14.03.2016 - Blaue Stadt mit Fort
 

Frühstück bestand heute aus ein wenig Toast und dazu nem Kaffee. Irgendwie war heute im „Dachrestaurant“ offenbar nur der jüngste Ableger der Geetha-Mahal-Betreiber im Dienst (ich schätze mal 12 oder sowas) der mich zum einen nicht wirklich verstand und wohl nur in der Lage war Kaffee und Toast zu machen. Ansonsten war er hauptsächlich damit beschäftigt die Treppe zu kehren.

Mit Anil hatte ich mich beim Uhrenturm verabredet. Den Weg kannte ich jetzt schon sehr gut. Nach 10 Minuten war ich da, wobei ich wohl am längsten gebraucht habe, mich über die große Kreuzung zu trauen.

Im Bereich des Basars war (noch) nix los. Die Straßen waren auch alle einigermaßen gut aufgeräumt. Ich hätte jetzt echt nicht gedacht, das die Leutchen hier jeden Abend ihren Kram zusammenpacken und die Stände abbauen bei all den Unmengen Klimbim der gestern Abend hier rumlag. Zumindest jetzt so kurz nach 9 war auch noch keine große Wiederaufbautätigkeit zu erkennen. Der Basar geht scheinbar erst später los.

Für Jodhpur standen heute erst einmal zwei Sightseeing-Sachen auf dem Programm. Zum einen die große Festung und dann noch ein etwas kleinerer Palast.

 

Zu dem kleineren Ding sind wir zuerst hin. War eine recht umständliche Schaukelei durch ziemlich abenteuerliche Ecken, bis wir zum Aufstieg auf den Berg kamen. Unser Ziel, Jaswant Thada, ist in Sichtweite der Festung ebenfalls auf einem Hügel und ist garkein Palast sondern ein Denkmal oder Ehrenmal, welches irgendwann mal ein Maharaja für seinen Maharaja-Vater gebaut hat. Das Teil ist komplett aus Marmor gebaut und ist wirklich sehenswert.

Ob man auch reinkann weiß ich garnicht. Ich glaube aber nicht. Beim Ticketkauf muss man das obligatorische Photopermit auch kaufen. Jetzt mal echt eine Frage. Gibt es wirklich Leute die ohne Fotoapparat dahinkommen ? Warum schlägt man nicht einfach den Preis für den Eintritt etwas auf anstatt diese lächerliche Zusatzgebühr nochmal extra zu kassieren. Naja. Egal.

Letztlich bin ich dann doch recht schnell wieder gegangen, weil kurz nach uns ein paar Busse neben uns einparkten und wieder viele Franzosen ausgespuckt haben. Wurde mir dann zu schnell zu voll hier.

Als nächstes gings dann zum großen Fort, dem Mehrangarh Fort. Dieses Fort ist wohl „eines der“ größten Festungen dieser Art in Indien. Wobei mir jetzt der Maßstab bei „eines der“ etwas fehlt. Zumindest kann man sehen das es ziemlich riesig und klotzig ist. Vom Jaswant Thada wo wir gerade herkamen hat man einen schönen Blick auf den fetten Steinblock auf dem Nachbarberg.

 

Mit Anil wurde das übliche vereinbart. Ich parke hier, nimm dir soviel Zeit wie du brauchst, ich warte hier. Danke, bis später.

Nach Kauf des Tickets steht man erst mal „unten“ in einer Art großem Vorhof. Um jetzt in das eigentliche Fort und den Palasträumen zu kommen, muss man immer Bergauf und immer über Spitzkehren durch eine Kaskade von 7 Eingangstoren marschieren. Für die Lauffaulen gibt’s aber auch einen Aufzug (kostet natürlich extra).

In der Festung drin gibt’s dann den „normalen“ Rundweg durch die Räume der Maharadschas sowie zur Auflockerung ein paar Ausstellungen. Es gibt eine Ausstellung mit alten Sänften, mit alten Elefanten-Hochsitzen und mit Waffen. Es gab noch Gemälde und noch irgendwas aus den Schatzkammern, das habe ich aber nicht genau angeschaut. Sah irgendwie uninteressant aus. Die Sänften waren cool. Wenn man sich mal vorstellt das da wirklich bis teilweise 10 Männer den Maharaja durch die Gegend geschleppt haben. Andere Zeiten, andere Fortbewegungsmittel.

