21.02.2007 - Entlang des Forgotten World Highway

Wir haben wieder gut und spät gefrühstückt. Heute wollten wir mal wieder das Auto ein wenig nutzen. Gestern waren wir so viel zu Fuß marschiert, so das wir uns heute eine Autofahrt redlich verdient hatten.

In der Nähe gibt es eine Straße durch das Hinterland, welche sich Forgotten World Highway nennt. Das Ding heißt Forgotten World weil es dort stellenweise so einsam ist, das man wirklich an einen vergessenen Teil des Landes denken kann. Diesen Highway wollten wir fahren und später Richtung Küste noch den Mount Egmont besuchen, welcher ebenfalls ein Vulkan ist. Eventuell kann man da ja noch schön rumgehen oder so.

Mit diesen Vorsätzen gings los. Von National Park nach Taumarunui war nicht sonderlich aufregend. In Taumarunui ist der Forgotten World Highway schon ausgeschildert. Manchmal wird er auch noch Lost World Highway genannt. Es hat früher auch mal so geheißen, aber da gabs wohl ne Namenskollision mit irgendwas anderem und so wurde daraus der Forgotten World Highway.

   

Der erste Teil der Strecke geht durch wirklich ziemlich einsames Farmland. Links und rechts schöne grüne Hügel und eine kleine kurvige Straße die sich da durchschlängelt. Irgendwann ist dann der Weg nicht mehr geteert. Dann wird dieser "Highway" zur Gravel Road für ca. 20 Kilometer oder so. Dabei haben wir unser weißes Autochen auch nochmal schön eingesaut. Auf dem ganzen Weg über haben wir vielleicht mal ein Auto gesehen.

Auf der Karte sind hin und wieder auch immer mal wieder Orte eingezeichnet, die dort an der Straße liegen sollen. Wir haben aber nie was gesehen. Eventuell waren das auch nur einzelne Häuser, die zurückgesetzt dort irgendwo liegen.

Nach einer ganzen Zeit kommt man durch den Ort Wangamomona. Schon weit vor dem Ort kündigen Schilder die Republik Wangamomona an. "Ziehen sie hierhin und vergrößern sie unsere Bevölkerung", "Willkommen in Wangamomona, Sie verlassen jetzt Neuseeland". Was hatte es damit auf sich? Die Geschichte ist recht einfach. Irgendwann wurden in dem Landstrich dort mal die Grenzen für die einzelnen Landkreise verschoben und neu festgesetzt. Bei diesem Vorhaben ist der kleine Ort Wangamomona irgendwie aus dem Raster gefallen und lag jetzt nicht mehr innerhalb der Grenzen des Landkreises. Das haben die Bewohner zum Anlass genommen um sich von Neuseeland "loszusagen" und eine unabhängige Republik zu gründen. Komplett mit Gründungstag, Unabhängigkeitstag und Präsidentenwahl. Präsident für die ersten paar Jahre war übrigens Billy, die Ziege !

   

Diese Wangamomona-er sind so sehr auf dem Trip, das die eigene Pässe rausgeben und verkaufen und Stempel verteilen. Ich habe mir einen Pass gekauft und bin somit Bürger dieser Republik. Stephan hat sich so nen Stempel in den Reisepass machen lassen. Zumindest erreichen die Leutchen etwas damit. Sie haben die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt. Und nur so ist es zu erklären, das zum Wangamomona Unabhängigkeitstag jedes Jahr tausende von Besuchern kommen um an Sachen wie Gummistiefelweitwurf oder Kuhfladenlotto teilzunehmen. Dies bestätigt meine Meinung : Man muss nur irgendwas Ausgefallenes auf die Beine stellen und dann kommen die Leute auch die weiteste Strecke angefahren um das zu sehen.

Wenn man aus dem Ort rausfährt steht dann auch prompt das Schild : Sie verlassen jetzt die Republik, Willkommen zurück in Neuseeland. Also es hatte schon etwas sehr Lustiges an sich, ohne Frage.

Im örtlichen Wangamomona-Pub, übrigens ein sehr altes und traditionsreiches Etablissement, haben wir noch nen Kaffee getrunken und uns die "Ausstellung" über die letzten Präsidentenwahlen angesehen.

   

Von hier aus sind wir weiter über Stratford zum Mount Egmont gefahren. Leider konnten wir schon früh sehen, das unser Plan einer kleinen Wanderung ins Wasser fallen würde. Dort wo der Berg hätte sein sollen, war nur eine riesige Nebelwolke zu sehen. Als wir da waren sind wir noch den Berg hochgefahren um dann am Parkplatz festzustellen, das wir mitten in den Wolken standen und um uns herum gerade mal einen Meter sehen konnten. Schade. Wir sind garnicht erst ausgestiegen, sondern direkt wieder umgedreht und von diesem Nebelloch weg zur Küste gefahren.

Irgendwo bei Oaonui sind wir auf den Küstenhighway 43 gestoßen, der uns die Küste runter nach Süden an etlichen Ortschaften und grünen Weiden und Farmland nach Wanganui gebracht hat. Auf dem Weg war noch irgendwo das Milchzentrum von Neuseeland mit der größten Molkerei und Produktion von allerlei Milchartikeln.

In Wanganui haben wir noch gestoppt und uns die Fußgängerzone, das große Kriegerdenkmal und das Stadion, welches alles einen kleinen Fußweg voneinander entfernt liegt, angeschaut. Es war schon nach 18 Uhr, so hatten alle Geschäfte zu. Zum einen gabs jetzt genug Parkplätze zum anderen aber nix weiter zu sehen. Deshalb schnell weiter.

   

Als wir über die Brücke über den Fluss kamen, haben wir bemerkt das wir zwei Tage vorher bei der Anreise zum Tongariro genau hier hergekommen sind. Also war der Rest der Strecke jetzt bekannt und wurde eher als "Pflichtprogramm" abgespult. Gegen Ende wurde es recht nervig zu fahren, da wir nun schon etliche hundert Kilometer hinter uns hatten. Als wir im B&B am Abend dann endlich angekommen waren, waren wir froh, endlich zurück zu sein. Ich war zwar nicht gefahren heute, aber trotzdem auch irgendwie groggy. Wer mal auf die Karte schaut, der wird sehen, welche riesige Fahrstrecke wir heute zurückgelegt haben.

Am Abend war denn auch für nix anderes mehr Motivation aufzutreiben als im Ort wieder ne Pizza und etwas Bier zu holen und den Abend am Fernseher zu verbringen. Heute kam Boston Legal im Fernsehen.

 

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   22.02.2007 - Whakapapa und Roturua