenen Sun Studios ist ein recht kleiner 2 Stockwerke hoher Ziegelsteinbau. Irgendwie dreieckig. Vorne zur Straße genauso breit wie die Eingangstür, geht das Gebäude nach hinten in die Breite. Unten isses eigentlich so, das man zur Türe reingeht, im ehemaligen Büro der Haussekretärin aufm Schreibtisch steht und zwei Meter daneben der einzige (und recht kleine) Aufnahmeraum ist.

Es gibt ne geführte Tour. Während dieser Tour erfährt man alles über die bewegte Geschichte der Studios, die ersten Besitzer und Betreiber die noch höchstselbst die Dämm-Kacheln unter die Decke geklebt haben (so siehts auch heute aus) und die Momente als Elvis, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash hier ihre Platten aufgenommen haben.

  

  

Also ich fands ok. Haut einen nicht vom Stuhl aber wer auf (Musik)Geschichte und Anekdoten aus guten alten Zeiten steht der wird unterhalten. Und natürlich ist auch genug für die U2 Fans unter uns zu sehen. U2 haben schließlich damals ihre Rattle And Hum Platte hier aufgenommen. Etliche Fotos an den Wänden, Silberne Schallplatten und irgendein Soundboard wo Edge irgendwas abgemischt hat zeugen davon, das die Herren aus Irland einmal genau dort zugegen waren wo ich jetzt auch gerade stand. Coooool.

  

Eigentlich hätte ich mir noch gerne ein TShirt hier gekauft aber das Shuttle zurück zum RockSould Museum stand plötzlich vor der Türe und ich wollte nicht ne Stunde aufs nächste warten. Am späten Nachmittag stand ich jetzt wieder bei der Beal Street. Ich hatte für heute kein Programm mehr. Also bin ich erst mal ins Hotel zurück. Da habe ich nochmal schnell die Abend-Entenparade mitgenommen und noch ne Stunde oder so die Beine hochgelegt.

Anschließend gings nochmal zum Rendezvous auf die andere Straßenseite in die schäbige Gasse. Wieder sofort nen Platz an der Bar bekommen und wieder ein echt gutes Rippchen mit scharfer Soße verputzt. Das musste zum Abschluss in Memphis nochmal sein.

  

  

Den restlichen Abend habe ich dann wieder in der Beale Street beim einen oder anderen Drink und der einen und anderen Liveband ausklingen lassen. Gegen 10 Uhr habe ich aber die Sache beendet, weil morgen zu nachtschlafender Zeit mein Zug nach New Orleans losgeht. 5 Uhr aufstehen, bah pfui.

 

 Stadt, Gibson Gitarren        


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