08.08.2005 - Park Güell und Gaudi der zweite Versuch
 

Nach dem langen Abend gestern sind wir heute erst so gegen Mittag ans Tageslicht gekommen. Per UBahn gings wieder zum Passaig de Gracia. Um die Ecke der drei Zwietracht-Häuser ist ein Starbucks, den wir zwecks Frühstück erst mal aufgesucht haben. Einen Macchiato ( wie auch immer das geschrieben wird ) später gings weiter zur Casa Mila.

Doch oh mein Gott. Wo kommen die vielen Leute her. Die Schlange war jetzt am Montag Mittag noch um einiges länger wie gestern. Hm. Typischer Fall von selbst ausgetrickst. So haben wir halt in den sauren Apfel gebissen und uns in die lange Schlange eingereiht. Einzig auf die Frage, warum heute so viel mehr los war wie am Sonntag, wollte sich keine Antwort einstellen.

Im Haus fährt man zunächst per Aufzug ganz nach oben ins Dachgeschoss. Dort kann man herumgehen und die interessante Dach-Architektur bewundern. Es ist alles gemauert, nicht wie bei uns ein Dachstuhl aus Holz. Irgendwie meint man in einem Tunnel zu sein. Hier oben gibts noch ne Ausstellung über Gaudi und andere interessante Gebäude in Barcelona. Ich fand es jetzt nicht so ganz interessant.

   

Von hier oben kann man dann auch aufs Dach hinauf. Und hier offenbart sich dann die nächste Gaudi-Verrücktheit. Auf dem Dach gibt es unzählige Schronsteine, die in den unmöglichsten Formen gemauert und gekachelt sind. Manche erinnern einen an Figuren, andere sehen in ihrer gedrehten Form irgendwie wie .... äh ... ein Softeis ( ich weiß, ist ein blöder Vergleich, aber es ist das, was mir spontan in den Sinn kam ).

   

Hier oben sollen im Sommer sogar irgendwelche Musikveranstaltungen stattfinden. Nachdem man sich an den unterschiedlichen "Skulpturen" satt gesehen hat, kann man, quasi als Zugabe, noch einen wunderschönen Blick über die Stadt genießen. Vom Dach aus kann man entweder wieder zurück ins Dachgeschoss oder direkt weiter runter durchs Treppenhaus in eine Etage, die zugänglich ist und noch original eingerichtet ist. Man kann durch die Zimmer durchgehen und alles anschauen. Also ich fands nicht interessant. Alte Möbel und sonstige Gegenstände des täglichen Lebens gibts auch sonst irgendwo zu sehen, da brauch ich nicht durchs Gaudihaus zu laufen. Naja. Anderen wird's vielleicht gefallen.

Von hier aus kann man im Treppenhaus dann ganz nach unten gehen. Hier kommt man in einem anderen Innenhof heraus. Dieser ist ist mit seiner großen Treppe und ziemlich aufwändig gestaltet. Nach oben geht's zu einer (Dauer-)Ausstellung der örtlichen Sparkasse.

Schließlich wieder zurück auf der Straße war die Schlange vor dem Haus sogar noch länger geworden. Wo kommen nur all die Leute her ?

Von der Casa Mila sind wir wie gestern auch per Pedes zur Sagrada Familia. Auf der Passions-Seite angekommen bot sich auch hier ein Bild des Grauens. Menschen, Menschen, Menschen. Einmal rumgegangen zur Weihnachtsseite war es nicht viel anders. Die Schlange an der Ticketbude war zwar kürzer, dafür standen die Leute beim Aufstieg auf den Turm ewig lange an. Das wollten wir uns jetzt aber wirklich nicht antun. Die Familia wurde auf später verschoben. Stattdessen sind wir zum Park Güell gefahren.

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wollte irgendwer mal ein neues Stadtviertel an Barcelona anbauen. Die Pläne waren auch schon fertig und Gaudi wurde mit dem Bau des dazugehörigen Parks betraut. Irgendwie hat sich die ganze Sache dann aber in Wohlgefallen aufgelöst und einzig Gaudis Park war fertig. Und so besteht dieser Park bis heute, quasi als Vermächtnis des verhinderten Stadtviertelbauers ( nämlich des guten Herrn Güell ).

