Dienstag, 01.07.2014 - Memphis ? Fahre Memphis !
 

Preisfrage. Wer kennt von SWR3 noch die Comedy mit Taxifahrer Ützwurst der immer nach Memphis fahren will ? Genau diese Comedy fiel mir am Morgen meiner Anreise nach Memphis wieder ein. Memphis ? Fahre Memphis !

Nun. Zuerst aber die Anreise. Da ich jetzt mittlerweile wusste das nur zwei Blocks weiter vom Hotel auch ne Bahnstation war, habe ich heute diese Bahn genommen. Der Zug fährt von hier in die Nähe vom Airport. Beim Ausstieg sieht man schon die Busse die zum Flughafen fahren und die Terminals abklappern. Also das war ja jetzt 100 mal stressfreier als die andere Route die ich bei der Hinfahrt genommen hatte.

Im Flughafen das Automatencheckin (25$ für meine Tasche musste ich noch löhnen) war auch easy. Auch hier (wie auch im Rest des noch folgenden Urlaubes) war kein menschliches Wesen mehr an einem Schalter. Nur noch Automaten. Lediglich am Schalter wo man das Gepäck abgegeben hat war noch jemand, der kontrolliert hat das auch ein Herr Steinke hier Gepäck für einen Herrn Steinke auf die Reise geschickt hat.

Von Boston aus gibts keine direkten Verbindungen nach Memphis (zumindest keine bezahlbaren) so das ich erst mal einen Stopp in Charlotte einlegen würde. Von dort gehts dann weiter nach Memphis. Kleine Anekdote am Rande. Der Flughafen in Memphis heißt zwar "International Airport", dort landen aber keine internationalen Flüge. Die letzte noch verbliebene Verbindung aus Mexiko glaube ich wurde auch eingestellt. Dementsprechend ist eine spontane Anreise aus dem Ausland direkt nach Memphis nicht wirklich möglich.

Der Flug nach Charlotte ging pünktlich weg und dann hieß es noch ein wenig warten. Ich hatte als Angstbucher mal wieder die Umsteigezeit großzügig bemessen, so das ich in Charlotte noch zwei Stündchen totzuschlagen hatte. Dank WLAN und Ipad ging das aber. Charlotte scheint ein Drehkreuz für Miniflüge in die kleinsten Örtchen der USA zu sein. Als ich mal das Terminal auf und ab marschiert bin habe ich Ortsnamen an den Gates gelesen, die ich im Leben noch nie gehört hatte. Ich habe teilweise erst mal bei Google Maps nachgeschaut, wo diese Käffer überhaupt sind.

Als die Abflugzeit nach Memphis näher rückte passierte erst mal nix an meinem Gate. Später tauchten ein paar Gestalten auf, die irgendwas von "maintainance" faselten. Übersetzung : Verspätung. Bei dieser Gelegenheit habe ich gesehen das da vor mir ein Mädel mit deutschem Reisepass in der Hand recht verloren rumstand. Sie war heute früher aus Deutschland angekommen und jetzt auch auf dem Weiterflug nach Memphis.

Sie hieß Charlotte. Wenn das mal kein Zufall ist. Ich meinte noch zu ihr, das die Tatsache das Charlotte heute in Charlotte gelandet ist bestimmt ein paar nette Kommentare von den Einreisebeamten gegeben hätte.

Letztendlich ging der Flieger dann doch noch nicht total verspätet los. Kleine Maschine mit 2x2 Sitzkonfig. Flug ca. 2 Stunden. Bei Ankunft wieder Uhr umstellen. 1 Stunde gespart.

Charlotte wurde hier von ihrem Freund abgeholt. Eigentlich Schade :-) An dieser Stelle : Herzliche Grüße an Charlotte aus Trier. Hoffentlich hattest du ein paar schöne Tage.

