19.07.2005 - Mailand Sightseeing
 

Am Morgen habe ich mich zuerst in Richtung Dom begeben. Da laut Reiseführer eh alles Interessante irgendwie in Domnähe war, erschien mir dies sinnvoll zu sein. Von meinem Hotel aus waren es ca. 20 Minuten gemütlicher Gang die Hauptstraße hoch. Dann sah man schon den Dom vor sich aufragen. Auf dem Weg habe ich direkt mal ein wenig italienischen Großstadtflair aufgesaugt. Im wesentlichen besteht dieser aus Verkehr, Verkehr und noch ein wenig Verkehr, laut hupenden Autos, laut schimpfenden Autofahrern, einen tollkühnen Fahrstil und überall noch ca. 3 Trilliarden Roller- und Mopedfahrer dazwischen.

Im Reiseführer hatte ich gelesen, das man Fahrscheine für Trambahn, Busse und UBahn in jedem Zeitungskiosk kaufen könne. Habe das direkt ausprobiert und im zweiten Anlauf mein Tagesticket bekommen ( hatte dafür auch extra die Vokabel „biglietto giornaliero“ brav auswendig gelernt. 3 Euro für ne Tageskarte wo man alles mit fahren kann finde ich wirklich fair.

   

Für den Rest des Weges habe ich mir dann auch direkt eine der uralten und ratternden und klappernden Trambahnen geschnappt. Die Dinger sind echt klasse. Sofort habe ich die Tram zu meinem Lieblingsfortbewegungsmitel in Mailand erklärt. Wenn man ne ganz alte Bahn erwischt hatte, dann hatte man noch richtiges Nachkriegsambiente. Holzmöbel. Lampen mit schön geschnörkelten Glas-Lampenschirmen. Einfach süß.

Am Dom bin ich erst einmal ganz rumgelaufen. Das Teil sieht wirklich sehr imposant aus. Sehr viel mehr und aufwändiger verziehrt und ausgestaltet wie z.B der Kölner Dom. Dafür war der große Domplatz ziemlich leblos. Ein riesiges gepflastertes Etwas. In den Dom rein konnte ich leider nicht. Keine kurzen Hosen erlaubt. Da gabs sogar 2 wichtig aussehende Polizisten, die da mit Argusaugen drauf geachtet haben.

Aber so schlimm war's auch wieder nicht. Zum Ausgleich bin ich dem Dom aufs Dach gestiegen. Da kann man nämlich rauf. Von oben sieht das alles noch ein wenig imposanter aus. Man ist ganz nah an den ganzen Figuren, Verzierungen und Wasserspeiern dran. Dort oben vom Domdach hat man auch eine feine Sicht über die Stadt. Habe hier erst mal ausgiebig Pause gemacht und Leute beobachtet. War teilweise recht lustig.

   

Direkt neben dem Dom ist eine ziemlich feudale Einkaufspassage. Anscheinend DIE Einkaufspassage von Mailand. Drinnen siehts schon ziemlich klasse aus. Im Vorderteil haben sich ein paar Restaurants niedergelassen ( Preise : uiiiii ! ). Dann kommen die üblichen verdächtigen Modeläden in solch einer Hochpreislage. Prada, Gucci, Louis Viton . . Bei diesen Läden bringt alleine der Schaufensterbummel schon Spaß. Grosses Schaufenster mit genau einem ausgestellten Kleid für 5.500 Euro. Großes Schaufenster mit 3 Handtaschen, das Stück nicht unter 1.000 Euro. Auf das die goldenen Kreditkarte glüht !

