24.09.2010 - jetzt aber mal die Stadt angucken
 

So, heute mal die Stadt angucken. Ich warne den geneigten Leser schon mal vor, das sich die einzelnen Stationen wo es mich so hin verschlagen hat heute nicht unbedingt in einem logischen Zusammenhang stehen. In Wirklichkeit habe ich alles Mögliche eher kreuz und quer abgegrast.

Der Anfang war aber doch recht klassisch, nämlich am Grand Place, dem Rathausplatz. Hier auf dem "Grote Markt" wie es auch heißt war ich allerdings nicht ganz alleine. Ich bin vom Hotel aus wieder zur Börse gefahren und von dort kurz zum großen Platz gegangen. Schon nach wenigen Metern bestand die ganze Straße nur noch aus Pralinengeschäften, Waffelgeschäften und Männeken Piss Andenkenlädchen. Die Sprachen wurden immer ausländischer und die Menge an Japanern mit mindestens zehn Nikon und Sony Elektrogeräten um den Hals nahm deutlich zu. Bestes Zeichen : Ich musste mich unweigerlich dem großen Platz nähern, DEM Touri Angriffspunkt Nummer 1 in Brüssel.

  

  

Aber schön isses wirklich. Steht man mitten auf dem Platz und nimmt einen Rundblick (was ich nicht ganz ungestört konnte, weil auf dem Platz eine große Festivalbühne aufgebaut war) und lässt die Fassaden der historischen Häuser auf sich wirken, dann sieht das wirklich sehr beeindruckend aus.

Zentrales Element ist das Rathaus auf der einen Platzseite und direkt gegenüber, sozusagen die Stirn bietend, das Maison de Roi. Beide architektonisch schönstes Barock (hoffe ich mal, sonst oute ich mich hier als kompletter Architektur-Dau). Die "Flanken" werden geschlossen durch das Hotel de Ville, diverse Zunfthäuser, dem Biermuseum und ein paar kleineren Restaurants, die nicht minder schön anzusehen sind.

Nach erfolgtem Rundblick habe ich mich wieder in Richtung Börse abgesetzt. Dort auf dem Weg hatte ich eine kleine Frittenbude gesehen. Merkmal : Hier standen die Leute (keine Touris) zur Tür raus, soviel Betrieb war da. Das konnte nur ein Zeichen sein, das es gut sein musste. Ich habe mich also dann auch mal angestellt und etwas später mit einer großen Tüte Pommes und würziger Soße wieder meinen Weg nach draußen gefunden. So bin ich also zu meinen Frühstückspommes gekommen. Waren auch wirklich lecker.

Bei dieser Pommesbude bin ich abgebogen. Erst habe ich aber noch einen Blick in die nahe Kirche Saint Nicolas geworfen. War jetzt nicht wirklich spektakulär. Ist einer der ältesten Kirchen Brüssels und interessant ist ein großer goldener Schrein in dem die Gebeine von irgendwem aufbewahrt werden. Ich bin einmal rundgegangen und sofort wieder raus.

Ein wenig die Straße hochgegangen bin ich dann an der riesigen Galerie "Galleries Royal Saint Hubert" rausgekommen. Mehr als 200 Meter vornehmste Eleganz mit viel Marmor und Glaskuppeln und sehr vielen sehr teuren Geschäften. Zum einen die unvermeidlichen Pralinengeschäfte und zum anderen so etwas lebenswichtiges wie eine "Champagnothek" wo man ziemlich riesige und ziemlich hässliche Champagnerkühler kaufen konnte für nur 10.000 Euro.

  

Ich bin durchmarschiert und es ist zumindest für einen Durchgang durchaus einen Blick wert. In der Mitte kann man abbiegen in kleine Seitenstraßen, die beidseitig gesäumt sind von vielen vielen Restaurants und Kneipen. Allerdings hatte ich den Eindruck das das eher Touristenfallen waren, die Japanerdichte war hier auch sehr hoch.

Auf der anderen Seite raus (also die Galerie einmal durchschritten) ist man auf irgendeiner Rue de la ...... die man nach links runter gehen kann und so direkt auf dem Place de la Monnaie mit dem Opernhaus rauskommt. Das hört sich jetzt allerdings etwas spektakulärer an, als es ist. Ich habe einmal den Platz durchschritten und mir das Opernhaus angeschaut. OK, großer Bau aber auch nix Besonderes. Umsäumt wird der Platz von ziemlich viel Verkehr und ein paar großen Malls für die Shoppinghungrigen.