Ich bin mit meinem Gepäck dann den Schildern mit Bussymbol gefolgt. Nur um dann später bei Bullenhitze in einem großen Bus-Taxi-Auto - Terminal zu stehen und weit und breit gähnende Leere vorzufinden. Hier war kein Mensch zu sehen. Und vor allem kein Bus. Leicht daran zweifelnd hier nochmal wegzukommen habe ich dann irgendwo an einem Taxistand jemanden gesehen. Die Tante habe ich mal nach dem Bus gefragt. "the Mädä bus ?" bekam ich als Rückfrage zu hören. Ja, der würde wohl da drüben an Bay xyz halten. Nun gut. Ganz falsch war ich nicht. Nach weiteren 15 Minuten in der Hitze sah ich dann doch echt einen richtigen Bus um die Ecke biegen.

Im Bus musste ich der dicken Frau am Steuer erst mal haarklein darlegen wo ich den hinwolle. Die Angabe Memphis Downtown reicht ihr aus irgendeinem Grund nicht. Erst nach Nennung einer Kreuzung (ich hatte zum Glück ungefähr im Kopf wo das Hotel war) gab sie sich zufrieden. Meine Frage, ob ich denn jetzt nicht noch ein Ticket kaufen müsse wurde dann negativ beschieden. Hm. Warum brauch ich kein Ticket ? Ist der Bus vom Flughafen aus umsonst ? Ein wenig komisch war das schon, das jeder andere der an den folgenden Haltestellen einstieg brav ein Ticket kaufte oder vorzeigte.

Na egal. Der an jeder Kaffeekanne haltende Bus bescherte mir eine unfreiwillige Rundfahrt durch die Randgebiete der Innenstadt. Ehrlicherweise muss ich ja zugeben, das da jetzt nichts bei war was mich besonders aufmerksam gemacht hätte. Teilweise wars doch recht schäbbich.

In der Stadt dann angekommen bin ich sogar richtig ausgestiegen, so das der Weg zum Hotel nur noch zwei Blocks weit war. Trotzdem kam ich dann etwas abgekämpft im Hotel an. Ich hatte für Memphis per Priceline das Peabody Hotel bekommen. Schönes altes Hotel mit Geschichte und genug Sternen für einen guten Aufenthalt.

  

Nachdem ich mich im Zimmer ausgebreitet hatte (schönes Zimmer aber verdammt kleines Bad) wars jetzt schon um die 5 Uhr. Huh. Eigentlich hatte ich heute noch nix gemacht als an Flughäfen zu sitzen und auf Flieger zu warten. Und trotzdem war der Tag schon fast rum. Trotzdem es so spät war, wars aber noch deutlich zu früh den Tag zu beenden. Außerdem hatte ich jetzt Hunger. Da sich der gewissenhafte Reisende ja vorbereitet, hatte ich schon ein paar interessante Essensgelegenheiten im Vorfeld ergoogled. Unter anderem war im Reiseführer zu diesem Thema das „Rendezvous“ gelistet als „Must“ der BBQ Restaurants.

Wie der Teufel es wollte, war dieses Etablissement unmittelbar auf der anderen Straßenseite vom Hotel in einer kleinen Gasse beheimatet.

Ich also hin. Und wieder mal kann ich nur die Aussage treffen, das ich hier garantiert ohne guten Grund niemals hinmarschiert wäre. Hinterhof. Abluftanlagen und Müllcontainer. Rauchpause einlegende (Küchen-)Angestellte von sonstwo her.

Und genau vor dem einen Schild was da rumhängt knubbeln sich die Leute. Anscheinend war der Laden echt ne Attraktion, da sich etliche der Leutchen hier draußen noch extra mit der Eingangstüre zusammen fotografieren ließen. Nun, meine Abenteuerlust war geweckt und ich bin rein. Man muss nach unten in den Keller steigen und steht recht unvermittelt vor einem recht proppevollen Gastraum.