Nun ja, lange Rede kurzer Sinn. Was passiert wenn man einem Künstler genügend Geld und Zeit gibt. Er tobt sich aus. Und das hat Gaudi auch getan. Am Haupteingang mit dem gewaltigen eisernen Torgitter trifft man zuerst auf die beiden riesigen "Pförtnerhäuschen". Das eine ist wie ein Elefant geformt ( auf dem Rücken liegend mit senkrecht aufgestelltem Rüssel ). Das andere soll einen Fliegenpilz darstellen !

   

Hinter den Toren führt eine aufwändig gestaltete Treppe hinauf zur so genannten Sala Hipostila. Auf der Treppe noch zwei von Gaudis Kunstwerken. Ein größer, aus Kachelmosaiken bestehender, Salamander und ein, ebenfalls mit bunten Mosaiken besetzter, Schlangenkopf. Der Salamander war anscheinend für die Leute was wirklich besonderes. Jeder der kam, steckte seine Hand ins Maul des Vieches und lies sich so fotografieren.

   

Der riesige Raum oben an der Treppe, die Sala Hipostila, sollte so eine Art Marktplatz werden. Die gewaltig Dachkonstruktion wird von 86 Säulen getragen ( habe ich nicht gezählt, steht so im Reiseführer ). Die Decken sind ebenfalls verschwenderisch mit bunten Mosaiken und Kacheln und Scherben dekoriert. Oben, sozusagen auf dem Dach dieses Saales, befindet sich ein riesiger Platz, dessen Ränder mit langen wellenförmigen Bänken bebaut sind. Diese, natürlich, bunt gekachelt. Also ein wenig Kachelfetischismus muss man dem guten Gaudi wohl schon attestieren.

Rund um den Platz an den Hänger der Hügel sind lange Gänge angelegt, die ebenfalls absolut extravagant gebaut sind. Die Säulen wirken teilweise, ein wenig wie die Fassade der Kathedrale, "geschmolzen" und "verlaufen", an anderen Stellen wie Palmen an anderen Stellen wie schräg stehende Stiele. Ziemlich kurios. Wie kriegt man denn sowas gemauert ?

Ach so. Angekommen sind wir gar nicht am Haupteingang, sondern sozusagen an der Hintertür. Aber alleine der Weg hoch auf den Hügel war schon richtig kurios. Von der UBahn Station ging es durch ein paar Gassen immer den Schildern hinterher. Plötzlich bietet sich einem ein Anblick wie in San Francisco. Steile Berge, steile Straßen, dicht bebaut mit kleinen Häusern. Wo die Straßen aufhören geht es über lange Treppen und Rolltreppen (!) weiter bergauf. Anscheinend hat Barcelona irgendeinen Vertrag mit ner Rolltreppenfirma, denn hier oben war wirklich an jedem Aufstieg höher wie 2 Meter ne Rolltreppe eingebaut.

Oben angekommen sieht es zunächst sehr trocken aus. Riesige Kaktuskolonien breiten sich längst des Weges aus. Weiter hoch geht es zu einer Art Aussichtsplattform von der es einen hervorragenden Blick über die Umgebung gibt. Der Weg zum Haupteingang es ausgeschildert und geht wieder bergab in grünere Gefilde.

Der Park hat mir wirklich sehr gut gefallen und wie haben hier noch länger ein Päuselchen gemacht.

Schon öfters hatten wir auf einem Berg ganz in der Nähe eine art Riesenantenne gesehen. Dieses Ding sieht aus wie eine riesige Gallionsfigur und schien dort einfach mitten im Nirgendwo zu stehen. Das wollten wir uns noch genauer ansehen. Laut Plan war dieser Hügel der Montjuic. Wir sind also vom Park aus zur nächsten UBahn Station marschiert und zum Placa d'Espanya gefahren. Der Placa ist im wesentlichen nichts anderes als ein riesiger Kreisverkehr. Entsprechend war hier auch die Hölle los. An einer Seite des Platzes stehen zwei riesige Türme, durch die man über die kurze Prachtallee zum Palau Nacional gelangt.

Dorthin führt eine riesige Treppe entlang an einem ebenfalls riesigen Brunnen ( leider erst Abends ab 21 Uhr in Betrieb, dafür aber dann mit Beleuchtung und allerlei Wasserspielen ). Der Weg hinauf zum Palau führt über viele Treppen oder Rolltreppen ( wie gesagt, die Firma muss sich in Barcelona ne goldene Nase verdienen ). Der Blick oben vom Palau zurück über den Brunnen, an den Türmen entlang bis zum Platz ist schon fast monumental zu nennen. Auf alle Fälle ein paar Fotos wert.