Auch der unvermeidliche Mc Donald's darf nicht fehlen. Allerdings meiner Meinung nach deutlich schöner eingerichtet als normal. Ein paar Geschäfte weiter gabs noch nen großen Plattenladen. Da sag noch einer, bei uns wären die CDs sauteuer. Die italienischen Pendants kosteten deutlich teurer als hier ( die neue Coldplay für z.B. 23 Euro ). Hier gabs auch nen Ticketshop. Die hatten nen Zettel von U2 draußen dran. Hab mal aus Spaß gefragt und ja, es waren tatsächlich noch Karten für den nächsten Tag verfügbar. Da habe ich direkt zugeschlagen. Nach längeren Gestikulieren, Zettel Schreiben und Gebärdensprache hatten wir so weit alles geklärt. Tickets gibt's nur für Cash, No Credit Cards, und ich werde jetzt auf eine Liste eingetragen und muss am nächsten Tag ab 11 Uhr wiederkommen und bekomme meine Karte. Na von mir aus. Dann bis morgen.

Anschließend habe ich mir die nähere Umgebung mal angesehen und bin einfach mal kreuz und quer rumgelaufen und habe mir Plätze ( davon gibt's viele in Mailand ), alter Häuser und Kirchen ( davon gibt's noch mehr ) und Geschäfte angesehen. Unglaublich viele Schuhgeschäfte gab es. Ungefähr jeder dritte Laden. Und unglaublich viele kleine Kneipen, Kaffeestuben, Eisdielen, Konditoreien ( zumindest hatten die immer Kuchen und Süßigkeiten in allen Farben im Fenster ) und sonstige Geschäfte mit Fresserei. Eines hatten alle gemeinsam : Alle waren voll. Überall saßen Leute. Da konnte der kleinste Miniladen zwei Tische auf den Bürgersteig gestellt haben und in einem Meter Entfernung tobte der Straßenverkehr. Da waren Leute am Essen und Trinken. Ich denke bei uns würde so was nicht funktionieren. Da war so viel Angebot. Bei uns wären die meisten Läden schon längst bankrott. Geht der Italiener so gerne aus zum Essen ?

In meinem Reiseführer ( immerhin Marco Polo ) waren alle Tramlinien eingezeichnet. Laut dieser Darstellung hätte ich mich den halben Tag schon in der Nähe der Linie Nr. 24 bewegen sollen. Leider habe ich diese den ganzen Tag nicht gesehen. Die 24 sollte auch die Linie zum Stadion sein fürs U2 Konzert. Irgendwann ratterte mal eine Nr. 16 an mir vorbei. Die hatte vorne das Ziel "San Siro" angeschlagen. Die habe ich direkt mal genommene um die Fahrt ins Stadion zu proben. Später musste ich noch oft herausfinden, das alle Angaben im Reiseführer bezüglich Trams total veraltet waren. Die Nummern stimmen überhaupt nicht mehr.

Am Stadion angekommen erst mal staunen. Das ist ja wirklich ein ziemlich genialer Bau. Das ist ein Stadion was schon von außen faszinierend aussieht. Ich bin dann ums Stadion rum um mir alles anzusehen. An beiden Innenraumeingängen campierten schon jetzt, einen Tag vor dem Konzert, bestimmt 100 Leute. Innen hörte man noch deutliche Baugeräusche. Da wurde wohl noch der Rest der Bühne aufgebaut. Bin noch ein wenig rumgelaufen und habe mich dann wieder mit der 16 zurück in die Stadt begeben.

   

Um auch mal die Ubahn auszuprobieren ( sehr übersichtlich, nur 3 Linien ) bin ich dann vom Dom aus zum Hauptbahnhof gefahren. Der Hauptbahnhof sieht ziemlich monumental aus. Sehr fettes Gebäude, sehr wuchtig und klotzig. Innen auch sehr sehr geräumig. OK, viel kann man hier nicht sehen, deshalb auch schnell weiter.

Nächste Station war der Monumentalfriedhof "cimitero monumentale". Man hätte von der UBahn aus auch per Tram fahren können, ich wollte mich aber zu Fuß weiter begeben. Dachte, das ist ja schnell passiert. Zum Glück hatte ich meinen guten Falk-Plan dabei, sonst hätte ich mich aber königlich verlaufen.