Alles in Allem war ich glaube ich so ungefähr 2 Stunden da im Fort unterwegs. Lohnt sich. Später bin ich draußen noch ein wenig rumgewandert. Leider kommt man nicht direkt an die Mauern mit den Zinnen und Türmchen dran. War alles abgesperrt. Den Fußweg runter in die Stadt habe ich aber gefunden.

 

 

Jetzt war später Mittag und Anil hat mich jetzt mehr oder weniger ungefragt zu einem Restaurant gefahren. Offenbar war das sowas wie ein Standardstopp in Jodhpur. Ich habe jetzt auch schon gelesen, das zu diesem Restaurant „On The Rocks“ wohl die meisten Touristen von ihren Fahrern hingefahren werden. Zufälligerweise passte es ganz gut, da ich gestern außer der kleinen Aufbackpizza nichts mehr gegessen hatte. Daher habe ich nicht protestiert.

Ein wenig zu früh waren wir. Ich konnte von meinem Tisch noch zusehen, wie alle Angestellten (übrigens aus einem unerfindlichen Grund alle in irgendwelchen Fantasie-Militäruniformen) vom großen Supervisor noch auf den Tag eingeschworen wurden. Bei jedem Satz vom Scheffe ging ein ruckartiges Kopfnicken durch die Reihen. Ja Meister !

Dieses „On The Rocks“ ist Teil eines etwas größeren Komplexes mit ner Handvoll Läden und noch nem Hotel. Ob das Restaurant zum Hotel gehört oder beides nur zufällig nebeneinander liegt, konnte ich nicht herausfinden.

Das Essen war sehr gut. Nach Vorspeise und irgendein Chicken Tikka als Main war ich denn auch pappsatt. Es hat sehr gut geschmeckt. Allerdings wars auch ein wenig teurer wie jetzt in den letzten Tagen. Aber irgendwie müssen ja die Uniformen bezahlt werden. Allerdings war der Service doch indientypisch langsam. Vom Verlangen der Rechnung bis wo mal jemand mit nem Block in der Hand erschienen ist, hats dann schon so ne halbe Stunde gedauert. Auch mein leeres Glas wurde von allen vorbeischlurfenden Uniformträgern geflissentlich ignoriert.

Dieses Restaurant liegt übrigens ganz nahe neben dem Superluxushotel „Umain Bhawan Palace“ bei dem ich über Booking locker ne Suite für mehrere tausend Euro (pro Nacht natürlich) hätte kriegen können. Laut Lonely Planet legt man keinen Wert auf einen Besuch von Nicht-Gästen nur zum gucken, weshalb ich Anil garnicht drauf angesprochen habe.

Kleine Abschweifung am Rande. Als ich nach Hotels in Jodhpur gesucht habe, wurde mir der Umain Bhawan Palace auch von Booking angeboten. Preise für "Zimmer" 1.000 Euro aufwärts und kleine Suite 3.000 Euro aufwärts. Und bei diesen Schnäppchenpreisen wurde natürlich dauernd penetrant eingeblendet "Schnell buchen, dieses Hotel wird demnächst ausgebucht sein. Letztes Zimmer auf unserer Seite. Schnell, die letzte Buchung erfolgt vor 5 Minuten aus ...".

 

 

Nun ging es wieder auf verschlungenen Wegen zurück zum Uhrenturm. Oben von der Festung aus hatte ich in einem Teil der Stadt gesehen, das es da tatsächlich recht blau zuging. Will damit sagen, so wie Jaipur die Pink City ist, so ist Jodhpur die blaue Stadt. Es gibt aber nur noch kleine Bereiche wo man dies gut erkennen kann. Anil hat mir noch kurz den Weg beschrieben zu einem Bereich mit vielen blauen Häusern und dann habe ich mal das Essen von eben abtrainiert.