   

Rechts hoch am Palau vorbei geht es in Richtung des Antennendings. Dabei kommt man unweigerlich am Palau Sant Jordi an. Einer großen Veranstaltungshalle. So etwas wie die Westfahlenhalle von Barcelona. Und dort ein wenig weiter steht auch dieses riesige Teil in der Landschaft. Anscheinend ist es wirklich so etwas wie eine Antenne. Denn es steht groß etwas von "Telefonica" drauf. Im Reiseführer war zwar ein Bild davon drin, aber keine Erklärung. Also ich sag jetzt einfach mal, das ist ne riesige (Mobilfunk-)Antenne.

Direkt neben Sant Jordi steht das Olympiastadion. Leider war aber alles ziemlich zu, da dort gerade irgendwas gefilmt wurde. Es waren Fußballer auf dem Rasen zu erkennen und ein paar Fans wurden gefilmt, die in einem kleinen Pulk Stimmung machten.

Von hier oben kann man ( ein wenig weiter die Straße hinunter ) mit einer Art Zahnradbahn den Berg wieder hinunterfahren und gelangt so auch schnell wieder zur Ubahn. Wir sind jetzt wieder zur Sagrade Familia gefahren. Und was soll ich sagen, unser Plan ist aufgegangen. Keine Leute mehr ! Beim Kauf der Eintrittskarte wurde uns gesagt, das der Aufstieg auf den Turm schon zu sei, wegen zuviel Leute, die noch anstehen würden. Hm. Na egal. Wäre zwar schön gewesen aber jetzt erst mal die Baustelle von innen ansehen.

   

Und ja. Das Wort Baustelle trifft es ganz gut. Eigentlich kann man vor lauter Gerüsten und Kränen und Baumaschinen garnicht so viel sehen. Eigentlich ist es innen bis auch ein oder zwei Blicke die man erhaschen kann recht unspektakulär. Wie gesagt, durch die ganzen Gerüste sieht man nämlich eigentlich fast nix. Das was man sieht ist aber sehr interessant. Die Konstruktion der Pfeiler, die oben wie Bäume und Äste auseinander gehen, das muss erst mal einer nachmachen.

   

Als wir wieder rausgehen wollten, haben wir durch Zufall mitgekriegt, das jetzt der Aufstieg auf den Turm doch wieder auf war. Wir haben uns natürlich direkt dort noch reingestürzt und kurz hinter uns wurde dann wirklich endgültig dicht gemacht. Puh. Glück gehabt. Nun, der Weg nach oben war eine lange, enge und steile Wendeltreppe. Hin und wieder konnte man durch Luken in der Wand mal einen Blick nach draußen erhaschen. Interessant wurde es erst als man oben auf der Verbindungsbrücke zwischen den beiden Türmen nach draußen kam. Cooool. Der Blick von oben auf die anderen Türme auf der entgegengesetzten Seite ist toll. Auch der Blick nach unten, sozusagen in die Kirche und die chaotische Baustelle hat was. Hier oben so ganz nahe sieht man auch erst, wie detailliert die Türme und Turmspitzen dekoriert sind. Ich muss ja nicht ausdrücklich sagen, das es auch bunte Kacheln waren :-)

      

Da jetzt langsam die Dämmerung einsetzte sind wir auch wieder runter und haben uns in der Umgebung eine Bleibe für den Abend gesucht. In einer Seitenstraße haben wir eine "Ceveceria" entdeckt, die uns zusagte. Beim Studium der Karte dann die Überraschung. Die hatten Krombacher und das billiger als daheim. Ein 0,5 L Glas für 2 Euro 70 ! Und das mit bestem Blick auf die Kathedrale. Eigentlich hatte ich bei der Lage eher stolze Preise erwartet. Nun ja, positive Überraschungen gibts zwar selten, aber es gibt sie.

Hier konnte man es gut aushalten. Nach diversen Krommis, Sangrias, Hamburgern, bocadillos und sonstigem Kram haben wir noch ein paar Schüsse der schön beleuchteten Kathedrale gemacht und uns zum Hotel getrollt.

Mittlerweile so gegen 1 Uhr noch schnell ein paar Klamotten in die Tasche geworfen und alles für die nächste Station Madrid fertig gemacht. Heute hatten auch die Lädchen auf dem Weg zum Hotel wieder auf, so das wie heute nicht auf die Minibar zurückgreifen mussten.

    

 

          Gaudi Versuch 1 und U2 Konzert     


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