02.05.2012 - Chirurgie und Bootsfahrten
 

So. Erst mal sortieren. Für heute waren noch ein paar Punkte auf dem Schirm, die aber in eine Reihenfolge gebracht werden wollten.

Mit dem Bus wieder zur Royal Mile und dann bei der Kathedrale im St. Giles Cafe eingekehrt. Hier war durchaus Betrieb, ein Tischchen für mich war aber schnell gefunden. Kaffe war gut und die ganzen Sachen in der Karte hörten sich recht lecker an. Mein gegrilltes Chiabatta-Chicken-Irgendwas-Sandwich war es auch.

So. Was haben wir denn nun. Aha. Punkt eins macht erst um 12 Uhr auf aber schon um 4 Uhr zu. Punkt zwei auch um 4 Uhr zu, das letzte dann Ende 17 Uhr 30. OK. Das was am längsten offen war hab ich an das Ende geschoben. Punkt eins für heute : Das "Chirurgie-Museum". The Surgeon's Hall. Und dann mal direkt eine Korrektur. Es ist garnicht das Museum für Chirurgie, sondern offiziell das Museum für Pathologie.

  

Aber eigentlich wars das auch nicht, sondern eine Zusammenstellung aus diversen ganz verschiedenen Bereichen. Einmal historische Medizin (Chirurgie), Moderne Chirurgie, alte Chirurgie-Instrumente, ziemlich viele in Flüssigkeit eingelegte Körperteile und ganze Skelette und dann noch ein ganzer Bereich der sich der historischen Zahnmedizin widmete.

Also ich fands interessant. Die historische Medizin widmete sich mit Schautafeln und vielen alten Dingen den Anfängen mit den ersten antiseptischen Operationen, den Schwierigkeiten bei der Einführung von keimfreien Methoden. Da man damals noch dachte, das Infektionen durch schlechte Luft übertragen wurden (die Pest sollte auch angeblich über schlechte Luft kommen), hat man den ersten Leuten die nachgewiesen haben, das da so kleine fiese Dinger wie Bakterien am Werk sind garnicht geglaubt.

Die ganzen Körperteile waren ein wenig makaber. Der Teil der sich der Pathologie widmete, war geprägt von den Ereignissen der Mörder Burke und Hare, die Leute umgebracht haben um die Leichen an die Pathologie zu verkaufen. Das Buch das mit der Haut von Burke (oder war es Hare?) eingebunden wurde war auch ausgestellt.

Moderne Chirurgie war uninteressant. Dafür umso interessanter war Zahnmedizin. Oh mein Gott. Was bin ich froh das ich in modernen Zeiten nicht zum Zahnarzt gehe. Damals hatte das alles irgendwie das Aussehen von Folterinstrumenten. Anfänglich hat man den Leuten auch so ziemlich alles in die Zähne gegossen was sich einschmelzen lies. Blei, Kupfer und noch diverses giftige Zeug waren da ausgestellt.

Jetzt hatte ich mich aber lange genug hier vergnügt, es wurde Zeit für die nächste Station. Die Royal Yacht Britannia. Dafür muss man ziemlich simpel einfach den Bus Nummer 35 entern. Das riesige Einkaufszentrum das um die Yacht rumgebaut wurde ist die Endhaltestelle der Nummer 35.

Die Royal Yacht Britannia ist die ehemalige "Dienstyacht" der Königin. Weil der ganze Staatsbrimborium mit der Yacht und allem Drum und Dran aber zu teuer wurde, wurde die Yacht 1997 außer Dienst gestellt und dient seither am Ocean Terminal in Edinburgh als Museum.

  

Das Schiff kann man besichtigen und von oben (Brücke) bis unten (Maschinenraum) begehen. Der absolut tolle Audio Guide informiert dabei dann auf dem Rundgang über alles Interessante und bringt noch die eine oder andere Anekdote ein.

Die ganze Besichtigung hat mir sehr gut gefallen und ich kann es nur empfehlen. Man sollte sich mal die königlichen Gemächer und dann im Gegensatz dazu die Mannschaftsunterkünfte ansehen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Allerdings sollte man mal in dem riesigen Einkaufszentrum ein paar Schilder aufstellen, sonst findet man garnicht erst zur Yacht hin. Man muss in der Mall irgendwo erst mal ne Rolltreppe finden und in die zweite Etage vordringen (ich hab nirgendwo Schilder gesehen, die diesen Tipp verraten haben). Dann darf man sich nicht durch den Royal Yacht Fanshop und erst recht nicht vom Royal Yacht Restaurant beirren lassen. Nur noch eine Station weiter und man steht an der Ticketkasse zur Besichtigungstour. Der "Boarding Pass" zur Yacht kostete übrigens 11,75 Pfund.