Ich konnte für mich alleine direkt an der Bar platznehmen. Als „Speisekarte“ dient ein einlaminiertes Papier. Im Prinzip gibt’s nur Pork. Wenn man nicht Rippchen will, ginge noch ein oder zwei andere Varianten von Pork (pulled pork und sowas). Die Rippchen kommen rasch und vor allem ohne Besteck. Also mit der Lizenz zum Sauerei machen. Am Ende muss ich sagen, das das Full Rack Rips echt gut war. Sogar die „hot“ Soße dabei war ganz OK. Nur irgendwie isses nicht unbedingt magenfüllend. Zudem die Rippe ohne Beilagen daher kommt. Also Fazit : Es ist gut und es schmeckt, ist aber recht teuer.

Wieder am Tageslicht angekommen bin ich zur Beale Street gegangen. Vom Hotel aus war das jetzt 3 oder 4 Blocks einfach die Straße gerade runter. Die Beale Street ist hier die Kneipenstraße und teilweise auch open air Veranstaltungsstraße mit unzähligen Musikkneipen und sonstigen Klimbimläden. Beale Street Zentrum sind im wesentlichen zwei Straßenblöcke. Hier konzentriert sich das meiste. Diese beiden Blöcke sind auch mit Straßensperren abgeriegelt und es steht immer genug Polizei hier herum. In diesem „regulierten“ Bereich gibt es auch Ausschank draußen. Man kann sein Bier ungetarnt draußen trinken.

  

  

Ich bin erst mal noch bei Resttageslicht hoch und runter und habe mal alles begutachtet. Da wo laut meiner Karte das Hard Rock Cafe sein sollte, war nur ein Haus mit schwarz verklebten Fenstern. Der Hardrock Cafe habe ich später am anderen Ende der Straße unweit von der B.B. King Bar gefunden. Die waren erst diese Woche umgezogen und hatten auch noch garnicht richtig geöffnet. Offizielle Neueröffnung sollte am 3. Juli sein.

Meine erste Anlaufstelle für Musik war das Jerry Lee Lewis Cafe. Dort spielte ein Elvis. Also auch wenn er außer den Koteletten keine weitere Ähnlichkeit hatte, hat er seine Sache doch recht gut gemacht. Der Laden war gut gefüllt und das Publikum ging gut mit. Ich hab mich an die Bar gesetzt und ein Bier bestellt. Ein Pabst, hier allgemein PBR genannt. Das sollte mich unglaubliche 2 Dollar kosten. Zuerst wusste ich garnicht was die Tante von mir wollte. 2 Bucks. Ich dachte ich sollte ne Anzahlung leisten oder so. Aber nein. Mit den zwei Dollar war das ganze Bier bezahlt. Man kann es sich schon ausrechnen. Hier bin ich geblieben. Mister Elvis zuhören und Bierchen für kleines Geld schlürfen. So gefällt mir Memphis.

  

Als dann der Elvis gegen 9 Uhr zu seiner großen Pause ging habe ich mich dann doch hier verabschiedet. Weiter hoch die Straße bin ich auf beiden Seiten noch in ein paar Kneipen gewesen. Meist zwar recht schnell wieder raus, nur bei einem Laden bin ich noch wieder länger hängen geblieben, hier wurde auch eine wirklich gute handgezupfte Musik hergestellt.

Hier könnte es mir gefallen. Viele Läden mit guter handgemachter Musik. Stimmung überall sehr entspannt bis ausgelassen. Es wurde nett gefeiert ohne das es eskalierte oder irgendwelche Alk-Leichen herumlagen. Es war einfach klasse hier.

Noch später am Abend merkte ich dann das ich zum einen hundemüde war und das ich zum anderen jetzt mittlerweile echt einen im Tee hatte. Da konnte auch der Burger den ich noch kurz vor Mitternacht verschnabuliert habe (ich hab ja gesagt, so groß war die Portion Rippchen nicht) nix ändern. Ich habe mich von der Band losgerissen und mich zurück zum Hotel begeben. Reicht für heut.

  

 

 Boston, Sam Adams und Red Sox        


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