Auf dem Platz war jetzt auch nicht so viel los, was das alles jetzt recht unspektakulär machte. Für den Rückweg habe ich mich durch die Rue Neuve aufgemacht, was mich mit einem Abbieger rechts dann zum Place des Martyrs gebracht hat. Dieser Platz soll an einen Aufstand von 1830 erinnern. In der Mitte des Platzes ist eine Gruft mit den damals ums Leben gekommenen und darüber ein großes Denkmal und der allgegenwärtige belgische Löwe der die Ketten gesprengt hat.

 

Ist ein schönes Ensemble, reich an Symbolen. Auch der Rest des Platzes ist ganz OK. Zumindest ist es recht ruhig hier. Ich habe mich auch mal auf eine der Bänke unter den Bäumen platziert und eine kleine Rast eingelegt. Mir taten die Füße weh, weil das Pflaster auf dem Platz und in der näheren Umgebung mit den unebenen Kopfsteinen ziemlich doof zu gehen war.

Den weiteren Weg habe ich angetreten durch eine kleine Seitenstraße und weiter über die Rue Montagne aux Herbes Potageres (man was haben die hier Straßennamen !) was mich ganz zufällig an der Heimatstadt des Kirschbieres "La Mort Subite", der Kneipe "A La Mort Subite" vorbeigeführt hat. Das Bier "Auf einen schnellen Tod" verdankt seinen Namen übrigens der Spielleidenschaft der Brüsseler. Gaaaanz früher war in der Nähe der Kneipe eine große Bank. Und auch schon gaaanz früher, waren die Bankbediensteten für ihre langsame Arbeit bekannt. Die Herren der Schöpfung haben nun ihre Frauen in der Bank geparkt und sind in der Wartezeit nebenan in die Kneipe gegangen auf ein schnelles Kartenspiel. Und da auch in Belgien der Ausdruck "Tot sein" für beim Kartenspielen verlieren geläufig ist, hat sich dann irgendwann für "ich geh mal eben für ein kurzes Spiel in die Kneipe" der Ausdruck "ich geh mal eben auf einen schnellen Tod in die Kneipe" (a la mort subite) eingebürgert. Der geschäftstüchtige Wirt hat dann sein Bier so genannt und der Rest ist Geschichte.

Ich hab ja auch mal so einen schnellen Tod probiert. Aber so richtig hat mir das nicht geschmeckt. Die haben das gute Bier durch so doofen Kirschgeschmack kaputt gemacht :-)

So. Was stand jetzt auf dem Programm. Ach ja, die große Kathedrale. Auch wieder mit langem und kompliziertem Namen. "Cathedrale Des Saints Michel Et Gudule". Vom schnellen Tod aus war es auch garnicht so sehr weit. Allerdings viel bergauf, da die Kathedrale auf einer Anhöhe liegt. Das Teil ist ein ziemlich massiver Klotz Stein. 100 Meter lang, 50 Meter breit, die beiden Türme recht klotzig und massiv nach vorne zur Vorderfront geschoben. Bekannt ist die Kirche für die vielen sehr künstlerischen Glasfenster die fast ganze Geschichten erzählen. Sehr beeindruckt war ich aber auch von der riesigen Kanzel, die ganz aus Holz geschnitzt diverse Themen abdeckt. Adam und Eva, Baum der Erkenntnis und irgendwas mit dem Tod, da auch ein paar Totenschädel und der Sensenmann vorkommen. Wie gesagt alles aus Holz geschnitzt.

  

Von hier oben habe ich mich jetzt ganz gemütlich zur einigermaßen letzten Station des Tages begeben. Dem Männeken Piss. Hatte ich mich bisher eher locker rings herum um den großen Markt herumgearbeitet, bin ich jetzt von der Kathedrale direkt wieder drauf zu und habe ihn einmal gequert um zum Stehpinkler zu kommen. Unweit der Platzes in einer der Seitenstraßen kam ich an einer ganz wunderbar bemalten Hauswand mit riesigem Tim und Struppi Motiv vorbei.

  

Auf dem Plan war etwas eingezeichnet, was Brüssel Parlament hieß. Dachte mir das es ein Parlamentsgebäude sein könnte (pfiffig oder?) aber irgendwie habe ich da nix so in der Art gefunden. Komisch. Hieß nur die Gegend so ? Keine Ahnung. Auf alle Fälle geht man so seines Weges und plötzlich stehen an einer Straßenkreuzung unglaublich viele Leute und gucken irgendwas an. Ach was ist denn das da, was da eingezäunt und unglaublich klein und unspektakulär rumsteht. Das Männeken. Also, wenn der Spruch "Ich dachte da wär mehr drin" irgendwann mal gepasst hat, dann hier und jetzt.