Sehr weit bin ich allerdings nicht unbedingt gekommen. Die normale Geschwindigkeit durch den Megabetrieb mit Menschen, Mopeds und Tuktuks ist erschreckend langsam. Als es mir auf der Main Road zu bunt wurde bin ich rechts in Richtung Festungsberg abgebogen und da einfach mal kreuz und quer durch die hier nun weniger vollen Gassen marschiert. Ich habe auch tatsächlich ein kleines Viertel gefunden mit viel Blau. Gleichzeitig bin ich dabei auf den Fußweg hoch zum Fort geraten.

Irgendwann habe ich mich mal umgeschaut und dabei festgestellt, dass ich schon recht nahe unterhalb der Festung befand. Da bin ich rumgedreht und habe die erste Möglichkeit gesucht, wieder bergab abzubiegen.

An einer Stelle zeigten dann zwei Straßenköter Interesse an mir. Bisher hatte ich die allgegenwärtigen Hunde eher als schläfrig und passiv in der Sonne liegend erlebt. Hier die beiden Höllenhunde machten sich einen Spaß daraus die Zähne zu fletschen, zu knurren und mich anzulaufen. Hui. Da ist mir aber mal kurz des Herz in die Hose gefallen. Sie haben dann aber kurz vor mir rumgedreht und mich verschont. Puh !

Drei Ecken weiter bin ich dann falsch abgebogen. Der Weg durch die Häuser war nur noch schulterbreit und plötzlich stand ich auf ner Müllkippe und wurde von drei Kühen angeglotzt. War ein wirklich herrliches Bild welches ich leider nicht in echt fotografiert habe.

 

 

Mittlerweile war ich auch genug gelaufen und ich habe mich erst einmal zum Hotel zurück begeben. Als ich in die düstere untere Etage reinkam war der erste Satz den ich zu hören bekam: Es gibt keinen Strom. Toll. Da wollte ich mich im Zimmer gerade ein wenig runterkühlen, dann gibt’s keinen Saft. Ich hab noch ein paar Worte mit dem Typen an der Rezeption gewechselt. Offenbar war er hier der Chef. Bin dann aber wieder raus und habe mir um die Ecke erst mal was zu trinken gekauft. Das war jetzt auch nicht mehr sonderlich kalt, deren Kühlschrank hatte ja auch keinen Strom.

Ich bin jetzt mal in eine ganz andere Richtung gegangen und habe den Basar links (in diesem Fall im Wirklichkeit rechts) liegen lassen. Trotzdem stand ich nach kurzer Zeit wieder nahe vom Uhrenturm auf der Kreuzung. Von hier bin ich dann wieder quer durchs Viertel. Das Pal Haveli Hotel habe ich gesehen. Scheint das erste Haus am Platze zu sein. Ich glaube das hatte ich ursprünglich bei Booking auch in der ersten Wahl. Gegenüber ist ein großes Wasserbasin. Ich hoffe mal das das nicht der Wasserversorgung der Stadt dient. Sah recht verdreckt aus.

Irgendwie in einer der Straßen saßen etliche Schuster auf dem Bürgersteig. Hier wurde emsig gearbeitet. Die Kunden saßen auf kleinen Schemelchen daneben und konnten die Arbeite live verfolgen. Schatz ich geh mal eben zum Schuster und lass meine Sandale flicken. Ja is gut, bis gleich.

Ein paar Ecken weiter war Riesenlärm. Indische Love Parade ? Bum bum bum hyper hyper ? Nein. Ein Laden der Lautsprecherboxen (mannshohe amtliche Teile !) herstellte machte gerade scheinbar eine Produktdemo und hat damit den ganzen Stadtteil beschallt. Könnte mir vorstellen das es sogar ein paar Verrückte gibt die sich sowas in ihr Tuktuk einbauen :)

Irgendwann hatte ich aber echt keine Lust mehr rumzurennen und bin daher zum Hotel zurück. Strom war wieder da und ich konnte nun endlich wieder normale Körpertemperatur herstellen. Als ich ausreichend abgekühlt war bin ich wieder rauf aufs Dach.

Als Verpflegung habe ich mich heute an das Knoblauchbrot gehalten. Das war ganz gut. Und das Kingfisher war auch gut kalt. So bin ich unterhalb der schön beleuchteten Festung noch länger sitzen geblieben.

 

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