29.09.2003 - Land und Leute, Altos de Chavon

Einen Tag vor Abreise hatten wir die Land und Leute Tour gelegt. Diese hatten wir im L'Tours Flyer gesehen. Ein kurzer Anruf genügte und die Tour war gebucht. Wir wurden am Morgen wieder recht früh am Hotel abgeholt. Sehr positiv fiel direkt auf, das diese Tour in deutlich kleineren Rahmen stattfinden würde. Tatsächlich haben wir auf dem Weg nur noch ein Schweizer Ehepaar aufgegabelt. Wir waren also insgesamt zu sechst.

Der Tourführer konnte sehr gut deutsch und hat die ganze Fahrt über recht interessant Dies und Das erklärt oder kommentiert. Der erste Stopp an diesem Tag sollte in Otra Banda sein. Ein kleiner Ort auf dem Weg nach Higuey. Dort haben wir den Bus kurz stehen lassen und sind zu Fuß ein wenig die Straße hinauf gegangen. Was einem sofort ins Auge (und auch ein wenig in die Nase) sticht, waren an den einzelnen "Metzgereien" die offenen Auslagen zur Straße hin. Mit anderen Worten, hier hing das Fleisch auf der Straße. Angeblich sehr frisch und immer innerhalb eines Tages alles verkauft. Nun ja. Interessant sah es ja aus, aber der normale Europäer wäre wohl auf der Stelle umgefallen, wenn er dort Fleisch verzehrt hätte. Auf der anderen Seite, gut gewürzt und gut durchgebraten .... warum nicht.

Auch in Otra Banda herrschte das typische Straßenbild. Sehr viel Schwerverkehr (Lieferwagen, Baulaster etc.), weniger Autos und viele wild umherfahrende Motorradfahrer. Nachdem der Busfahrer noch eine kleine Mahlzeit zu sich genommen hatte (irgendein eklig aussehendes Fleisch mit einem großen Klecks weißer Masse. Denke mal das war Maniok) sind wir weiter mit dem Ziel Higuey.

In Higuey haben wir uns noch mal kurz die Basilika angeschaut. Wir waren zwar schon vorher auf unserer Fahrt nach Santo Domingo hier gewesen, aber egal. Diesmal jedoch konnte man nicht so einfach rein, es saß eine Frau vor dem Eingang (O-Ton : Die Sekretärin) und wollte Eintritt. Ich glaube 1 Dollar. Das haben wir uns  gespart. So fiel dieser Stopp ein wenig kürzer aus.

Dann erklärte uns der Guide, das unser nächster Stopp bei einer Schule wäre. Wir müssten mal eine typische Schule sehen. Weiter erzählte er davon, das zwar allgemeine Schulpflicht herrscht, aber viele Familien zu arm sind die Schuluniform zu kaufen. Und das deshalb die Kinder dann nicht zur Schule gehen würden. Dazu kann sich jetzt jeder seinen eigenen Teil denken. Bei der Schule angekommen wurden wir auch direkt vom Lehrer begrüßt. Die Schule (so was wie Grundschule) besteht übrigens aus zwei Räumen. Es gibt hier zwei Lehrer, die jeweils 4 Schulklassen gleichzeitig (!) unterrichten. In unserem Raum waren 4 Tischreihen. Reihe 1 Vorschule, Reihe 2 erste Klasse, Reihe 3 zweite Klassen und die nächste Reihe dritte Klasse. Die Tafel war in 4 Bereiche geteilt, wo für jede "Klasse" der Stoff angeschrieben war. Ein Mädchen putzte gerade den Boden, als wir hereinkamen. In Otra Banda hatten wir Schulhefte und Stifte gekauft, die nun dem Lehrer überreicht wurden. Er hat die Sachen dankbar angenommen und sah auch recht glücklich darüber aus. Ich vermute mal, die ärmsten der Kinder bekamen so die Gelegenheit Hefte und Stifte zu bekommen.

Irgendwie war mir dieser Stopp doch recht peinlich. Das hatte für mich so den Eindruck wie "Reicher weißer Touri kommt und glotzt stauend arme Schulkinder an". Wir haben hier auch keine Fotos gemacht. Wir wollten die Kinder nicht noch zusätzlich durch wildes knipsen zur Schau stellen. Nur unser Schweizer Kollege hat seine Videokamera über alles kreisen lassen.

Nach dieser etwas surrealen Episode haben wir auf der weiteren Fahrt noch einen Stopp an einem großen Zuckerrohrfeld eingelegt. Es gab hier noch ausgiebig Gelegenheit, noch mal Zuckerrohr zu probieren. Jetzt beim zweiten Mal bin ich endgültig zu dem Schluss gekommen, das mir das zu süß ist. Brrrrrrr. Der Busfahrer hat sich noch ne dicke Stange mitgenommen. Anscheinend der Abendsnack.