  

  

Irgendwie habe ich mich hier ziemlich lang aufgehalten. Jetzt musste ich doch mal sehen, das ich die Anreise zum letzten Tagespunkt angegangen kriegte. Ich wollte außerhalb von Edinburgh zur Rosslyn Chapel. Die Templerkirche die schon im Film "Da Vinci Code" eine Rolle spielte. Dorthin fährt ein Bus (Nummer 15 wars glaube ich) ab Fountainbridge. Und mein Bus 35 hält dort auch. Also beste Voraussetzungen.

Ich bin mit dem 35 nun also wieder zurückgegondelt was sich zeitlich auch wieder ein wenig gezogen hat. Edinburgh ist jetzt auf den ersten Blick zwar nicht unbedingt ein Sammelpunkt für alle Staus von Schottland (im Gegenteil, der Autoverkehr schien mir eher ganz vernünftig abzulaufen in der Stadt), aber der Bus hatte nicht unbedingt Sonderrechte, so das er auch immer und überall warten musste oder bei Engstellen die hoffnungslos zugeparkt waren unglaublich vorsichtig rangieren musste.

An der Haltestelle Fountainbridge habe ich dann zwar die Abfahrt des 15 gefunden, leider sagte mir die Anzeigetafel dort aber, das ich den letzten Bus scheinbar knapp verpasst hatte und der nächste Bus erst in einer halben Stunde fährt. Hm. Das war jetzt im Zeitplan nicht vorgesehen. Mit der geplanten Abfahrt in einer halben Stunde sagte mir meine neue Lieblingsapp EdinBus voraus das ich so ziemlich genau um 17 Uhr 30 in Rosslyn (dem Ort) ankommen würde. 17.30 Uhr war aber auch so ziemlich genau der Zeitpunkt wo im Internet stand, das die die Kirche dichtmachen. Das passte also alles nicht so ganz.

Den Punkt Rosslyn Chapel hab ich also gestrichen und mich in den nächsten Bus zur George Street gesetzt. Da bin ich noch ein wenig rumgegangen und hab Geschäfte geguckt und hab mich dann ins Hard Rock Cafe verzogen. Dort hab ich noch ein Bierchen geschlürft und ne Kleinigkeit gegessen. Beim Durchblättern des Reiseführer hab ich dann beschlossen diesen Tag und somit auch mein Edinburgh Programm offiziell für beendet zu erklären.

Ich weiß jetzt nicht mehr wie es dazu kam, aber ich bin dann noch mit einem vom Staff des Hard Rock Cafe ins Gespräch gekommen. So ein richtiger Hardrocker mit Bart und sehr umfangreichem Bierbauch. Der hat sich direkt mal als Tourist Guide angeboten. Wenn ich irgendwas wissen wöllte, wo an unbedingt hingehen müsste oder was man unbedingt unternehmen müsste, er stände für alle Fragen offen. Na, hätte ich den mal vorgestern getroffen den Mann :-)

Mit dem Bus von der Hanover Street bin ich wieder zurückgefahren. Aber halt, eine Sache war doch noch. Ich bin an der Royal Mile wieder raus und gegenüber der Kathedrale zu "The Real Mary Kings Close" gegangen. Ich hatte ja schon vorgestern bei der Double Dead Tour geschrieben, das Edinburgh früher so dicht bebaut war, das sich teilweise 10-stöckige Häuser mit einem oder einsfünfzig Meter Abstand gegenüber standen und das das irgendwann mal sozusagen überbaut wurde.

Die Leute von "Real Mary Kings Close" begehen die noch erhaltenen Katakomben und Verbindungsstrassen unter der Erde und erzählen die Geschichte, was hier früher so alles passiert ist, wie die Leute gelebt und gearbeitet haben. Dabei orientiert man sich grob an Fakten und mehr oder weniger authentisch überlieferten Dingen. Hier wird auch nix mit Geistern oder Spuk abgezogen, das ist eher ne historische Erzählung. Unser "Guide" und "Erzähler" war verkleidet als Markthändler aus dem 16. Jahrhundert und hat die ganze Geschichte aus "seiner" Sicht von vor 400 Jahren erzählt. Das hat der ganzen Sache noch ein wenig mehr "Authentizität" verliehen.

Die Tour dauert eine Stunde, die auch wirklich wie im Fluge vergangen ist. Kostet übrigens 12 Pfund 50. Im Reiseführer war das Ding als große Attraktion gelistet mit dem Hinweis das man unbedingt vorher reservieren solle. Ich bin einfach mal hin und habe nachgefragt. Ich konnte problemlos an der nächsten Tour die losging sofort teilnehmen. Entweder hatte ich Glück und die Tour um 18 Uhr ist eine unbeliebte Zeit oder der Hinweis auf frühe Reservierung ist einfach Blödsinn. Ich kanns nicht beurteilen.

So. Jetzt um kurz nach 19 Uhr habe ich nun zum zweiten Mal und diesmal auch wirklich das Programm für beendet erklärt und habe mich für den Ausklang des Abends mit Nachos, Burger und Bier im Pub "Greyfriar Bobby's Bar" vergnügt.

Das wars dann auch. Gute Nacht, morgen gehts heim.

 

          Castle, Holyrood Palast     


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