Am Friedhof angekommen wurde man schon von einem prunkvollen und sehr großen Eingangsbereich empfangen. Dieser Bau alleine war schon ein einziges Denkmal. Dahinter eröffnete sich eine riesige Parkanlage die vollgestellt war mit großen Mausoleen, Grabkammern, prunkvollen Gräbern und Statuen. Die großen Grabmale waren wirklich ziemlich klasse. Ich bin noch recht lange im Park umhergewandert und habe einfach nur die Monumentalbauten hier angeschaut. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, ob es hier auch so etwas wie ein Wettrüsten gegeben hatte. Haben die gedacht : Hui, dem sein Mausoleum ist aber groß, da muss meins aber mindestens noch größer und noch goldener werden ? Teilweise kam es mir wirklich so vor. Was mir später erst aufgefallen ist, hier gab es eine himmlische Ruhe. Endlich mal kein Verkehrslärm, keine hupenden Autos und schimpfende Fahrer.

   

Während einer kleinen Pause habe ich im Reiseführer einen Tip zu einen australischen Restaurant gesehen. Hörte sich sehr gut an. Also nix wie hin. Also mit der UBahn zum angegeben Stop und die Straße gesucht. Die Straße habe ich auch gefunden, nur den Australier nicht. Es gab zwar viele andere Lokale hier aber keinen Australier mit Namen "Ayers Rock". Also auch hier wieder ein dicker Patzer des Reiseführers. Da ich aber nun einmal hier war und auch Kohldampf hatte, habe ich mich bei einem Italiener hingesetzt. Dieser Laden hatte vor anderen gewonnen, da die auch englische Speisekarten hatten.

Leider bedeutete der Umstand mit dem englischen Menu nicht, das in dem Laden auch einer englisch sprach. Die Essensbestellung war dann auch entsprechend ääääh problematisch. Irgendwie hats aber doch geklappt und ich habe sogar primo und secondo vernünftig vermitteln können.
Beim Bier hatte es wohl eine kleine Sprachstörung gegeben. Ich bekam einen riesigen 1-Liter Krug hingestellt. Normal ganz toll, aber wenn man der Einzige ist in dem ganzen Laden, dann ist das schon etwas peinlich. Als "Vorspeise" hatte ich Pizzabrot bestellt. Das kam in Form und Größe einer ausgewachsenen Pizza. Hätte normal schon für ein Abendessen gereicht. Die anschließende Pizza war wagenradgroß und sehr lecker. Also mit einem ausgeprägten Sättigungsgefühl hatte ich keine Probleme mehr. Einzig der Umstand das ich nach dem Essen anstatt eines Kaffee noch ein Bier bestellt habe, hat die gute Bedienung doch ziemlich erschüttert. Man konnte es ihr ansehen. Erst beim dritten Anlauf ( cafe ? No, bierra ! cafe ? No, bierra .. ) hatte sie es geschnallt.

Anschließend wurde ich noch Zeuge eines denkwürdigen Ausparkens. Szenario : Auto ist zugeparkt. Vorne und hinten jeweils 10 cm Platz. Mann steigt ein und fängt an auszuparken. Rückwärts, Dong ! gegen das andere Auto. Vorwärts, Dong ! gegen das andere Auto. Rückwärts, Vorwärts, Rückwärts ... Dong, Dong, Dong. Irgendwann nach 5 mal rangieren vor und zurück war der gute Mann dann draußen. In der Zwischenzeit warteten für diese Miniparklücke schon andere Leute, die mit dicken Autos da einparkten. Da hätte ich gerade mit nem Fahrrad ohne Probleme einparken können. Des beste an der Sache ist ja : Das war völlig normal ! Da hat sich keiner aufgeregt ! Man denke sich das mal bei uns hier.

Mit Ubahn und Tram bin ich dann zurück zum Hotel und so gegen 0 Uhr in die Falle.

 

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