Nächstes Ziel und auch Hauptgrund der Tour war Altos de Chavon. Das Künstlerdorf, welches hoch über dem Chavonfluss errichtet wurde. Irgendwo vor La Romana geht die Straße nach Altos ab. Dieses Dorf wurde vor ca. 20 Jahren künstlich erschaffen. Also sozusagen ein Retortendorf. Alles auf diesem Areal ist aus einer Art porösen, ausgewaschenen Kalkstein gebaut, der allen Bauten ein uraltes Aussehen verleiht. Obwohl die Bauten erst besagte 20 Jahre alt sind, sieht es aus, als ständen hier nur hundertjährige Häuser. Dieses Dorf wird auch Künstlerdorf genannt. Angeblich kommen Künstler und Kunststudenten aus aller Welt hierher. Nicht weit von Altos liegt die Nobel-Ferienanlage Casa de Campo. Hier hat jeder, der reich und berühmt genug ist eine Villa. Es werden immer Namen wie Iglesias, Jackson, Clinton und Sinatra genannt. Ok, letzterer hat jetzt wohl kein Haus mehr hier. Wenn ich mir die Preise in Altos so ansehe, hat man sich wohl auch ein wenig an Casa de Campo orientiert. War doch alles recht teuer.

Dort oben gibt es auch ein riesiges Amphitheater. Die Ränge sollen wohl so um die 5.000 Zuschauer locker fassen. Früher soll Frank Sinatra hier aufgetreten sein. Julio Iglesias singt hier wohl heute noch (nur kann ich mir nicht vorstellen, das da auch 5.000 Leute kommen *grins*).

Anschließend sind wir weiter nach La Romana gefahren. Hier haben wir eine Zigarrenmanufaktur besucht. Das Wort Zigarrenfabrik wäre hier fehl am Platz. Die "Fabrik" besteht aus einer Lagerhalle, wo meist Frauen damit beschäftigt sind, Tabak für die Zigarren vorzubereiten und die Zigarren schließlich zu drehen. Also alles Handarbeit. Schon wenn man durch die Tür tritt, bekommt man einen Tabakschock. Die Leute sind am Abend bestimmt high von dem strengen Geruch in der Halle. Wir haben uns angesehen, wie die Rohzigarre gedreht wird und anschließend an einem anderen Platz in einem anderen Arbeitsgang das Deckblatt fein säuberlich rumgelegt wird. Ich geb's zu, der Hammer war das jetzt nicht, aber doch mal interessant es gesehen zu haben.

Auf dem Rückweg von La Romana kommt man nach einer ganzen Zeit zu einer Stelle, wo die Straße recht kunstvoll wie eine Kerbe in den Berg geschnitzt ist und steil herunter zum Chavonfluss führt. Auf der anderen Seite des Flusses geht die Straße dann genauso steil in den Berg geritzt wieder nach oben. Hier, unten kurz vor dem Stauwehr, sind wir abgebogen und zu einem kleinen versteckten, ja wie soll man es nennen, Restaurant gefahren. Hier sind wir auf ein Boot umgestiegen, einem Hausboot nicht unähnlich. Hier gab es das (Nach-)Mittagessen. Schweinekoteletts, Hühnerbeine und Reis mit Bohnen. Dazu Süßkartoffeln und Obst. Zu trinken gab's natürlich Rum. Das gehört hier einfach dazu. So haben wir also zwei Dinge miteinander verbunden. Eine Bootsfahrt auf dem Chavonfluss und ein gutes Essen.

Nach der Bootsfahrt hat uns der Tourführer dann den Garten gezeigt, der direkt neben dem Restaurant angelegt ist. Hier gibt es alles zu sehen, was die dominikanische Natur so hervorbringen kann. Es ist unglaublich, was hier einfach so wächst. Angefangen von Mandelbäumen und Cashewbäumen über Mangos, Papayas und Pampelmusen bis zu grünen Orangen und sauren grünen Orangen gibt's hier alles. Von den meisten Sachen haben wir auch probiert (ein Teil der Früchte war noch nicht reif). Mein Favorit sind ja die grünen Orangen. Die typische orangene Orange, wie wir sie kennen, gibt es hier nicht. Hier gibt es grüne Orangen, so rund wie ein Ball. Geschmack : lecker hoch drei. Auch alle anderen Sachen, die man auch bei uns bekommt, schmeckten vom Baum zehnmal besser. Als letztes hat der Guide noch in einem Tümpel eine große Wasserkartoffel ausgegraben und mitgenommen. Die gab's wohl abends zum Abendessen.

Damit war das Programm auch zu Ende und wir sind zurück zum Hotel gefahren, wo wir so gegen 16 Uhr / 16.30 Uhr angekommen sind. Den Rest des Tages habe ich dann noch mit Tasche packen vertrödelt. Am nächsten Tag mussten wir ja schließlich wohl oder übel abreisen.

Fazit :

Die Tour hat sich, auch wenn es sich im Text eventuell nicht so interessant anhört, gelohnt. Schon alleine durch die umfangreichen Erklärungen und Erzählungen des Guides haben wir wirklich viele Sachen über Land und Leute erfahren. Die Tour hat pro Nase 49 Dollar gekostet und bot eigentlich eine anständige Leistung dafür. Weiterer Pluspunkt war natürlich, das wir nur sechs Leute waren. Da kann man natürlich ganz anders mit der Gruppe umgehen, wie bei einer großen Meute.

Diese L'Tour - Agentur bietet übrigens noch weitere Touren an. Laut Prospekt gibt's auch Nachlässe, wenn man mehrere Touren kombiniert. Zu finden immer morgens beim ersten Zelt der kleinen bunten Budenstadt am Ende des Strandes.

 

 

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