Dieses kleine Minifigürchen, wo so ein kleiner Strahl vorne rauskommt, das ist das weltweit berühmte Männeken Piss ? Super. Laut Reiseführer wird da ja mittlerweile ein richtiger Kult drum veranstaltet. Da gibt es schon einen eigenen Garderobenbeauftragten, der das Männeken regelmäßig anzieht mit irgendwelchem Kostümen. Dann gibt es morgens dann die feierliche Ankleidezeremonie. Und zu besonderen Anlässen soll der Kerl wohl auch schon mal Bier oder Rotwein sprudeln lassen.

  

Ich habe mich schräg gegenüber mal in eine Kneipe gesetzt und habe mir gemütlich bei einem Bier (was war das denn ? Können die kein richtiges Bier ? Das schmeckte, als ob da sowas wie Brause drin aufgelöst war) das muntere Treiben da an der Straßenecke mal länger angeschaut.

Nach erfolgter Stärkung bin ich dann wieder in Richtung Börse marschiert. Eigentlich wollte ich Richtung UBahn aber dann fiel mir auf, das ich ja hier ganz in der Nähe vom Fischmarkt war. Na, wo man einmal in der Nähe ist. Also los gucken. Mittlerweile jetzt zum zweiten Mal bei Amadeus vorbeigekommen. Die hatten immer noch / schon wieder zu. Zunächst bin ich an der Katarinenkirche vorbeigekommen. Die steht da recht klotzig auf dem Weg zum Fischmarkt im Weg. Ich bin einmal rechts rum gegangen. Rein nicht, weil ich mir nicht sicher war, ob die noch auf hatten. Sah alles irgendwie ziemlich verbarrikadiert aus.

Die Katarinenkirche ist übrigens die einzigste Kirche Brüssels, bei der man offiziell gegen die Wand pinkeln darf. Auf der linken Seite ist ein öffentliches Pissoir an der Kirchenmauer angebaut. Wer nicht ganz genau weiß wo es ist, immer der Nase nach. Die findet das garantiert. Dieser Fischmarkt ist eigentlich ein zugeschütteter Hafen. Mittlerweile gibts aber wieder sowas wie einen kleinen Rückbau, man hat wieder das Wasser zurückgeholt, die Wasserfläche wird am anderen Ende vom großen Anspachbrunnen abgerundet.

Allerdings war hier mal gerade garnix los. War wohl auch nicht unbedingt die richtige Zeit. So am späten Nachmittag. Rings herum um den Platz gibt es zahlreiche Restaurants, überwiegend sehr fischig eingestellt. Da war auch noch nix los. War wohl noch zu früh.

Eigentlich wollte ich ja Schluss machen für heute, da habe ich meine Tour aber noch um eine Station erweitert. Von der UBahnstation Fischmarkt kann man nämlich direkt auch zum Königspalast fahren. Die Station "Parc" wo man aussteigen muss kommt auch wirklich in einem großen Park heraus. Den muss man einmal komplett durchschreiten und steht dann vor dem Palast. Die Fahne war nicht gehisst. Das bedeutete, das der König nicht anwesend war. Its the same procedure wie bei der englischen Queen. Fahne da, Queen/König da.

  

Nun ja, was kann man hier machen ? Nicht sehr viel. Das Gebäude angucken. Den goldenen Zaun vor der Türe angucken und die Wachleute vor der Türe in ihren bunten Uniformen angucken. Das wars aber auch schon. Entsprechend kurz hat mich dieser Programmpunkt auch aufgehalten. Dann habe ich mich aber wirklich zum Hotel begeben und die mittlerweile doch ziemlich Aua Füße hochgelegt.

Später dann so um 20 Uhr bin ich nochmal weg um einen letzten Versuch beim Amadeus zu landen. Und siehe da. Der Laden war offen. Und hier kann man wirklich sehr gut essen. Sparerips All You Can Eat mit Folienkartoffel und genialer Würzsoße für irgendwas 15 Euro oder so, das ist einfach genial. Die haben offiziell laut Karte auch andere Sachen, aber irgendwie bestellt da jeder nur "Sparerips a volente". Klasse Laden. Ist zu empfehlen.

Sehr gut gesättigt hab ich mich dann danach ins Bettchen gerollt.

 

25.09.2010 - ganz easy nach Hause
 
OK, für den Tag lohnt sich keine eigene Seite. Gemacht außer geschlafen, im Hotel ausgecheckt und am Bahnhof eingecheckt habe ich nämlich nix mehr. Ich bin schon so um 11 zurückgefahren nach Köln, weil ich ja am nächsten Tag schon aufbrechen wollte zu meiner Spanien/Andalusien Tour. Aber dazu mehr im dazugehörigen Reisebericht.

 

       Ankommen, Orientieren, Stadion checken


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